Es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, ehe am Westrand von Nellingen die ersten Baukräne auftauchen. (Symbolbild) Foto: dpa

Die Pläne für das neue, 1000 Menschen Lebensraum bietende Wohngebiet in Nellingen werden deutlich reduziert – von zwölf auf acht Hektar. Denn die Frage ist: Wie viel Wachstum verträgt eine Stadt wie Ostfildern?

Ostfildern - Wie viel Wachstum verträgt eine Stadt? Das ist die zentrale Frage für die Entwicklung eines geplanten Neubaugebiets am Westrand des Ostfilderner Stadtteils Nellingen. Dort sollte auf einer Fläche von knapp zwölf Hektar Wohnraum für rund 1000 Menschen geschaffen werden. Trotz Wohnungsnot landauf landab raten die Fraktionen im Gemeinderat jedoch, sich mit den Planungen Zeit zu lassen und zunächst die Auswirkungen auf die Stadt zu prüfen. Zwar besteht im Gremium grundsätzlich der Wille, das Projekt umzusetzen, doch solle sich die Verwaltung zunächst auf die Entwicklung von nur etwa acht Hektar des Gesamtgebiets, nämlich den nördlichen Teil, konzentrieren. Der Vorschlag der Freien Wähler, das Vorhaben komplett auf Eis zu legen, fand in der jüngsten Gemeinderatssitzung keine Mehrheit.

Dämpfer für die große Euphorie

Mit großer Euphorie hatte die Stadtverwaltung Ostfildern das Großprojekt „Nellingen West“ in Angriff genommen. Ende Januar waren die Ergebnisse eines Ideenwettbewerbs vorgestellt worden, wobei gleich drei Arbeiten ausgezeichnet wurden – verbunden mit der Bitte, noch einmal nachzuarbeiten, weil keiner der Entwürfe so recht nach dem Geschmack der Verantwortlichen war. Nun hat sich die Verwaltung darauf geeinigt, den Plänen des Münchner Architekturbüros H2R den Zuschlag zu geben.

Aber mit großem Hurra wollen sich die Gemeinderatsfraktionen nicht auf deren Umsetzung stürzen. Die Freien Wähler fürchten, schon allein die Verkehrsinfrastruktur könne mit der Dimension des Gebiets nicht Schritt halten. Deshalb wollen sie und die Pläne „auf jetzigem Stand einfrieren“, wie ihre Sprecherin Corina Raisch erklärte. Die Freien Wähler stimmten noch nicht einmal der Entwicklung des nördlichen Teilgebiets zu. Denn zunächst müsse aufgezeigt werden, „welche Folgen solche Einwohnerzuwächse haben“, wie die Stadrätin Petra Hönschel-Gehrung schon in ihrer Haushaltsrede kritisch anmerkte. Schließlich seien die Kapazitäten des städtischen Personals und der öffentlichen Einrichtungen, insbesondere der Kindergärten und Schulen, begrenzt.

Dazu passt auch die Einschätzung von Tobias Schramek, dem Geschäftsführer des Turnvereins Nellingen (TVN), zu einer solchen Dimendion von neuen Mitbürgern im Stadtteil Nellingen. Wenn sich beim TVN plötzlich 400 Neumitglieder anmeldeten, „würden wir schon allein von den Hallenkapazitäten her an unserer Grenzen stoßen“, sagt er.

Baugebiet ist „deutlich zu weit gefasst“

Die Grünen sind überzeugt, der zu bebauende Bereich sei „deutlich zu weit gefasst“, so deren Stadtrat Jürgen Kleih. Der südliche Teil weise eine zu geringe Baudichte auf und sei zu weit von der nächsten Stadtbahnhaltestelle entfernt. Im Nordteil des Gebiets sehen die Grünen indes „sehr gute Ansätze“. Die SPD-Stadträtin Stefanie Sekler-Dengler betonte ebenfalls, für ihre Fraktion besitze die Entwicklung dieses Teilgebiets „Priorität“. Die CDU will „auf keinen Fall einen neuen Stadtteil schaffen“, sondern lediglich eine Aufsiedelung als Ergänzung zum bestehenden Stadtteil Nellingen, wie die Stadträtin Elfie Kolm ausdrücklich betonte. Auch sie spricht sich dafür aus, die Planungen für den nördlichen Teil voranzutreiben, denn die CDU sei von dem Verkehrskonzept dort „besonders überzeugt“.