Auf diesen Äckern am westlichen Rand von Korntal sollen dereinst 800 Menschen leben. Foto: factum/Granville

Das Neubaugebiet sollte nach bisheriger Planung in zwei Etappen entstehen. Ein rasches Bevölkerungswachstum und eine hohe Nachfrage nach Wohnraum führen nun dazu, dass diese Entscheidung revidiert wird.

Korntal-Münchingen - Behutsam und nachhaltig sollte das geplante neue Wohngebiet Korntal-West entwickelt werden. Diese Grundgedanken gab der Gemeinderat der Stadtverwaltung mit auf den Weg, als es um die Realisierung des künftigen Neubaugebiets ging. Diesem Anspruch trugen auch die geplanten beiden Bauabschnitte Rechnung, die der Gemeinderat im Juli des vorigen Jahres beschloss. Weil sich Rahmenbedingungen und Bedarf geändert haben, hat das Gremium diese Entscheidung nun in der Sitzung am Dienstag revidiert. Das Baugebiet wird jetzt als Gesamtgebiet in einem Zug entwickelt.

Der Grund für die Entscheidung ist vor allem ein starker Anstieg der Einwohnerzahlen der Stadt. „Die Einwohnerprognosen sind überholt“, sagte der Bürgermeister Joachim Wolf. Rund 19 400 Menschen leben derzeit in Korntal-Münchingen. Eine Zahl, die die Stadt laut Prognose eigentlich erst im Jahr 2035 hätte erreichen sollen. Und die Nachfrage nach Wohnraum ist weiter hoch. Von „neuen Tatsachen“ sprach deshalb der Wirtschaftsförderer Stefan Wolf. Die Verwaltung sprach sich für die Gesamtentwicklung aus – und verwies auf weitere Vorteile, die damit aus ihrer Sicht zusammenhängen.

Sorge um Glaubwürdigkeit

Der Planungsaufwand ist demnach ebenso geringer wie der Beratungs- und Entscheidungsaufwand, auch wären bis zum ehemals geplanten zweiten Bauabschnitt wohl neue Gutachten nötig gewesen. Die Anwohner, sagte Sonja Widmann, die Fachbereichsleiterin Hoch- und Tiefbau, wären nur einmal Baulärm ausgesetzt. Insgesamt, so die Rechnung der Stadt, könne rund eine Million Euro an Mehrkosten durch die singuläre Entwicklung des Gebiets gespart werden.

Skepsis am neuerlichen Vorgehen kam vor allem von den Grünen. „Die abschnittsweise Entwicklung hat zur Akzeptanz bei der Bevölkerung beigetragen“, sagte Harald Wagner – kein zu vernachlässigender Punkt, wenn man bedenkt, dass das Baugebiet schon lange anvisiert war und in der Vergangenheit am Widerstand von Bürgern gescheitert ist. Auch der Bürgermeister Joachim Wolf räumte ein, es drohe ein Glaubwürdigkeitsverlust, schließlich hatte man sich auf die Bauabschnitte geeinigt.

Erste Häuser frühestens 2018

Die meisten anderen Räte – mit Ausnahme von einigen Grünen- und CDU-Räten – schlossen sich nichtsdestotrotz der Argumentation der Verwaltung an. „Die Entwicklung lässt keine andere Entscheidung zu“, sagte die FDP-Fraktionsvorsitzende Viola Noack. Für Guntram Schrempp (SPD) sind nicht die finanziellen Vorteile ausschlaggebend, sondern die einheitlichen Rahmenbedingungen für alle Grundstückseigentümer.

Für die rund 800 erwarteten Neubürger werden nach den Planungen der Stadt wohl ein sechsgruppiger Kindergarten und drei Gruppen im Krippenbereich nötig sein. Auch auf die Teichwiesenschule wirkt sich der Zuzug wohl aus: Statt wie derzeit dreieinhalb könnte die Grundschule vier, im Ausnahmefall auch fünf Züge haben.

Bis die ersten Bewohner in Korntal-West einziehen, wird es indes noch eine Weile dauern. Frühestens 2018 könnten die ersten Häuser gebaut werden. Nun werden erst einmal die Bürger im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung um ihre Meinung gebeten. Bei einer Veranstaltung am 20. Juni wird die Stadt über den Planungsstand informieren.