Noch ist das Gebiet, in dem einmal 780 Menschen leben sollen, ein Acker. Foto: factum/Granville

Im Korntal-Münchinger Gemeinderat wurde die Frage diskutiert, wie sich der Zuzug von 780 Menschen im Neubaugebiet dereinst auf die Straßen auswirken könnte. Planer sehen keine Probleme – jedenfalls außerhalb des Ortskerns.

Korntal-Münchingen - Die Stadt Korntal-Münchingen möchte im Westen Korntals wachsen. Das ist lange bekannt, seit Jahren wird nicht nur im Gemeinderat um die Details des neuen Baugebiets gerungen. Der aktuelle Stand: auf zehn Hektar Fläche (siehe Karte rechts) sollen rund 370 Wohneinheiten entstehen – und darin bis zu 780 Menschen leben. Noch ist die Planung nicht abgeschlossen; so steht noch nicht fest, wann das Gebiet dereinst erschlossen sein könnte. Im frühesten Fall könnte mit der Bebauung in vier Jahren, also 2019, begonnen werden.

Ein Streitpunkt und eine Sorge vieler Bürger ist der mit dem Neubaugebiet verbundene Verkehr. Schon 2012 hat das Planungsbüro BS Ingenieure aus Ludwigsburg den Verkehr an zentralen Punkten untersucht, um abschätzen zu können, wie sich der Zuzug von fast 800 Menschen auf die Straßen auswirkt. „Sehr gute Verkehrsqualitäten“ hat das Büro den Straßen damals bescheinigt – und war dennoch kritisiert worden, weil das untersuchte Gebiet nicht groß genug sei.

2150 Fahrten mehr am Tag

Nun haben die Planer nachgelegt und den Knotenpunkt Charlottenstraße und Wilhelmstraße hinzugezogen. Die Ergebnisse wurden jüngst im Gemeinderat vorgestellt. Wieder heißt es: der Verkehr wird kein Problem. Gut 2150 Fahrten könnten die Bewohner von Korntal West in zehn Jahren machen – am Tag. Für die geplante Kindertagesstätte kämen noch 250 Fahrten hinzu. Der Großteil des Verkehrs in den Ort hinein dürfte sich durch die Neuhalden- und die Uhlandstraße schlängeln. Was die Neuhaldenstraße betrifft, haben einige Stadträte Bedenken. „Wenn der Verkehr dort bis zur Stadtmitte geht, wird es sehr eng“, sagte etwa die FDP-Rätin Viola Noack. Der Freie Wähler Otto Koblinger teilt ihre Sorgen. Der Bürgermeister Joachim Wolf widersprach: „Der Hauptverkehr fließt dort nicht bis ins Zentrum.“

Auch wenn die Planer bescheinigen, dass der Verkehr trotz des Bevölkerungszuwachses wohl fließen wird, blieben einige Räte grundsätzlich skeptisch. „Die Bürger werden belastet“, sagte Koblinger. „Wir hatten gehofft, dass man das besser aufteilen kann.“ Damit spielte der Freie Wähler auf die verworfene Möglichkeit an, auch die Landhausstraße als Zugangsstraße für Korntal-West zu nutzen. Die Planer und somit auch die Verwaltung aber kamen zu dem Ergebnis, dass das kaum Entlastung bringen würde. Weil sie nicht direkt ins Zentrum von Korntal führt, wäre die Landhausstraße wohl nur für einen Bruchteil der Autofahrer attraktiv. Insgesamt geht die Stadt davon aus, dass der Verkehr „vergleichsweise“ stark zunimmt – und schiebt nach, dass das damit zusammenhänge, dass die Ausgangswerte gering seien, es also nicht viel Verkehr gibt.

Innenstadt bleibt außen vor

Wie indes die Innenstadt durch das Mehr an Autos belastet wird, wurde nicht im Detail untersucht. Das kritisierte der Grünen-Rat Harald Wagner: „Darüber gibt es keine Angaben, obwohl das sehr wichtig ist.“ Die Verwaltung hofft, dass viele zum Einkaufen das Fahrrad nehmen. Bürgermeister Wolf betonte, man wolle eine „Demotorisierung“ der Innenstadt. Würden alle das Auto nehmen, das gab Wolf offen zu, würde der Verkehr vor allem in der Johannes-Daur-Straße stark zunehmen. Mehr Parkplätze sind laut dem Technischen Beigeordneten Ralf Uwe Johann aber nicht geplant: „Wir wollen es nicht zu komfortabel machen.“

Auch beim Thema Regen ist man ein Stück weiter. Die Räte beschlossen, ein Regenrückhaltebecken westlich der Gleise der Strohgäubahn zu bauen. Fast eine Million Euro kostet diese Lösung.

Die Grünen bekräftigten indes ihre Kritik am generellen Vorhaben. „Hier wird eine Immobilienblase befriedigt“, sagte Wolf Ohl. Das Konzept sei zudem „konventionell“, an autofreie Quartiere habe man nicht gedacht. Der Bürgermeister entgegnete, das wollten die Bürger nicht. Was die Bürger wollen, will die Stadt im Frühjahr herausfinden – mit einer Infoveranstaltung und einer frühzeitigen Beteiligung.