Das Gebäude an der Eberhardstraße mit der Kachelfassade wird durch vier Giebelhäuser mit Wohnungen, Büros und Handel ersetzt. Bauherr ist LBBW-Immobilien. Foto: loomn architektur/visualisierung Jost Hauer

Nicht das erst-, sondern der zweitplatzierte Büro hat sich im Wettbewerb um die Bebauung der markanten Ecke gegenüber dem Tagblatt-Turm durchgesetzt. Dafür hat vor allem die CDU gesorgt.

Stuttgart - Nach mehreren Anläufen und einem Streit um die Architektur kann die LBBW Immobilien GmbH das Quartier zwischen Eberhard-, Stein- und Geißstraße neu bebauen. Den Wettbewerb dazu hatte der Investor Ende 2017 unter elf Büros ausgeschrieben, im April 2018 entschied sich die Jury mehrheitlich (neun gegen vier Stimmen) für die kubische Architektur mit Flachdächern von h4a Gesert + Randecker (Stuttgart). Stadträte zunächst vor allem der CDU sprachen dagegen, sodass auch der zeitplatzierte Jo. Franzke (Frankfurt) mit Giebelhäusern im Rennen bleib.

Die Einmischung der Politiker und das Bekanntwerden der nichtöffentlichen Abstimmung des Preisgerichts löste Protest bei der Architektenkammer aus. Deren früherer Präsident Wolfgang Riehle, zugleich Jury-Vorsitzender, appellierte, die „Qualitätssicherung von Architektur“ durch die Wettbewerbsverfahren nicht aufzugeben. Kammer und Bund Deutscher Architekten (BDA) warnten, die Stadt könnte „in Mittelmäßigkeit versinken“, wenn man über Entscheidungshoheiten diskutiere, man betrachte die einseitige Entscheidungsfindung und das Ignorieren einer Preisgerichtsempfehlung mit Sorge.

Aus drei werden nun vier Häuser

Das Büro Jo. Franzke erhielt nach der Überarbeitung im Februar 2019 den Zuschlag und besserte nach. Aus drei wurden vier Giebelhäusern in der Eberhardstraße 18 bis 22 und auch vier Giebel zur Geißstraße hin, dazwischen gibt es im Wohnteil einen Innenhof mit moosbewachsenen Fassaden. Mit der geschlossenen Bebauung nehme man die Struktur der Altstadt auf, entlang der Eberhardstraße werden sechs bis sieben, zur Geißstraße vier bis fünf Geschosse geschaffen, jedes Haus erhalte seine eigene, detailreiche Natursteinfassade, so Architekt Jo Franzke. Man wolle die „Sprache der Altstadt nicht verleugnen“. Von den 11 240 Quadratmeter Geschossfläche sollen 3731 für Wohnen (anderthalb bis vier Zimmer, 20 Prozent gefördert) und rund 5000 für Büros, Gastronomie und Handel genutzt werden, der Rest wird für Technik benötigt.

Debatte über Tiefgarage

Alle Fraktionen begrüßten die Überarbeitung als gelungen, die CDU sieht sich am Ziel. Man habe für den Wandel im Entwurf gekämpft, so Stadtrat Philipp Hill. Als problematisch erachten manche die Zufahrt in die doppelstöckige Tiefgarage an der Geißstraße. Die Linksfraktion würde wenn möglich auf Stellplätze komplett verzichten. Man habe „keine Interesse an großer Verkehrsbewegung“ und wollen die Zahl der Stellplätze minimieren, sagte Johannes Schlosser, Geschäftsführer der LBBW Immobilien Development GmbH.

Anderthalb Jahre werden noch vergehen, bis der Bebauungsplan für das Vorhaben fertig sei, auch der Straßenraum rundum solle neu gestaltete werden, so Detlef Kron, Leiter des Amtes für Stadtplanung und Wohnen. Mit dem Neubau verschwindet auch der Kaufhof-Überbau über die Steinstraße.