So soll der neue Ludwigsburger ZOB einmal aussehen. Foto: Visualisierung Patricia Bagienski

Die Bauarbeiten am ZOB in Ludwigsburg sollen drei Jahre dauern. Dann erst entsteht die zweite Fußgängerunterführung – das Thema Stadtbahn ist derweil noch lange nicht geklärt.

Knapp vierzig Jahre hat der zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) in Ludwigsburg auf dem Buckel. Seit seiner Einweihung im Jahr 1987 hat der Zahn der Zeit nicht nur an ihm genagt, sondern auch an dem Autotunnel, der darunter hindurchführt – Wassereintritt und zunehmende Bauwerksschäden machten dessen Sanierung dringend erforderlich, so Denise Kamp, die bei der Stadt für die integrierte Mobilitätsplanung zuständig ist.

 

Hinzu kommt: Der ZOB ist nicht barrierefrei. Angesichts der Tatsache, dass am benachbarten Ludwigsburger Bahnhof täglich rund 50 000 Fahrgäste ankommen und abfahren, was laut Bahnprognose noch zunehmen wird, und dass die Buslinien am ZOB ein Einzugsgebiet von rund 300 000 Einwohnern bedienen, besteht Handlungsbedarf.

Dennoch hat man die Arbeiten an dem Verkehrsknotenpunkt mehr als zehn Jahre wegen Geldmangels hinausgeschoben. Der ist zwar noch eklatanter geworden, aber jetzt müsse man handeln, hieß es seitens der Stadtverwaltung bei der Präsentation der überarbeiteten Pläne am Donnerstag. Der Umbau stellt mit rund 23 Millionen Euro verbleibenden Kosten für die Stadt – nach Abzug von Fördergeldern, jedoch ohne Berücksichtigung des Grunderwerbs – nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine logistische Herausforderung dar.

Denn während des Umbaus wird ein Teil des Betriebs aufrechterhalten, der ZOB wird nicht komplett stillgelegt. „Das wäre uns zwar lieber gewesen, weil wir dann am schnellsten fertig gewesen wären, aber das ist nicht machbar“, so Kamp. Es reicht auch nicht, den Busbahnhof samt Autotunnel einfach nur zu reparieren und aufzuhübschen. Es wird komplett neu gebaut. Damit soll auch gleich der Eingang zur Stadt einladender gestaltet werden.

Gebaut wird in drei Abschnitten

Das soll in drei Abschnitten ab Anfang 2027 geschehen. Zur Vorbereitung soll der Halt so vieler Buslinien wie möglich in die Pflugfelder Straße verlegt werden. „Das bleibt dann auch so während der gesamten Bauphase“, so Kamp. Wer mit den Bussen unterwegs ist, die auch weiterhin den ZOB ansteuern, muss sich dagegen je nach Baufortschritt auf unterschiedliche Haltestellen einstellen. Auch die Taxis sollen an den Westausgang des Bahnhofs verlegt werden.

Die sogenannte Markthalle, also die kleinen Geschäfte in der Nähe der Bahngleise, wird abgerissen. Die Platanen vor der Markthalle müssen gefällt werden, weil sie sonst auf der Fahrbahn stehen würden. Sie werden aber durch Neupflanzungen ersetzt. Neue Bäume wird es auch auf der Seite der Musikhalle geben. Ob sie eine Überlebenschance haben, bleibt abzuwarten, denn: „Da sind relativ viele Leitungen“, sagte Oliver Linder vom Fachbereich Stadtplanung und Geoinformation.

Nur noch Fußgänger kommen durch die Myliusstraße

Im zweiten Bauabschnitt wird der Autotunnel saniert. Dann kann man nicht mehr über den oberen Teil der Myliusstraße fahren und die verbleibenden Buslinien steuern den ZOB von Süden her an. Die Fußgänger allerdings können nach wie vor über die Myliusstraße zum Bahnhof gelangen. Der dritte Bauabschnitt im Bereich der Leonberger Straße wird erst dann in Angriff genommen, wenn die Busse wieder über die Myliusstraße fahren können.

Ziemlich eng geht es am ZOB Ludwigsburg zu. Foto: Archiv

Durch den Umbau rückt die Mittelinsel weiter nach Süden, sodass zwischen Bahnhof und Busbahnhof ein etwa 900 Quadratmeter großer, mit Bäumen bepflanzter Bahnhofsplatz entstehen kann. Allerdings erst, wenn die zweite Fußgängerunterführung unter den Gleisen fertiggestellt ist. Die wird erst ab 2030 in Angriff genommen und etwa zweieinhalb Jahre Bauzeit erfordern.

Dann soll auch der Francksteg abgerissen werden, der das Bild am Ludwigsburger Bahnhof immerhin schon seit 1879 prägt. „Er wird kaum noch genutzt und bis zum Abriss auch nicht mehr saniert“, so Bürgermeister Sebastian Mannl.

Billiger ohne Stadtbahn?

Damit Buspassagiere leichter zu den weiter südlich parkenden Bussen gelangen können, wird die neue Mittelinsel breiter als die bisherige. Im vorderen Bereich des ZOB sollen tendenziell die Stadtbuslinien halten, der hintere Bereich ist für die Regionalbusse gedacht. Und noch weiter hinten, auf Höhe der Leonberger Straße, sollen künftig die Busfahrer ihre Pausen machen können.

Spannend bleibt die Frage nach der Stadtbahn. Die würde nach dem derzeitigen Gemeinderatsbeschluss ebenfalls an der Mittelinsel halten und müsste auf dem ZOB wenden. Bürgermeister Sebastian Mannl verwies zur Frage, ob sich das mit der hohen Zahl an Bussen verträgt, auf die Zuständigkeit des Zweckverbands. „Wir stellen nur die Infrastruktur, es gibt kein fertiges Konzept.“ Und: „Eine Wende auf dem ZOB wäre nicht schön, aber machbar.“

Zur Infrastruktur gehört auch, dass das mit Photovoltaik ausgestattete Dach der Mittelinsel wegen der Stadtbahn extrahoch geplant wurde – das gefällt aus Gründen der Optik und Kosten nicht jedem Gemeinderat. Aber, so witzelte Hans-Peter Peifer von den Freien Wählern in der Sitzung des Mobilitäts- und Umweltausschusses am Donnerstag: „Wäre der ZOB ohne die Stadtbahn günstiger? Dann könnten wir noch ein paar Wochen warten.“ Er geht offenbar davon aus, dass die Stadtbahnplanungen noch in diesem Jahr scheitern. Fest steht: Durch das Einplanen einer Stadtbahn sind jetzt schon höhere Kosten entstanden, als dies bei einem reinen Busbahnhof der Fall gewesen wäre.