Hier, direkt vor der Agentur für Arbeit, soll ein Studentenwohnheim entstehen. Foto: Fritzsche

Sowohl Bezirks- wie auch Stadträte kritisieren die geplante Architektur des Studentenwohnheims, das an der Ecke Nordbahnhof-/Rosensteinstraße gebaut werden soll.

S-Nord - Deutliche Worte fanden die Bezirksbeiräte von Stuttgart-Nord in der Sitzung vor den Sommerferien: Wie ein Gefängnis sehe das Gebäude aus, wie ein Klotz, und eine solche Architektur werde sicher keine Preise gewinnen. Stein des Anstoßes sind die Pläne für ein Studentenwohnheim, das die Realgrund AG auf dem Gelände vor der Agentur für Arbeit an der Nordbahnhofstraße, Ecke Rosensteinstraße, bauen will. Entworfen wurden die Pläne vom Stuttgarter Architektenbüro Werkgemeinschaft HHK.

 

Ursprünglich sei dort eine Erweiterung des Jobcenters vorgesehen gewesen, erklärte Alexander Hahne, Projektleiter bei der Realgrund, in der Bezirksbeiratssitzung. Nun wolle die Agentur für Arbeit jedoch Räume im Bürogebäude nebenan nutzen. Also soll auf dem Gelände stattdessen ein Studentenwohnheim mit acht Geschossen entstehen. Dazu müsse ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden, erklärte Matthias Schmid vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung.

Das Projekt wird kritisch gesehen

Ab 2015 soll gebaut werden

345 Plätze in 88 Wohngemeinschaften sind geplant: jeweils vier Zimmer pro Wohngemeinschaft, plus Bad und Küche. Im Erdgeschoss soll es neben behindertengerechten Zimmern auch abgetrennte Verkaufsflächen für Gewerbe geben. In der bereits bestehenden Tiefgarage der Agentur für Arbeit sind Stellplätze vorgesehen, auch für E-Mobile, Carsharing und Fahrräder. „Mit dem Studentenwerk Stuttgart werden wir einen langlaufenden Mietvertrag abschließen“, erklärte Hahne. Das Studentenwerk werde auch die Zimmer an Studenten vermieten. Von Beginn des Jahres 2015 an soll gebaut werden.

Die Bezirksbeiräte waren nicht zufrieden mit dem, was man ihnen da vorschlug. „Wir sehen das Projekt kritisch“, sagte Ralph Wöhrle (Bündnis 90/Die Grünen). „Architektonisch wird das Gebäude keinen Preis gewinnen“, ergänzte Parteikollege Stavros Dalakakis. Er mache sich Sorgen, ob das Gebäude mit dem auf der gegenüberliegenden Seite entstehenden Neubebauung auf dem Staiger-Areal harmonieren werde, und ob acht Geschosse nicht zu hoch für die umliegenden Häuser seien. Überhaupt waren sich die Lokalpolitiker einig, dass das geplante Gebäude, mit einer Länge von hundert Metern, direkt am Eingang zum Nordbahnhofviertel falsch platziert sei: „Furchtbar, wenn man da so einen Klotz sieht“, sagte Christian Lohr, ebenfalls Grüne. „Ich finde, das sieht aus wie ein Gefängnis“, stimmte Hans-Christian Wieder (CDU) zu. Mehrere der Lokalpolitiker regten eine Mischnutzung des Gebäudes an, also nicht ausschließlich studentisches Wohnen. Die Planung stehe noch ganz am Anfang, erklärte dazu Alexander Hahne. Die Fassade des Gebäudes solle durch Vor- und Rücksprünge und mehrere Eingänge attraktiv gemacht werden. Matthias Schmid ergänzte, dass eine Mischnutzung aus studentischem und normalem Wohnen nicht möglich sei, da bei regulären Wohnungen eine höhere Zahl an Stellplätzen erforderlich sei.

Konzept per Beschluss abgelehnt

„Wir sind in der Zwickmühle“

Bezirksvorsteherin Andrea Krueger stimmte ihren Räten zu: „Wir sind in der Zwickmühle. Dieses Konzept überzeugt niemanden im Kreis. Dass ein Bebauungsplan erstellt wird, dagegen haben wir nichts, aber nicht mit diesem Konzept. Es ist schlicht und einfach der falsche Vorschlag an diesem Ort.“ So lautete schließlich auch der Beschluss, den das Gremium verabschiedete: Der Aufstellung eines Bebauungsplanes werde zugestimmt, die aktuelle planerische Konzeption werde aber abgelehnt. Der technische Ausschuss des Gemeinderates stimmte der Beschlussvorlage einen Tag später jedoch zu. Allerdings wurde das monotone Aussehen der Fassade auch von den Stadträten kritisiert.

„Um das Thema Fassade müssen wir uns kümmern, diese Aufgabe haben wir verstanden“, sagt Alexander Hahne auf Nachfage. Die Kritik könne er ein Stück weit verstehen, allerdings seien die Planungen in einer frühen Entwurfsphase, und manches sei nicht optimal dargestellt gewesen: „Die vorhandenen Zeichnungen geben lediglich einen technischen Eindruck. Der nächste Schritt ist, das Konzept zu verfeinern. Daran arbeiten wir momentan.“