Wieder investiert das Land viele Millionen Euro in den Hochschulstandort Kreis Esslingen. Diesmal geht es um einen Neubau am Standort Braike der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen.
Einen Campus der kurzen Wege strebt die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) im Stadtteil Braike an. Dort ist am Donnerstag, 6. Februar der Spatenstich für einen auf rund 26 Millionen Euro taxierten Neubau erfolgt, der die drei Studiengänge der Kunst- und Theatertherapie von den unterschiedlichen Standorten holen und unter einem Dach vereinen soll. Die Pläne stammen vom Büro Michel + Wolf Architekten Stuttgart.
„Mit dem Neubau machen wir Schluss mit der Zersplitterung der Kunst- und Theatertherapie auf verschiedene Häuser und unterstützen die Hochschule weiterhin nach Kräften. Trotz schwieriger Haushaltslage investieren wir in den Bildungs- und Wissenschaftsstandort Baden-Württemberg“, erklärte der Ministerpräsident Winfried Kretschmann beim Spatenstich in Nürtingen. Damit stärke die Landesregierung Forschung und Lehre in gesellschaftlich relevanten Fächern und setze ein Zeichen für Humanität, Menschenwürde und Zusammenhalt in Baden-Württemberg.
PV auf dem Dach und begrünte Fassaden
Das neue Gebäude werde den Campus Braike aufwerten, sagte die Finanzstaatssekretärin Gisela Splett. Das geplante Gebäude entspreche mit seinem reduzierten Technikeinsatz, seiner auf eine lange Lebensdauer ausgerichteten Materialwahl, der Fassadenbegrünung, Photovoltaik auf dem Dach und dem Nahwärmeanschluss den Zielsetzungen des nachhaltigen Bauens.
Alle Gebäude der HfWU auf dem Campus Braike, das Wohnheim des Studierendenwerkes, die Gebäude des Staatlichen Seminars für Didaktik und Lehrerbildung und der benachbarten Johannes-Wagner-Schule (JWS) sollen an das geplante Nahwärmenetz angeschlossen werden. Die klimaneutral erzeugte Wärmeenergie soll in der bisherigen Heizzentrale der JWS erzeugt werden. Außerdem soll das Dach mit einer Photovoltaikanlage mit rund 600 Quadratmetern belegt werden. Die PV-Anlage erzeugt dann jährlich etwa 114 000 Kilowattstunden Strom.
Den „hervorragenden Ruf der HfWU bezüglich der Kunst- und Theatertherapie in Deutschland und Europa hob der Wissenschaftsstaatsekretär Arne Braun hervor: „Das Angebot an Bachelor- und Masterstudiengängen ist bundesweit einzigartig. Die Studienelemente sind eine spannende Verbindung aus Methoden der Psychotherapie und Theaterpädagogik“, erklärte er. Die Studiengänge in der Fakultät Umwelt Gestaltung Therapie waren zeitweise auf bis zu acht unterschiedliche Standorte verteilt. Der Neubau am Campus Schelmenwasen soll im Sommer 2029 fertig werden. Ursprünglich sollten bereits 2024 die Bagger rollen. Verantwortlich für das Projekt ist der Landesbetrieb Vermögen und Bau Ludwigsburg.
Voraussichtlich vier Jahre Bauzeit
Mit dem Neubau erhalten die Studienangebote nun die laut HfWU dringend notwendigen Atelier-, Bühnen- und Gestaltungsflächen, die für eine zeitgemäße Hochschullehre in diesen Disziplinen unabdingbar seien. Nach der Fertigstellung sollen rund 300 junge Menschen zusätzlich in der Braike studieren. Der viergeschossige Kubus mit Flachdach soll rund 4000 Quadratmeter Fläche bieten. Neben Hörsaal, Atelier-, Seminar-, Theater- und Bewegungsräumen wird auch Platz für Werkstätten und Büros geschaffen. Der HfWU-Rektor Professor Andreas Frey erwartet eine Aufwertung für den Campus Braike, der in der Vergangenheit etwas im Schatten der Hochschulentwicklung in der Nürtinger Innenstadt gestanden habe. Nun werde der Standort Braike profitieren und an Attraktivität gewinnen.
Die HfWU, die 2024 ihr 75-jähriges Bestehen feierte, konnte 2016 die private Hochschule für Kunsttherapie Nürtingen (HKT) mit den Studiengängen Kunst- und Theatertherapie eingliedern.