Die Module und die Logistik für den temporären Ersatz im Leonberger Teilort sollen Stand jetzt knapp sechs Millionen Euro kosten. Der Standort scheint interessant, ist aber wohl machbar.
Viele Jahre schon wird im Leonberger Gemeinderat über die Warmbronner Grundschule debattiert. Formal ist der Neubau der maroden Bildungseinrichtung längst beschlossen. In der Praxis aber verhindern zahlreiche Hürden den dringend notwendigen Start des Projekts. In der jüngeren Vergangenheit – sprich im November des vergangenen Jahres – war das Thema wieder einmal auf der Tagesordnung gelandet. Damals war es, wie so oft, um den Wald gegangen, der die Schule an der Büsnauer Straße umgibt.
Wald war in der Vergangenheit immer wieder ein Thema
30 Meter muss der Abstand zwischen Schulbebauung und Bäumen betragen. Die Forstbehörden von Kreis und Regierungspräsidium nennen als Gründe unter anderem das veränderte Klima sowie die Gefahr von herabfallenden Ästen. Forst-Vertreter hatten sich in der Vergangenheit selbst ein Bild von der Situation vor Ort gemacht. Es schien ein Thema zu sein, zu dem Runde um Runde gedreht wird und wenig passiert.
Kommt nun aber tatsächlich Bewegung in die ganze Angelegenheit? Man könnte es fast meinen. In der jüngsten Sitzung des Sozial- und Kultusausschusses sprach sich das Gremium für den Kauf von Modulen aus, um in Warmbronn eine Interimsschule zu errichten. Die soll, wenn es einmal soweit ist, mitten auf der Büsnauer Straße stehen, südlich der Tennishalle und des Schülerhorts.
Die Wahl zwischen Kaufen und Mieten fiel nicht wirklich schwer
An diesem Dienstag entscheidet der Gemeinderat. Der Ausschuss indes hatte bei seiner Empfehlung die Wahl zwischen Kauf oder Miete für rund fünf Jahre – und entschied sich für Ersteres. Gut 5,1 Millionen Euro brutto werden Stand jetzt dafür fällig, inklusive Erschließung und Photovoltaikanlage. Hinzu kommen noch rund 730 000 Euro für Demontage und Abtransport, wenn die Module nicht mehr gebraucht werden. Georg Zakrzewski, Leiter der Technischen Abteilung und des Gebäudemanagements der Stadt Leonberg, wies jedoch ausdrücklich darauf hin: „Es handelt sich hier um tagesaktuelle Preise, die wir von einem Hersteller eingeholt haben.“ Ausgeschrieben sei noch nichts, die endgültigen Preise am Markt kenne man ebenfalls noch nicht. Für eine Miete hatte die Stadt in ihrer Vorlage erwartbare Kosten von rund 5,4 Millionen Euro genannt.
Dass ein Kauf der Module am Ende mehr Sinn ergibt als eine Miete, darüber war man sich im Gremium schnell einig. Falls es dann doch länger dauere, sei „eine Mietverlängerung so eine Sache“, merkte Georg Pfeiffer (Freie Wähler) an. Ein Modulpaket im städtischen Eigentum zu haben, sei sicher sinnvoll. Frank Albrecht (SALZ) gefielen die „gut ausgearbeiteten Pläne“. Und wenn man die Module kaufe, könne man sie dann ja auf den Rathausparkplatz stellen, wenn dort eine Schulerweiterung benötigt werde.
Anspruch auf Ganztagsbetreuung greift ab dem Schuljahr 2030/31
Die Warmbronner Schule werden im Schuljahr 2024/25 wohl rund 180 Kinder besuchen. Und sie ist nicht nur baufällig, sie soll zudem zur Ganztagsgrundschule ausgebaut werden. Das erfordert mehr Räumlichkeiten. Der Anspruch auf Ganztagesbetreuung greift ab dem Schuljahr 2030/31. An – oder besser gesagt: auf – der Büsnauer Straße ist nun ein dreigeschossiger Modulbau angedacht – das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie aus dem Frühjahr.
Das Grundstück des Schülerhorts „Baumhaus“ soll während der Interimszeit als Schulhoffläche genutzt werden. Hierfür soll der Hort zurückgebaut werden und durch befestigte Hoffläche ersetzt werden. Gehweg, Straße und insgesamt 14 Parkplätze würden wegfallen. Außerdem müssten sechs Bäume gefällt werden, die nach dem Rückbau ersetzt werden sollen. „Der Zugang zum Jugendhaus, zum Sportverein, zur Sporthalle beziehungsweise Tennishalle ist weiterhin über die parallele Straße zwischen den restlichen Parkflächen möglich“, heißt es in der Vorlage zur Ausschusssitzung.
Außenliegender Aufzug laug Cohn „charmant“
Enthalten soll der Interimsbau auch einen Aufzug. Dass dieser außen und quasi frei stehend installiert werden könnte, dafür machte sich die scheidende SPD-Stadträtin Christiane Hug-von Lieven stark. „Das wäre mein Vermächtnis“, sagte sie schmunzelnd. Oberbürgermeister Martin-Georg Cohn, der nach langer Krankheitspause wieder eine Sitzung des S-Ausschusses leitete, fand das charmant. „Man könnte ja vielleicht mit Stegen arbeiten.“