Pfarrer Georg Nicolaus hatte Anfang der Woche seinen ersten Arbeitstag Foto: Natalie Kanter

Georg Nicolaus kommt von der Alb. Der neue evangelische Pfarrer in Echterdingen liebt Bücher, Bäume und moderne Lieder.

Echterdingen - Ein bunter Willkommensgruß am Pfarrhaus, ein herzlicher Empfang mit 50 Leuten und Posaunenchor und viele freundliche Worte zum Neubeginn: Georg Nicolaus erster Eindruck von seiner neuen Gemeinde fällt durch und durch positiv aus. „Das menschliche Miteinander wird hier großgeschrieben“, sagt er. „Es ist richtig, hier zu sein.“

Der Mann mit hoher Stirn, markanter Brille und breitem Lachen ist neuer evangelischer Pfarrer in Echterdingen. Der 43-Jährige tritt die Nachfolge von Joachim Scheuber an, den es nach Winterbach gezogen hat und dort seit knapp einem Jahr geschäftsführender Pfarrer ist. Seit Anfang der Woche ist die Stelle, die elf Monate lang frei war, wieder besetzt. Nicolaus hatte seinen ersten Arbeitstag und Pfarrer Burkhard Neudorfer darf sich über tatkräftige Unterstützung freuen. „Die Zeit der Vakanz hat ein Ende“, schreibt der Kirchengemeinderat in seiner Einladung zum Festgottesdienst am Sonntag.

Der Neue, dessen Nachname richtig gut zu seinem Beruf passt, wird an diesem Tag offiziell in sein Amt eingeführt. Noch ist offen, wie die genaue Aufgabenverteilung zwischen ihm und Neudorfer aussieht. Nicolaus hat sich aber bereits Ziele gesetzt. Er will sich zunächst alles genau anschauen und die vielen Menschen, die in dieser Kirchengemeinde aktiv sind, kennenlernen.

Zuhören können soll eine seiner Stärken sein. „Die Leute haben mir schon immer extrem gerne ihre persönlichen Geschichten erzählt“, sagt Nicolaus. Auch deshalb stand für den Pfarrerssohn bereits mit zehn Jahren fest, dass auch er einmal als Gemeindepfarrer seine Brötchen verdienen will. Der Glaube an Gott wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. „Es war immer klar, dass ich zu Jesus gehöre“, sagt er. Zweifel an Gott kenne er nicht – das gelte auch für schwierige Lebenssituationen.

Am Dienstag vor drei Wochen ist die fünfköpfige Familie mit Sack und Pack in ihrer neuen Heimat angekommen. Zuvor galt es, in Heroldstatt auf der Alb, dem bisherigen Wirkungsort von Nicolaus, Kisten zu packen. Ein Umzugslaster mit Anhänger wurde bis oben hin gefüllt. Allein 60 Kartons mit Büchern kamen zusammen. „Ich liebe gut geschriebene Bücher“, sagt der Pfarrer. Und: „Ich mag es, wenn Menschen mit ihrer Sprache umzugehen wissen.“ Die Familie hat vor dem Umzug auch viel weggeschmissen – insbesondere Sachen aus der Kleinkindphase des Nachwuchses, wie Kinderwagen und Bobbycar. Die Kinder sind zehn, neun und fünf Jahre alt.

Die Entscheidung nach Echterdingen zu gehen, wurde gemeinsam getroffen. Nachdem sich das Ehepaar Georg und Leonie und die Kinder Robert, Therese und Fritz zusammen das Pfarrhaus und den Stadtteil angeschaut haben. „Das Haus ist hell und durchdacht. Die Gottesdienstkultur passt zu mir“, sagt der Pfarrer. Die Gemeinde sei einerseits bekannt für klassische Orgelmusik, aber auch für neue Lieder, die ganz selbstverständlich ihren Platz im Gottesdienst haben. Und gerade für diese neuen Lieder kann er sich begeistern. An seinem neuen Wirkungsort gefällt ihm auch, dass man schnell mit dem Rad oder auch zu Fuß im Wald ist. „Bäume sind etwas ganz Großartiges für mich“, sagt er.

Für den Familienvater ist dieser Schritt auch ein Schritt in Richtung alte Heimat. Er ist zunächst in Pfäffingen, also auf dem Dorf, aufgewachsen. Den Großteil seiner Kindheit aber hat er in Esslingen verbracht. Nach Abitur und Zivildienst absolvierte er eine Zimmermannslehre, wollte dann aber seinen „lebendigen Glauben“ nicht brach liegen lassen.

2003 begann Georg Nicolaus sein Vikariat in Dettenhausen. Von 2005 an war er Pfarrer auf der Alb. Ein Stellenwechsel war schon länger geplant. Weil dies schlichtweg zum Pfarrerberuf gehört und weil seine Frau in Reutlingen als Diplom-Psychologin in einer Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie arbeitet. Freunde haben ihn dann auf die vakante Stelle angesprochen und ihm geraten, sich die Echterdinger Gemeinde einmal anzuschauen.

Der Abschied von der Alb ist Nicolaus dann aber doch schwer gefallen. „Wir hatten dort sehr gute zehn Jahre“, sagt er. Er sagt aber auch: „ Es ist richtig gewesen zu gehen.“ Und vor allem: „Es ist richtig, jetzt hier zu sein.“