Musa Musalaev mit seinen Trophäen. Der Kickboxer trug den Kampfnamen „Prince of Tatarstan“. Foto: Creativ3minds/Wikipedia

Der Mann, der am Freitagabend in Neu-Ulm erschossen wurde, ist der mehrfache Kickbox-Weltmeister Musa Musalaev. Die Polizei schließt eine Verbindung zur russischen Mafia nicht aus – und verneint Parallelen zu einem Mord in Bietigheim-Bissingen.

Neu-Ulm - Die Tat trägt Züge einer Hinrichtung. Musa Musalaev, 37, hält sich am Freitag gegen 18 Uhr vor dem Hochhaus im Neu-Ulmer Stadtteil Ludwigsfeld auf, in dem er zusammen mit seiner Ehefrau und drei Kindern wohnt. Eine Gestalt tritt aus dem Dunkel, die sich über eine größere Distanz zu Fuß genähert haben muss, komplett schwarz gekleidet, etwa 1,70 Meter groß, das Gesicht mit einer Sturmhaube maskiert. Mehrfach schießt der Unbekannte mit einer Waffe auf den ahnungslosen Musalaev – wie oft will die Polizei mit dem Verweis auf laufende Ermittlungen nicht sagen. Nichts deutet auf einen Kampf hin. Dann flüchtet der Schütze zu einem in der Nähe geparkten dunklen Auto, in dem, wie Zeugen später berichten, ein Komplize am Steuer wartet. Der Wagen rast davon.

Inzwischen ist bekannt geworden, dass der Tote aus Kasachstan stammt und in seiner Heimat eine populäre Sportgröße gewesen ist. Das Internet-Lexikon Wikipedia benennt ihn als mehrfachen Weltmeister im Thaiboxen, Kickboxen und in der Disziplin Mixed Martial Arts – Erfolge aus der Zeit zwischen 2009 und 2012. Musalaevs Kampfname lautete „Prince of Tatarstan“. Der Präsident der Republik Tatarstan soll Musalaev 2011 zum offiziellen Botschafter der Olympischen Spiele der Studierenden im Jahr 2013 in Kasan in Russland berufen haben.

50 Hinweise übers Telefon der Polizei

Über ein seit dem Wochenende geschaltetes Hinweistelefon der Kriminalpolizei Neu-Ulm sind bis zum Mittwoch rund 50 Hinweise eingegangen. Es sei „der eine oder andere brauchbare Hinweis dabei“, sagt ein Polizeisprecher. Die Prüfung dauere an. Eine heiße Spur hat die eilig eingesetzte Ermittlungsgruppe der Polizei bisher nicht. Noch immer werden Zeugen oder Hinweisgeber gebeten, sich unter der Nummer 0731 – 8013-0 oder der Notrufnummer 110 zu melden.

Ausgeräumt scheint der Verdacht, dass Musalaevs gewaltsamer Tod mit der Ermordung des 35-jährigen ehemaligen Kickbox-Weltmeisters Sergej N. im April in Bietigheim-Bissingen zusammenhängt. „Da hätte erst jeder drauf gewettet“, heißt es beim Polizeipräsidium Schwaben mit Sitz in Kempten. Auch N. war in der Dunkelheit vor seinem Wohnhaus durch mehrere Schüsse niedergestreckt worden; der Täter ist bis heute unbekannt. Am Dienstag sind Kriminalbeamte der Polizeidirektion Ludwigsburg ins bayerische Kempten zum Spurenabgleich gereist. Ergebnis: „Die Kollegen in Neu-Ulm schließen einen Tatzusammenhang nahezu aus“, so der Kemptener Sprecher. Eine Begründung für diese Feststellung wird nicht geliefert.

Die Kripo hebt jedoch hervor, dass sich Musalaev und sein Mörder gekannt haben könnten. Dafür gebe es Hinweise. Ob Musalaev möglicherweise bedroht worden ist oder einen Angriff auf seine Person fürchtete, will die Polizei nicht beantworten.

Spekulationen über einen Auftragsmord

In der bayerischen Grenzstadt blühen die Spekulationen. Der frühere Kickbox-Weltmeister, der offenbar im Jahr 2013 seinen Wohnsitz nach Deutschland verlegt hat, sei oft über Wochen fort gewesen, dann wieder für längere Zeit zu Hause. So berichteten es Mitbewohner des Ludwigsfelder Hochhauses am Wochenende den Lokalmedien. Möglich, wird nun gemutmaßt, dass der Getötete mit der russischen Mafia zu tun gehabt hat. Bei der zuständigen Kriminalpolizei will man das derzeit zumindest nicht ausschließen. Man sei wegen möglicher Bezüge der Bluttat zur organisierten Kriminalität mit dem bayerischen Landeskriminalamt in Kontakt.