Baustellen gehören schon fast zum Stuttgarter Stadtbild. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Neue Stadt, neue Eigenarten. Wer frisch nach Stuttgart gezogen ist, wird sich in den ersten Wochen über so manches wundern. Zehn Dinge, die Neu-Stuttgarter im Kessel am Anfang stutzig machen.

Stuttgart - Hat sich der Umzugsstress gelegt, gibt es für Neu-Stuttgarter vieles zu entdecken. Wir haben zehn Dinge gesammelt, die in der Anfangszeit in der Landeshauptstadt – in diesem Fall durch die fränkische Brille – nicht zu übersehen waren.

1. Wohnungssuche für Nervenstarke

„Nach Stuttgart ziehst du? Da sind die Mieten doch so hoch“, diesen oder ähnliche Sätze haben Neu-Stuttgarter vor ihrem Umzug bestimmt nicht nur einmal gehört. Die Illusion fairer Mietpreise wurde spätestens bei den ersten Besichtigungen zunichtegemacht. 1000 Euro Kaltmiete für die Souterrain-Wohnung mit miefigem Teppichboden? In der Landeshauptstadt nicht unrealistisch. Doch der Weg bis zur Wohnung ist nicht nur wegen der Mieten steinig, wer sich gegen die Mitbewerber durchsetzen möchte, braucht – neben den Wunscheigenschaften des Vermieters – eine Portion Glück.

2. Ohne Kehrwoche geht es nicht

Vorbei sind die Zeiten, in denen am Samstag bis in die Puppen gefaulenzt wurde. Ohne die Kehrwoche können die Schwaben nicht. Wer einst in den Genuss eines Reinigungsdienstes gekommen ist, wird ihn schmerzlich vermissen. Es gibt eindeutig schönere Beschäftigungen als am Samstagvormittag das Treppenhaus zu wischen. Aber was muss, das muss.

3. Essenskombinationen mit Fragezeichen

Beim ersten Restaurantbesuch oder Kantinengang stellt sich der Stadtneuling eventuell diese Frage: Hat sich hier jemand verschrieben? Linsen und Spätzle passen doch gar nicht zusammen. So mancher wird wohl nach dem Essen eines Besseren belehrt. Apropos ungewöhnliche Kombinationen. Wer kam auf die Idee Maultaschen und Kartoffelsalat zusammenzubringen? Fest steht in jedem Fall: Neu-Stuttgarter müssen sich geschmacklich auf Neues einlassen und ihre Rezeptsammlung erweitern.

4. Verständigungsschwierigkeiten beim Bäcker

Ohne das „l“ geht beim Brezelkauf in Stuttgart nichts. Wer beim Bäcker eine Breze bestellt, bekommt einen fragenden Blick zugeworfen. Kniffliger wird’s beim süßen Gebäck. Berliner und Fasnetsküchle schlagen Krapfen und Auszogne (das fränkische Pendant). Letztendlich ist der Begriff egal, Hauptsache es schmeckt!

5. Baustellen soweit das Auge reicht

Im Baustellen Anfangen, ist Stuttgart gut – im Beenden leider weniger. Egal ob sich Zugezogene einen Weg zu fuß, mit dem Bus oder dem Auto durch die Hindernisse bahnen, so richtig gewöhnen wollen sich die Augen nicht an den Anblick. Als Ausgleich gibt’s jede Menge grüne Ecken, die entschädigen.

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6. Verwirrung um die „U-Bahn“

Wer sich nach dem Umzug öfter auf die Zunge beißen muss, weil im Gespräch das Wort „U-Bahn“ über die Lippen möchte, darf sich unter Neu-Stuttgartern sicher sein: Es geht nicht nur Ihnen so. Das unübersehbare U-Bahn-Symbol und die Namen der Stadtbahnlinien machen es nicht einfach, den Begriff Stadtbahn zu verinnerlichen.

7. Stresstest für Autofahrer

Die Parkplatzsuche gestaltet sich in der neuen Heimat – nett formuliert – interessant. Wer im Süden einen Parkplatz ergattert, kann das durchaus unter den Tageshighlights verbuchen. Wer auch noch mit der Kombination aus Baustellen-Dschungel, Stau und Stadtbahn stressfrei fertig wird, darf sich glücklich schätzen.

8. Stäffele über Stäffele

Wer die Stadt erkundet, kommt an den Stäffele nicht vorbei. Aufgrund der Topografie dürfte das eigentlich nicht überraschen, die Masse tut es dennoch. Schätzungen zufolge soll es rund 600 Stäffele in Stuttgart geben. Es schadet also in keinem Fall, gut zu Fuß zu sein. Und der Ausblick spricht für sich.

9. Neues für den Wortschatz

Der schwäbische Dialekt bringt für Zugezogene Stolpersteine mit sich. Wer sich an die Endung -le gewöhnt hat, bekommt es noch mit Begriffen wie Muckenschiss oder Ausrufen wie „Ha noi!“ zu tun. Auch wenn die Übernahme in den eigenen Sprachgebrauch schwierig ist, der Durchblick kommt mit der Zeit.

10. Kult um Äffle und Pferdle

Wer nicht in Baden-Württemberg aufgewachsen ist, wird sich über den Kult um Äffle und Pferdle wundern. Die Schwäbisch sprechenden Zeichentrickfiguren des Südwestrundfunks (SWR) sorgen immer wieder für Debatten. Auf einer Ampel in Stuttgart sollten die beiden bereits leuchten, auch ein Denkmal war schon im Gespräch. Sicher ist, dass die beiden Tiere immer wieder Gesprächsthema werden, denn zu den Kultfiguren hat in der Stadt jeder eine Meinung.