Thomas Wild ist seit etwa zwei Wochen neuer Polizeipräsident in Ludwigsburg. In der Stadt hatte er schon einmal einen brisanten Einsatz.
Kühlen Kopf bewahren, auch wenn es um einen herum hektisch wird – das zeichne einen guten Polizisten aus, sagt Thomas Wild. Der 59-Jährige ist seit etwa zwei Wochen der neue Chef von 1800 Mitarbeitern des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. Er selbst ist durchaus vertraut mit kniffligen Situationen, denn er arbeitete in Krisenstäben nach Amokläufen und Geiselnahmen mit und war stellvertretender Kommandoführer beim Spezialeinsatzkommando (SEK).
Ein kniffliger Moment spielte sich in Ludwigsburg ab
Wild tritt die Nachfolge von Burkhard Metzger an, dem bisherigen Polizeipräsidenten für die beiden Landkreise Ludwigsburg und Böblingen. Die Einsatzstellen und deren Mitarbeiter will der neue Chef nun nach und nach besuchen. „Ich möchte, dass meine Leute mich ansprechen und ihr Wissen in die Organisation einbringen.“ Die Stadt Ludwigsburg hat der Geislinger bereits durch Fahndungen des Landeskriminalamtes (LKA) kennengelernt. „Vor einigen Jahren mussten wir hier einen bewaffneten Mörder verhaften.“ Es war eine der Situationen, an die sich Wild noch lange erinnern wird.
Besonders mutig sei er nicht, sagt der Beamte von sich selbst. Allerdings nehme er gerne Herausforderungen an. Zur Polizei sei er als Jugendlicher nach seiner Mittleren Reife gegangen, obwohl er am Wirtschaftsgymnasium das Abitur hätte machen können. „Der Beruf war mir damals wichtig – ich wollte schon als Kind gerne Polizist werden und Gutes tun.“ Verbrecher verhaften, dazu hatte Wild insbesondere in der Zeit von 2004 bis 2020 Gelegenheit. Er leitete im LKA unter anderem die Abteilung 7, um Einsätze und Ermittlungen zu organisieren. Berührt habe ihn besonders die erfolgreich beendete Geiselnahme eines zweijährigen Kindes in Südbaden. „Es war einer der schönsten Momente meiner Laufbahn, die Leute hatten Tränen in den Augen.“
Vor einem Jahr Beförderung zum Polizeivizepräsidenten
Erwartet Thomas Wild nun im Präsidium in Ludwigsburg ein ruhigeres Pflaster? „Die Arbeit beim Landeskriminalamt war spezieller, eher strategisch ausgerichtet: Es ging zum Beispiel um Fahndungen und Zeugenschutz.“ Leitungsfunktionen in einem Polizeipräsidium nahm Wild in jüngster Zeit jedoch auch schon wahr. Er stieg 2020 zum Leiter der Kripo in Ulm auf und wurde zwei Jahre später im Polizeipräsidium Einsatz in Göppingen zum Vizepräsident berufen.
Die Präsenz in der Fläche der Kreise Ludwigsburg und Böblingen hält Thomas Wild trotz des Anstiegs der Cyberkriminalität für unerlässlich. „Man sollte das eine tun und das andere nicht lassen“, sagt er und glaubt nicht, dass das Land nach der großen Polizeireform des Jahres 2014 nun noch einmal den Rotstift ansetzt und Polizeiposten schließt. Notwendig erscheine ihm aber, Kleinposten mit nur zwei Mitarbeitern zusammenzulegen. „Da hat der eine Urlaub und der andere wird krank – so kann man einen Posten nicht betreiben.“ Zuletzt hatten deshalb die Polizeiposten in Kirchheim und Bönnigheim fusioniert. Dieser Prozess der Postenzusammenlegung gilt im Polizeipräsidium Ludwigsburg als abgeschlossen.
Mit der Kriminalitätsrate der vergangenen fünf Jahren zeigt sich der neue Polizeipräsident zufrieden. „Ich habe den Eindruck, meine Mitarbeiter machen das gut: Die Bevölkerung im Landkreis lebt relativ sicher.“ Als Brennpunkt sei in der Coronapandemie lediglich der Akademiehof in Ludwigsburg aufgefallen. Einige Fälle von aufgebrochenen Zigarettenautomaten beschäftigen die Kripo in jüngster Zeit mehr als sonst.
Den gesellschaftlichen Rückhalt sieht Thomas Wild nach wie vor gegeben. Allerdings gingen Angriffe gegen Polizeibeamte oder Helfer „überhaupt nicht“. Die Debatte über Racial Profiling sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein gewisses Profiling zur Arbeit der Polizei gehöre. „Es muss aber zum Delikt passen: In einem Park, der für Drogenhandel bekannt ist, wäre es nicht zielführend, das 80-jährige Großmütterle zu durchsuchen, wenn das einschlägig bekannte Klientel anwesend ist.“