Jacob (Steven Yeun, vorne) ist begeistert über sein Gemüse-Farmland, seine Frau Monica (Han Ye-ri, rechts) weniger. Foto: Prokino/A24/Josh Ethan Johnson

Neu in den Kinos: Im Familiendrama „Minari“ versucht eine koreanische Einwandererfamilie in den 80er Jahren im ländlichen Arkansas Fuß zu fassen.

Stuttgart - Jacob (Steven Yeun) hat als sogenannter Küken-Sexer in Kalifornien Geld verdient und Land im rauen Arkansas erworben, wo er nun Gemüse anbauen will. Seine Frau Monica (Han Ye-ri) hält davon nichts – sie mag weder die US-Provinz noch die Wohnverhältnisse im Trailer, und sie sorgt sich, weil ihr siebenjähriger Sohn David herzkrank ist und das Krankenhaus weit entfernt. Der Regisseur Lee Isaac Chung hat ein einfühlsames Familiendrama mit autobiografischen Zügen inszeniert: Er wurde als Sohn koreanischer Einwanderer in Denver geboren, war Mitte der 80er so alt wie David und ist heute im selben Alter wie Jacob. Chung macht Fremdheitsgefühle spürbar und bürdet seinen Protagonisten sehr realistische Schicksalsschläge auf. Jacob arbeitet wie verrückt, doch der Ertrag lässt auf sich warten. Der traumatisierte Vietnam-Veteran Paul (Will Patton) hilft ihm, gilt aber als Sonderling und absolviert im religiösen Überschwang jeden Sonntag mit einem Holzkreuz seinen persönlichen Passionsweg.

Töchterchen Anne (Noel Kate Cho), amerikanisch sozialisiert, hat keine Probleme. Ihre Mutter Monica dagegen hadert mit allem. Sie arbeitet weiter als Küken-Sexerin, weil das Geld sonst nicht reicht. Auf David (Alan S. Kim) soll ihre Mutter Soon-ja aufpassen, die sie aus Korea nachholt. Doch die alte Dame ist eine Rebellin, treibt Schabernack und verschreckt den Enkel – Chung erzählt die behutsame Annäherung der beiden mit komödiantischem Fingerspitzengefühl.

Die Koreanerin Yoon Yeo-jeong erspielt sich sofort Sympathien als offenherzige Seniorin und hat dafür den Darstellerinnen-Oscar bekommen. „Minari“ zählte zu den Favoriten, war auch als bester Film und für die Regie nominiert. Zu Recht: Chungs Geschichte eines koreanischen Neuanfangs in der Fremde ist eine universelle Geschichte über das Leben und wie es so spielt, ganz unabhängig von der Herkunft.

Minari. USA/Korea 2020. Regie: Lee Isaac Chung. Mit Steven Yeun, Yoon Yeo-jeong. 116 Minuten. Ab 6 Jahren.