Karin Viard als Maria Foto: Julien Panie

Die französische Komödie „Maria träumt“, die jetzt ins Kino kommt, erzählt von einer Putzfrau, die sich an der Pariser Kunsthochschule neu entdeckt. Ein gelungenes Feel-Good-Movie?

Bringt das Kino etwas fürs echte Leben? Manche meinen, ja. Besonders das inzwischen häufig für die gute alte Komödie synonym verwendete Label „Feel-Good-Movie“ verspricht einen echten Mehrwert: dass man sich beim Verlassen des Kinos nachhaltig besser, fröhlicher, leichter fühlt als zuvor und das Gesehene im eigenen Alltag auch irgendwie anwenden kann. Die romantische Komödie „Maria träumt. Oder: Die Kunst des Neuanfangs“ aus Frankreich verspricht genau das.

 

Die verrückte Kunstszene schlägt die Protagonistin in ihren Bann

Die Protagonistin des Films, Maria, gespielt von Karin Viard, ist Mittvierzigerin, Mutter einer erwachsenen Tochter und Haushälterin, die nach dem Tod ihrer Arbeitgeberin noch einmal von vorne anfangen muss. Die neue Stelle in der Pariser Académie des Beaux-Arts ist zunächst bloß ein Job, doch bald schlägt die fremde Szene mit all den jungen Leuten und deren verrückter Kunst die schüchterne Frau in ihren Bann. Die junge Nachwuchskünstlerin Naomie (Noée Abita) rührt an Marias Muttergefühlen, während der still-charmante Hausmeister Hubert (Grégory Gadebois) peu à peu romantische Empfindungen bei der von ihrem Gatten Oratio (Philippe Uchan) vernachlässigten Frau erweckt. So weit, so alltagsnah.

Schrulliges Uni-Personal

Das quirlige Uni-Setting mit dem vom Regieduo Lauriane Escaffre und Yvo Muller als liebenswert schrullig porträtiertem Personal an Studenten und Lehrkräften liefert dann den wie am Reißbrett entworfenen Hintergrund für die sich anbahnende Romanze. Witzig sind kleine Pannen, die Maria passieren, auf den ersten Blick zwar schon. Etwa, dass sie nach einer Party im Ausstellungsraum eine ausgelaufene Butterdose vom Podest putzt, ohne zu ahnen, dass es sich um mehr oder weniger große Kunst handelt.

Keramik-Vulven als Rauminstallation – warum nicht?

Aber schon dieses Beispiel zeigt, dass die Filmemacher auf altbekannte Stanzen setzen, um Maria in einer Welt angepasster Normalsterblicher zu verorten, die beim Anblick solch einer Sauerei im Museum nicht einmal an Joseph Beuys’ Fettecke denken würden. Immerhin gehen Maria und Hubert mit den Studenten soziale Verbindungen ein. Obwohl beide kein Wort von Naomies hochtrabender Kunstexegese verstehen, helfen sie der sonst naiven Skulpteurin beim Aufbau ihrer mit Keramik-Vulven dekorierten Rauminstallation.

Das Klischee vom unterlegenen Heimchen

Die harmonische Wirkung dieser Allianzen torpedieren Escaffre und Muller aber wieder, indem sie Maria zum intellektuell unterlegenen Heimchen degradieren. Wenn Naomie ihrer neuen Freundin die Formel „yolo“, „you only live once“ – du lebst nur einmal - erklärt, und diese ehrfürchtig mit „ich fühle mich ganz schön cringe“, also peinlich, antwortet, wird es ärgerlich.

Karin Viard verstärkt in ihrem Spiel mit erstaunt aufgerissenen Augen und demütigem Lächeln noch, dass man Maria unterschätzt. Dass sich die verhuschte Hausfrau als Aktmodell und in der Liebelei mit Hubert doch noch als erotisches Wesen neu erfinden kann, mag als Aschenputtel-Variante funktionieren. Nachhaltig alltagsverschönernde Hochgefühle weckt dieses Märchen aber nicht.

Maria träumt. Oder: Die Kunst des Neuanfangs: Regie: Lauriane Escaffre, Yvo Muller. Mit Karin Viard, Grégory Gadebois. 93 Minuten. Ab 6 Jahren.