Klare Botschaft: Szene aus „Tag der Frauen“ im Stuttgarter Theater Tri-Bühne mit Franziska Sophie Schneider, Sebastian Huber, Stefani Matkovic und Ute von Stockert (v. li.) Foto: Tri-Bühne/Stefan Kirchknopf

Das Theater Tri-Bühne in Stuttgart zeigt das Stück „Tag der Frauen“, geschrieben und inszeniert von der Intendantin Edith Koerber, in einer Internetversion – und wagt einen Ausblick auf glückliche Zeiten.

Stuttgart - Mit Musik geht alles besser, zumindest das Wäscheaufhängen. Cäcilie, genannt Cilli (Stefani Matkovic), nervös und genervt, macht mit fahrigen Gesten zu dem Lied „Sisters are doin’ it for themselves“ die Hausarbeit. Sie lässt sich aus dem Radio vorsingen, dass hinter jedem starken Mann eine starke, wenn nicht stärkere Frau zu suchen ist – und Frau sowieso ganz gut alleine klarkommt, so wie sie, die alleinerziehende Mutter.

Die Musik übertönt allerdings nicht das Klopfen und Poltern von nebenan und das Gebrüll: „I bin dei Mudder. Mach jetzt uff!“ Tochter Cilli hat Mutter Klara (Ute von Stockert) nämlich eingesperrt, weil die auf eine Demo zum „Tag der Frau“ will. Nicht, weil Cilli nichts für Gleichberechtigung übrighätte, sondern weil sie sich Sorgen macht, dass ihre Mutter sich dort mit Corona ansteckt. Cilli ist Krankenschwester, sie weiß darüber Bescheid, was das Virus anrichten kann.

Turbulente Szenen

Derart turbulent beginnt „Tag der Frauen“, geschrieben und inszeniert von Edith Koerber, im Stuttgarter Theater Tri-Bühne. Weil nicht nur Gleichberechtigung, sondern auch Corona immer noch aktuell ist und die Theatertüren geschlossen sind, lässt sich die Produktion derzeit nur online anschauen.

Cilli und Klara bleiben nicht lange allein. Babysitterin Stella (Franziska Sophie Schneider) kommt zu Besuch mit ihrem feministischen Freund Ferdinand (Sebastian Huber), der zudem nachhaltige, nicht kapitalistische Geschäftsideen hat. Beide wollen auf die Demo, am liebsten mit Klara, die schon ein Transparent gemalt hat: „Frauen, die kämpfen, sind Frauen, die leben. Lasst uns das System aus den Angeln heben.“

Das Plakat bringt auf den Punkt, was die Autorin und Regisseurin dem Publikum mit auf den Weg geben will, in aufklärerischer Manier streut Mama Klara öfter mal Zitate von Frauenrechtlerinnen wie Hedwig Dohm und Virginia Woolf ein.

Kompliziertes Beziehungsgeflecht

Wer sich angesichts der Namen an ein Drama erinnert fühlt, liegt richtig. Denn weil es hier doch auch um Kunst und nicht nur um eine – den Abend gleichwohl dominierende – Lektion in Emanzipation und Kapitalismuskritik geht, verbindet Edith Koerber die aktuellen Themen mit „Stella“ von Goethe. Sie wirbelt die Beziehungstragödie ziemlich durcheinander und wendet sie zum Guten – und erfindet eine Figur hinzu, Klara.

Ute von Stockerts Klara wirbelt resolut und mit schwindlig machender Energie über die mit wenigen Möbeln ausgestattete Bühne. Sie versucht das komplizierte Beziehungsgeflecht von Cilli, Ferdinand und Stella zu ordnen, winkt dann aber ungeduldig ab, denn es gibt Wichtigeres – die Welt verbessern, notfalls während Corona vom Sofa aus. Schön leise Töne in dem Getümmel ergeben sich, wenn etwa Cilli ein Lied summt, Sebastian Huber (der auch für die Musik in der Produktion zuständig ist) mit den Händen auf den Knien trommelnd den Rhythmus dazu gibt.

Dass in einem Zeitsprung 2040 die Autorin Edith Koerber einen allzu optimistischen Ausblick aufs Thema Gleichberechtigung wagt, kommentiert die Regisseurin Edith Koerber mit einer ironischen Pointe. Sie zeigt, kämpfen hält wach und lebendig, und das wird sich auch in 17 Jahren wohl nicht geändert haben.

Info

Vorstellungen noch bis 23. Mai buchbar auf der Homepage: www.tri-buehne.de