Denise Claus, Kirsten Franz und Anika Brunner (v.l.) haben das Netzwerk Bossin Stuttgart gegründet. Foto: privat/Denise Claus kleineBILDKUNST

Die Plattform „Bossin Stuttgart“ gibt selbstständigen Frauen die Möglichkeit, sich miteinander zu vernetzen. Die Teilnehmerinnen sagen: Gemeinsam fühlen sie sich stärker. Doch worum geht es bei ihren Treffen?

Filder - Denise Claus hat den großen Schritt 2016 gewagt: vom Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit. Doch statt als Fotografin sofort durchzustarten, musste sie erst einmal Lehrgeld zahlen. Wie läuft das eigentlich? Falle ich unter die Kleinunternehmerregelung, oder bin ich umsatzsteuerpflichtig? Wie viel Geld sollte ich zur Seite legen, um später genug für die Einkommenssteuer zu haben? „Ich habe mir einen Steuerberater genommen, aber der hat mich mehr gekostet, als er reingebracht hat“, sagt sie rückblickend. Heute ist sie glücklich, ihre eigene Chefin zu sein, doch der Start sei anspruchsvoll gewesen. „Es nimmt einen niemand an der Hand“, sagt sie.

Gründerinnen sollen hier ihre Fragen loswerden

So wie Denise Claus geht es vielen Frauen, die sich mit eigenen Businessideen aus der Deckung wagen. „Gerade für Starterinnen ist das sehr schwierig“, sagt Kirsten Franz. Die gelernte Augenoptikerin führt eine Firma, die Maßbrillenbauteile vertreibt, außerdem hat sie noch ein zweites Standbein als Haar- und Make-up-Artist und bietet Farb- und Stilberatungen an. Auch sie bekennt, sich anfangs schwergetan zu haben. Mitbewerberinnen hätten sich bei Fragen unkooperativ verhalten. „Ich fand das total schade, ich mag den Austausch“, sagt sie.

Gemeinsam sind sie stärker. Davon sind die Frauen überzeugt und haben deshalb gemeinsam mit der Wirtschaftsberaterin Anika Brunner „Bossin Stuttgart“ gegründet, ein branchenübergreifendes Netzwerk, in dem sich selbstständige Frauen und Unternehmerinnen aus Stuttgart und Umgebung verbinden und von den Erfahrungen der anderen profitieren sollen. Es gehe um das Finden von geeigneten Ansprechpartnern, um den Dialog und Synergien. „Wir haben als Solo-Selbstständige ja keine Kollegen“, sagt Kirsten Franz. Im Netzwerk sollen Gründerinnen ihre Fragen loswerden können – ohne Sorge, als das schwache Geschlecht zu gelten. Etwa einmal im Monat kommen die Frauen im größeren Rahmen zusammen, persönlich oder aktuell coronabedingt virtuell. Vor jedem Treffen werde ein Impulsvortrag gehalten. Der Aufbau von Homepages sei ebenso ein Thema wie Kind und Beruf oder die Altersvorsorge. „In dem Kreis fühlt man sich stärker und selbstbewusster“, sagt Anika Brunner. Sie spricht von einer „anderen Verbundenheit“, da Frauen unter sich seien.

Ein Umfeld, wo man sich wohlfühlt

Die drei Gründerinnen habe allesamt etwas mit der Filderebene zu tun. Denise Claus (31) stammt ursprünglich aus Filderstadt und lebt heute in Ludwigsburg. Kirsten Franz (36) ist in Degerloch aufgewachsen und hat heute ihr Büro in Möhringen. Anika Brunner (27) wiederum ist in Vaihingen zu finden. Was alle betonen: Ihr Netzwerk soll keine Werbe- oder Akquiseplattform sein, sondern „ein Umfeld, wo man sich wohlfühlt“.

„Bossin Stuttgart“ gibt es seit diesem Sommer. Ein Teil davon werden kann man entweder über eine Jahresmitgliedschaft, für die ein Monatsbeitrag fällig wird. Die bloße Teilnahme an einzelnen Veranstaltungen ist ebenfalls möglich. Bei den persönlichen oder virtuellen Treffen kämen stets etwa 25 Frauen zusammen. 16 Frauen aus den unterschiedlichsten Branchen sind bislang dem Netzwerk beigetreten. Eine Ernährungsberaterin ist ebenso darunter wie eine Immobilienexpertin und eine Kommunikationstrainerin. Die breite Fächerung sei durchaus erwünscht. Denise Claus betont: „Da haben sich schon tolle Kooperationen entwickelt.“

www.bossin-stuttgart.de