Die Schweizer Nationalmannsaft trainiert während der EM im Stuttgarter Gazi-Stadion und beschwert sich nach dem ersten öffentlichen Training über den Platz. Ihre Fans hingegen üben im Netz Kritik am ganzen Team – nur ein Ex-VfB-Spieler kommt gut weg.
Viele Fans haben lange darauf hingefiebert, in drei Tagen ist es dann endlich soweit: Die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland startet. Mittlerweile haben auch einige Nationalteams ihre Lager in der Region Stuttgart aufgeschlagen – und erste Trainingseinheiten absolviert.
Die Schweizer Auswahl, die ihr erstes Spiel in der Gruppe A am Samstag (15.00 Uhr/MagentaTV) in Köln gegen Ungarn bestreitet, versammelte sich am Montag zum ersten Training im Stuttgarter Gazi-Stadion auf der Waldau – und war im Heimatstadion der Stuttgarter Kickers nicht ganz zufrieden. Warum?
Platzqualität für Schweizer-Auswahl „ungenügend“
„Nati“-Direktor Pierluigi Tami (62) wurde nach dem Training deutlich: „Wir sind von der Qualität des Platzes überrascht. Das ist ungenügend für unsere Erwartungen. Auch die Mannschaft ist nicht zufrieden.“
Das berichteten auch Sportjournalisten, die vor Ort waren.
Auf X (ehemals Twitter) haben die Nutzer natürlich auch eine Meinung zur Beschaffenheit des Platzes. Einige werden dort sehr deutlich:
Andere stellen unter dem Beitrag des Sportjournalisten Daniel Haug Fragen, die wohl mit einem Augenzwinkern gemeint sind:
Ja, wer hätte das erwartet? Der Rasen im Gazi-Stadion war nach dem Saisonende des Regionalligisten Stuttgarter Kickers neu verlegt worden – wohl aber nicht gut genug für das Schweizer Team, das während dem Turnier im Waldhotel Degerloch residiert und das Stadion der als Trainingsstätte nutzt.
Adrian Arnold, Sprecher des Schweizerischen Fußballverbands (SFV) erklärte am Montag: „Es ist ein neu verlegter Rollrasen. Aber dort, wo die Rollen aneinanderstoßen, gibt es Unebenheiten.“ So bilde der Rasen „keine kompakte Unterlage, die Bälle rollen nicht sauber und verspringen“. Der Europäische Fußballverband (UEFA) habe sich bereits entschuldigt.
Weiterer Aufreger beim Training der Schweizer
Neben der Beschaffenheit des Platzes gab es auch ein weiteres Problem beim Training der Schweizer – zumindest den Kommentatoren in den Sozialen Medien zufolge. Unter dem Instagram-Video der Schweizer Nati war etwa zu lesen: „Bodenlos, keine Zeit für die Fans einzuplanen. Nicht mal näher zu kommen, sondern schön auf Abstand zu trainieren, ist einfach nur schade. Danke an Gregor (Kobel/Anm. d. Red.). Er hat es verstanden.“
Es scheint also, als wären einige der rund 3700 Fans, die am Montag gekommen waren, um die Auswahl von Trainer Murat Yakin zu sehen, mit dem Verhalten der Mannschaft nicht zufrieden gewesen. Das zeigen auch weitere Kommentare wie dieser hier auf X:
Und auch unter einem älteren Post der Schweizer Mannschaft auf Instagram ist Kritik zu lesen. „Sorry, ich war immer fair zu euch. Aber es kann nicht sein, das Kinder teils aus 2 Stunden Entfernung anreisen und ihr nach dem Training nicht mal auf ein Meter ran kommt, um das zu würdigen. Ihr habt die einmalige Chance Jugendlichen einen Moment zu schenken den sonst keiner geben kann und ihr geht einfach als wäre kein Fan vor Ort gewesen. Gruß an Gregor (Kobel/Anm. d. Red.). Der Einzige mit Anstand.“
Es sieht also so aus, als hätte sich Ex-VfB-Torwart Gregor Kobel als einziger Zeit für die angereisten Fans genommen. Das wird durch einen weiteren Kommentar, der bislang 13 „Gefällt-Mir-Angaben“ hat, bestätigt.
So schreibt ein Nutzer: „Öffentliches (?) Training in Stuttgart und sage und schreibe 1 Spieler (danke Gregor) ist bereit, anschl. 10 Minuten Autogramme zu schreiben... Viele Nachwuchskicker sind enttäuscht von dannen gezogen...“ Ein anderer wird ebenfalls deutlich: „Schwache Vorstellung. Respekt an @gregorkobel, der Einzige, der einige Kinder heute glücklich gemacht hat.“
Auf einem Foto des Sportjournalisten Sebastian Haug ist Kobel, der nach zwei Jahren beim VfB 2021 zum BVB wechselte, zu sehen. Haug schreibt, dass die Nati „wohl aus gesundheitlichen Gründen“ auf Autogramme und Co. verzichtete.
Das können einige Fans nicht verstehen, wie dieser X-Kommentar zeigt:
Der Unmut ist groß, trotzdem gibt es auch einige Fans, die sich gefreut hatten, ihre Nationalmannschaft zu sehen:
Thema Rasen geht weiter – und war schon einmal ein Problem
Aber wie geht es jetzt beim Thema Rasen weiter? „Wir suchen gemeinsam nach Alternativen“, sagte SFV-Sprecher Arnold am Montag. Er schloss allerdings aus, dass die Mannschaft sehr weite Wege in Kauf nehmen wird. Gibt es in der näheren Umgebung keinen besseren Platz, „bleiben wir hier“, sagte er.
Dem ein oder anderen könnte das Thema Rasen im Gazistadion bekannt vorkommen. Denn im August 2020 gastierte die DFB-Elf, damals noch mit Joachim Löw als Bundestrainer, in Stuttgart. Die Mannschaft samt Trainerstab war im Waldhotel in Degerloch untergebracht, und wollte vor dem Länderspiel in der Mercedes-Benz-Arena gegen Spanien im Gazi-Stadion auf der Waldau trainieren – eigentlich. Daraus wurde aber nichts. Der Grund? Der Rasen befand sich in einem zu schlechten Zustand.