Nach einem weiteren Beben in Nepal steigt die Zahl der Opfer immer weiter an. Foto: EPA

Die Helfer in Nepal graben weitere Tote aus. Und noch immer bebt die Erde. Viele Menschen leben seit 18 Tagen in Angst - ihre Gesundheit leidet.

Kathmandu - Die Helfer in Nepal finden immer mehr Leichen unter den Erdbeben-Trümmern. Allein bei dem schweren Nachbeben vom Dienstag seien mindestens 91 Menschen in Nepal gestorben, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Insgesamt stieg die Zahl der Toten durch das große Himalaya-Erdbeben vor zweieinhalb Wochen und mehrere Nachbeben auf mehr als 8300. Unter ihnen ist auch ein weiteres deutsches Opfer. Experten des Bundeskriminalamtes konnten einen fünften deutschen Staatsangehörigen identifizieren.

Die Behörden in Nepal befürchten weitere Tote, da an den Berghängen zuletzt wieder zahlreiche große Erdrutsche abgingen und Siedlungen verschütteten. Rund 2000 Menschen wurden allein beim Nachbeben am Dienstag verletzt.

Den Deutschen, die noch in Nepal seien, gehe es den Umständen entsprechend gut, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Lediglich ein Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) habe eine leichte Sprunggelenksverletzung erlitten.

Hubschrauber der US-Armee verschwunden

Bei einem Hilfseinsatz im bergigen Gelände verschwand ein Hubschrauber der US-Armee. Er sei am Dienstag zuletzt in Charikot nahe dem Epizentrum des Nachbebens gesehen worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Zunächst war unklar, ob der Helikopter abgestürzt oder notgelandet ist. An Bord der Maschine des Typs UH-1Y Huey seien sechs US-Marinesoldaten und zwei nepalesische Soldaten gewesen, sagte ein Sprecher des US-Militärs.

Das Nachbeben am Dienstag hatte die Stärke 7,3. Das große Beben vor zweieinhalb Wochen war mit 7,8 gemessen worden. Die Erdrutsche führten dazu, dass einige Hilfs-Teams in den Bergen nun selbst festsitzen. Tausende Menschen zelten außerdem wieder im Freien, aus Angst, ihre Häuser könnten doch noch einstürzen. Zahlreiche Nepalesen klagen über Herzrasen, Panikattacken und Erkältungen vom Schlafen im Freien.

„Ein Ziegel ist von einem der Häuser in meiner Nachbarschaft heruntergefallen und hat meinen Bruder am Kopf getroffen“, sagte Amit Pyakurel in Kathmandu. Baburaja Maharjan erzählte, zunächst seien nur zwei Stockwerke eingestürzt, dann das ganze Haus. „Mein Sohn saß gerade vor dem Fernseher und ist mit der Fernbedienung in der Hand rausgerannt, als es zu zittern begann. Das Haus krachte zusammen, als er gerade ein paar Schritte draußen war.“

Bewohner kommen nicht zur Ruhe

Die Bewohner der Region kommen nicht zur Ruhe, da weitere Nachbeben den Himalaya erschüttern. Nach Angaben der US-Geologiebehörde USGS waren seit dem Beben am 25. April mehr als 100 Nachbeben spürbar. Das UN-Büro für Katastrophenhilfe (Ocha) in Nepal veröffentlichte auf Twitter das Foto einer Flasche: „Weil es keinen Erdbeben-Alarm gibt, lässt uns die Wasserflasche auf dem Fußboden wissen, wann wir rennen müssen!“, heißt es dazu. Beginnt die Erde zu beben, schwappt das Wasser hin und her.

Die Schulen in den betroffenen Gebieten in Nepal würden nun nicht wie geplant an diesem Donnerstag, sondern erst am 30. Mai wieder öffnen, berichtete die Online-Seite „Ekantipur“. Außerdem habe die Regierung die internationalen Ärzte-Teams gebeten, länger als geplant im Land zu bleiben.

Nepal hat nach UN-Angaben derzeit selbst nur acht funktionierende kleine Militärhubschrauber. Deswegen helfen Indien, die USA und China mit zusammen 24 Helikoptern aus. Großbritannien wollte riesige, zweimotorige Transporthubschrauber schicken, doch bislang haben sie Nepal nicht erreicht.

Indische Medien berichteten, die nepalesische Regierung erteile keine Genehmigung für die Chinooks - deswegen stünden sie nun in Indien herum. Kathmandu befürchte nämlich, die großen Hubschrauber könnten Dächer von den Häusern wehen und auf den kleinen provisorischen Landeplätzen nicht landen.