In Nepal ist Religion allgegenwärtig, hier die buddhistische Stupa von Bodnath. Foto: Martin

Kathmandu hat unsere Leserin Andrea Martin bei einer Rundreise durch Nepal verzaubert:

Kathmandu, einst Lieblingsziel der Hippies, hat unsere Leserin Andrea Martin bei einer Rundreise durch Nepal gleichermaßen inspiriert und verzaubert.

Kathmandu ist heute Ausgangspunkt zahlreicher Expeditionen zu den Achttausendern des Himalaja-Gebirges. Nicht nur das Besteigen der Gipfel, sondern vor allem auch das Bergwandern in großen Höhen zieht Trekkingtouristen aus aller Welt nach Nepal. Nein, zu den Trippies, wie diese von den Nepalesen neckend genannt werden, zählen wir nicht. Für uns, eine Gruppe von elf Erwachsenen und fünf Jugendlichen, ist die Hauptstadt Nepals die erste Etappe einer unvergesslichen Rundreise.

Im Hochtal von Kathmandu besichtigen wir die drei ehemaligen Königsstädte Patan, Bakhtapur und Kathmandu. Ein König der Malla-Dynastie gab im 15. Jahrhundert jedem seiner drei Söhne eine Stadt als eigenständiges Herrschaftsgebiet. Zwischen diesen entflammte ein Wettstreit, wer die schönsten Bauten errichtete. Kunstvolle Holz-, Stein- und Metallarbeiten schmücken Paläste und Hindu-Tempel. Staunend stehen wir vor dem buddhistischen Heiligtum Bodnath: ein riesiger kuppelförmiger Bau, gekrönt von den Augen Buddhas, die in alle Himmelsrichtungen blicken, umgeben von Klöstern tibetischer Mönche, die mit ihren orangefarbenen Kutten sofort ins Auge fallen.

Religion wird gelebt in Nepal, ist allgegenwärtig. Moderne und Tradition existieren nebeneinander. Natürlich gibt es viele Handys und Internetcafés in den großen Städten. Aber auch öffentliche Brunnen, wo man sich selbst und die Wäsche wäscht. Daneben wird auf dem Platz frisch geernteter Reis auf Strohmatten zum Trocknen ausgebreitet und nachts zu Haufen gekehrt und abgedeckt. Kleine Motorräder knattern durch die engen Gassen, der Duft von Räucherstäbchen liegt in der Luft. Ein paar Kilometer außerhalb der Stadt in einem Dorf sitzen Frauen an Spinnrädern. Eine außergewöhnliche Mischung von Mittelalter und Neuzeit!

In Nepal gibt es keine Autobahnen. Die Überlandstraßen sind voll mit Lastern, die Waren von Indien bringen. Vieles muss importiert werden. Dazu viele Busse, die mit Menschen vollgestopft sind. Oft noch auf dem Dach sitzend, werden sie von Schlagloch zu Schlagloch geschaukelt. Wir sind mit dem Bus aus der Stadt Richtung Westen gefahren und werden eingestaubt. Endlich können wir umsteigen, ins Schlauchboot: Rafting steht auf dem Programm.

Mit Schwimmweste und Schutzkappe, ein Paddel in der Hand, bekommen wir eine kurze Einweisung vom Bootsführer. Dann geht’s los, wir gleiten auf dem breit dahinfließenden Gewässer stromabwärts. Die ersten Stromschnellen kommen, auf und ab geht’s, wir werden nass gespritzt, das Geschrei ist groß. Viel zu schnell sind wir am Ziel.

Spätabends kommen wir nach Pokhara am malerisch gelegenen Fewasee. Dort beginnt der zweitägige Wanderausflug in Richtung des Annapurna-Massivs. Bei unserer – zugegeben kleinen – Wanderung zu einer Berglodge haben wir mit ein paar Unannehmlichkeiten zu kämpfen. Es ist heiß, die glitschigen Steintreppen bringen den einen oder anderen unsanft zu Fall. Die kleinen Blutegel, die am Weg lauern und sich durch die winzigsten Löcher der Schuhe arbeiten, sind eklig, aber es tut nicht weh. Belohnt wird man oben durch einen herrlichen Ausblick auf den Dhaulagiri, einen imposanten Achttausender, und den Machapuchare, den heiligen Berg, der nicht bestiegen werden darf. Er sieht aus wie das Matterhorn. Frühmorgens färben die ersten Sonnenstrahlen den Gipfel orange ein, allmählich wandern sie nach unten, bis der ganze schneebedeckte Bergriese im Morgenlicht hell erstrahlt. Ein unvergessliches Bild.

Eine erneut längere Fahrt bringt uns in den Süden Nepals, Richtung Indien, ins subtropische Tiefland. Ziel ist eines der Tierreservate von Nepal, der Chitwan National Park. Im Park lebt eine Vielzahl von wilden Tieren, darunter Tiger, Panzernashörner und Bären. Das besondere an den Safaris ist das Fortbewegungsmittel. Wir sitzen jeweils zu viert in einem Holzgestell auf dem Rücken indischer Elefanten. Der Elefantenführer lenkt das Tier mit einem Stock und den Beinen. Lautlos und beinahe elegant schreiten die Dickhäuter dahin.

Wir gehen mit den Elefanten im Fluss baden, lassen uns von ihnen duschen, machen ein Kämpfchen mit dem Babyelefanten, der mit seinen 500 Kilogramm Gewicht und der jugendlichen Tollpatschigkeit allerdings auch ganz schön austeilen kann. Wer will, kann auch auf einem Elefanten reiten. Zurück in der Hauptstadt Kathmandu haben wir die Gelegenheit, dem höchsten Berg der Erde, dem Mount Everest (8850 Meter), ganz nahe zu kommen. Mit dem Flugzeug erleben wir atemberaubende Ausblicke auf die schier endlose Kette des Himalaja. Vom Cockpit aus sehen wir den Everest: majestätisch und ehrfurchtgebietend. Nach dem Rundflug erhalten wir ein Zertifikat: "I did not climb Mount Everest, but I touched it with my heart."

Weitere Informationen

Die Leserin
Andrea Martin (50) aus Rödersheim-Gronau in der Vorderpfalz verdankt die Reiselust ihren Eltern, die sich schon in der Nachkriegszeit mit dem Roller auf den Weg machten, um Europa zu erkunden. Nun tut es die studierte Psychologin ihnen gleich: Auch sie und ihr Mann möchten dem Sohn die Welt zeigen und bereisten mit ihm bisher neben Nepal die USA, Nordafrika oder Namibia.

Die Reise

Ideale Reisezeit für Nepal ist von Anfang Oktober bis Ende April. Die beste Sicht auf das Himalaja-Massiv hat man von Oktober bis Dezember. Dutzende kleine Reiseveranstalter bieten die beschriebene Rundreise an. Die Martins waren mit ihrem Reiseführer Bijay Shresta von Lukla Travels (www.luklatravels.com.np) zwei Wochen unterwegs.

Ihr Tipp:
Das Land sollte man besser nicht allein bereisen, zu viele Unwägbarkeiten könnten den Spaß verderben.
Die Anreise erfolgte mit Qatar Airways via Qatar. Direktflüge gibt es kaum. In der Hauptreisezeit sind die Flüge schnell ausgebucht. Die Leserin rät, etwa ein Dreivierteljahr vorher zu buchen. Kosten für den Flug: circa 1000 Euro. Insgesamt muss für zwei Wochen mit 1700 bis 2500 Euro gerechnet werden.

Allgemeine Infos
www.nepal-dia.de, www.nepaltourism.info, www.visitnepal.com.