Der Komet Neowise kommt der Erde in dieser Woche am nächsten. Foto: AFP/DAVID BECKER

Seit Tagen ist der Komet Neowise am Himmel sichtbar, erst am Morgen und nun am späten Abend. In dieser Woche kommt er der Erde am nächsten. Wer ihn sehen will, muss nach Norden schauen und auf gutes Wetter hoffen.

Heppenheim/Offenbach/Stuttgart - Den Menschen in der Jungsteinzeit dürfte das Himmelsphänomen das Fürchten gelehrt haben. Alle 5000 bis 7000 Jahre zieht der Komet C/2020 F3 alias Neowise so nah an der Erde vorbei, dass er mit bloßem Auge gesehen werden kann. Das Phänomen in den Weiten des Sonnensystems ist nun schon seit Tagen am Himmel zu sehen. Am kommenden Donnerstag (23. Juli) steht der Komet der Erde am nächsten. Dann ist er vom blauen Planeten nach Angaben der Vereinigung der Sternfreunde in Deutschland noch gut 100 Millionen Kilometer entfernt, das sind ungefähr zwei Dritteln des mittleren Abstands der Erde zur Sonne.

Auch wenn Neowise langsam verblasst kann er nach Angaben des Vorsitzenden der Sternfreunde, Sven Melchert, weiter am Nachthimmel gesehen werden. Mit bloßem Auge sehe man einen mittelhellen, unscharfen Körper mit einer fahlen Schleppe nach oben. Das sei der Kometenschweif. Mit einem Fernglas sei dies natürlich noch einmal besser zu sehen. Zu Ende Juli hin werde er dann wohl ganz verblassen.

Stuttgarter Sterngucker hoffen auf klare Sicht

Während das Wetter bis Mittwochnacht noch größere Chancen auf wenig Wolken und eine bessere Sicht bietet, werden am Donnerstagabend nach Angaben von Thomas Schuster, Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) die Sterngucker im Raum Stuttgart höchstens in der ersten Nachthälfte einen Blick auf Neowise erhaschen können. „Während bis ungefähr Mitternacht der Himmel noch einigermaßen klar bleibt, nimmt die Bewölkung im Laufe der Nacht zu, sodass in der zweiten Nachthälfte wohl der komplette Himmel bedeckt ist“, so der Meteorologe. Sonnenuntergang sei am Donnerstag zwischen 21 und 22 Uhr.

Und wo müssen Neugierige hinschauen? Nach Einbruch der Dunkelheit einen Platz mit möglichst freier Sicht nach Norden suchen, dort zieht er unterhalb des Sternbilds des Großen Wagens seine Bahn. Das Handy kann hier mit einer Kompassfunktion helfen. Aber auch Apps versprechen das Phänomen aufzuspüren.

„Kometen sind Schweifsterne, wenige Kilometer große Brocken aus dem All, die aus Geröll, Wasser und Staub bestehen“, heißt es bei den Sternfreunden. Kommt ein Komet der Sonne nah, werde er regelrecht aufgetaut und der Kometenschweif bilde sich. Viele Kometen würden dieses Auftauen nicht überstehen, doch Neowise sei ein „größeres Kaliber“. Entdeckt wurde Neowise erst im März dieses Jahres von dem reaktivierten Weltraumteleskop gleichen Namens.