Kraftclub im Oktober 2017 in der Stuttgarter Schleyerhalle – jetzt treten sie beim Neonazi-Protest in Chemnitz auf. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Chemnitz setzt ein sichtbares Zeichen gegen Rechts: Gegenüber einer geplanten Neonazi-Kundgebung soll ein großes Protestbanner wehen. Zudem wird Geld für einen Demokratie-Preis gespendet. Eine bekannte Rockband aus der Stadt plant einen Auftritt.

Chemnitz - Mit einem riesigen Banner und einer Spendenaktion protestiert die Stadt Chemnitz gegen einen Aufmarsch von Rechtsradikalen am 1. Mai. Unmittelbar vor dem geplanten Beginn der Neonazi-Demonstration wird am Stefan-Heym-Platz gegenüber dem angemeldeten Versammlungsort ein 450 Quadratmeter großes Stoffposter zwischen zwei Autokränen hochgezogen. Unweit des Banners hat das Kulturbündnis „Hand in Hand“ auf einer mobilen Bühne Konzerte von Bands und DJs organisiert. Mit dabei ist auch die Chemnitzer Rockband Kraftklub.

Im Kurznachrichtendienst Twitter kündigten die Musiker am Montag an, auf einer mobilen Bühne gegenüber dem geplanten Versammlungsort der Rechtsextremen auftreten zu wollen. „Morgen wollen haufenweise Nazis in Chemnitz demonstrieren. Wir stehen auf der anderen Seite“, schrieb die Band.

Auf dem Banner steht in weißen Buchstaben: „„Sackgang.“ Jenny Marx“. Der Hintergrund zu dem Slogan: Man müsse wegen der demokratischen Spielregeln einen solchen Aufmarsch aushalten, könne aber trotzdem dazu eine Meinung haben, sagte der Geschäftsführer der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft (CWE), Sören Uhle, am Montag. „Unsere ist: Es geht uns auf den Sack.“ Das könnte nach Ansicht der Initiatoren auch die Meinung von Jenny Marx, der Frau von Karl Marx, gewesen sein. Die CWE, eine Eigengesellschaft der Stadt, hat die Aktion initiiert. Uhle betonte: „Ich will das Stadtbild von Chemnitz nicht in Verbindung mit Rechten sehen.“

Für jeden teilnehmenden Neonazi eine Spende an die Amadeu Antonio Stiftung

Das Banner hat eine grün-braune Farbe, die in anderen Ländern als Abschreckung auf Zigarettenpackungen verwendet wird. Ein für Montag geplanter Aufzug des Banners wurde aus Sicherheitsgründen zunächst verschoben. Wegen starken Windes mussten noch Aufhängungen verstärkt werden. Am Abend fand dann ein erfolgreicher Probelauf statt.

Neben dem Banneraufzug hat die CWE eine weitere Aktion gestartet. Für jeden Teilnehmer an der Neonazi-Demonstration wird die Gesellschaft einen Euro an die Amadeu Antonio Stiftung spenden. Als Grundlage würden die vom Veranstalter genannten Teilnehmerzahlen genommen, sagte Uhle. Das Geld soll zweckgebunden für den „Sächsischen Förderpreis für Demokratie“ verwendet werden. Die gemeinnützige Amadeu Antonio Stiftung engagiert sich gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus und unterstützt Hilfsangebote für Aussteiger aus der rechten Szene.

„Der III. Weg“ will am 1. Mai in Chemnitz demonstrieren

Die vom Verfassungsschutz beobachtete rechtsextreme Partei „Der III. Weg“ will am 1. Mai in Chemnitz demonstrieren. Erwartet werden bis zu 1500 Teilnehmer. Dagegen hat sich in Chemnitz breiter Protest formiert. Neben der traditionellen Mai-Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), auf der Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sprechen wird, sind weitere Demonstrationen und Protestaktionen geplant.

Insgesamt haben rund 25 Parteien, Bündnisse, Initiativen, Vereine, Clubs und Kirchenvertreter gemeinsam dazu aufgerufen, friedlich für Gerechtigkeit, Solidarität und Vielfalt zu demonstrieren. Die Polizei will mit einem großen Aufgebot den friedlichen Verlauf aller Veranstaltungen sicherstellen.