Geliebt oder gehasst: der Hörfunk- und Fernsehmoderator Jan Böhmermann. Foto: imago stock&people

In seiner Sendung „Neo Magazin Royale“ greift Jan Böhmermann die Strukturen und Ziele rechter Troll-Organisationen in Deutschland auf. Schlussendlich ruft der Satiriker zur digitalen Gegenoffensive auf.

Stuttgart - Es handelt sich nicht um ein neues Phänomen, dass sogenannte Trolle versuchen Diskussionen in den sozialen Netzwerken gezielt mit Hetze und Shitstorms zu fluten. Das Ziel? Der Öffentlichkeit soll ein bestimmtes Meinungsbild suggeriert werden, dass angeblich mehrheitlich im Netz vorherrscht und virale Trends und Themen angestoßen werden. Oft werden dafür eigens erstellte Fake-Profile genutzt.

Einflussnahme auf den politischen Diskurs im Netz

Russische Trollfabriken sollen auf diese Weise die Präsidentschaftswahl 2016 in den USA zugunsten von Donald Trump beeinflusst haben. Falsche Nutzerkonten auf Facebook, Twitter und Youtube unterstützten die „Altright“-Bewegung und verbreiteten Falschinformationen, die politische Gegner diskreditierten.

Ähnlich agierte auch die Gruppe „Reconquista Germanica“ (deutsch: Rückeroberung Deutschlands) im Vorfeld der Bundestagswahl 2017. Tausende Nutzer versuchten mit Hasskommentaren und Hashtags die politische Meinung der sozialen Medien zu diktieren. Gesteuert werden die Aktivisten der aktiven Gruppe über die Videochat-Plattform Discord, die eigentlich von Gaming-Fans zum Austausch genutzt wird. Ziel der virtuellen Attacken sind oftmals die öffentlich-rechtlichen Medien, Parteien aus dem linksliberalen Spektrum und deren Vertreter.

Eine Gruppe Journalisten und Programmierer von Funk, dem jungen Content-Format der öffentlich-rechtlichen Sender, sowie dem bekannten Youtuber Rayk Anders hat in einer Undercover-Recherche die Strukturen hinter „Reconquista Germanica“ untersucht. Die Doku trägt den Namen: „Lösch Dich! So organisiert ist der Hate im Netz.“

In der aktuellen Folge seiner Show „Neo Magazin Royale“ greift Satiriker Jan Böhmermann die Doku auf und verrät, dass er selbst erklärtes Ziel der rechten Trolle ist. Auf gewohnt kritische und selbstironische Art macht er sich über „Reconquista Germanica“ und deren Mitglieder lustig. Dabei wird jedoch der Ernst des Thema deutlich, wenn immer wieder Extremismus- und Netz-Experten aus der Doku in kurzen Einspielern zu Wort kommen.

Auch zeigt Böhmermann Verbindungen zwischen AfD-Politikern und der Netz-Organisation auf. So ist beispielsweise Lars Steinke, der Landesvorsitzende der Jungen Alternative in Niedersachsen, offenbar aktives Mitglied von „Reconquista Germanica“. Schlussendlich ruft Böhmermann „im Namen der gesellschaftlichen Harmonie“ und des Grundgesetzes zur Gegenmobilisierung auf. Bis zum ersten Mai können sich Anhänger auf dem Discord-Kanal „Reconquista Internet“ registrieren, den der Moderator auf seinem Twitter-Account postete. Von dort will Böhmermann dann zur Demokratie-Offensive blasen. Bereits kurz nach der Sendung hatten sich mehrere tausend Menschen für den Kanal registriert.