Die Bürgerinitiative Naturpark Ost fordert, dass sich Wohnen und Grün die Waage halten – ähnlich wie hier in Neckarnähe. Foto: Pascal Thiel

Obwohl die Stadt Ludwigsburg längst damit begonnen hat, die Grundstücke zwischen Oßweil und der Oststadt aufzukaufen, hofft eine neue Bürgerinitiative darauf, „dass die Stadt doch noch zur Vernunft kommt“.

Ludwigsburg - Viele Bewohner der Stadtteile Oßweil und Oststadt sind unzufrieden mit dem städtischen Konzept für das sogenannte Entwicklungsgebiet Ost. Sie wollen weder neue Wohnblocks an der Fuchshofstraße dulden noch eine ausgebaute Waiblinger Straße. Immer wieder sammeln sie Unterschriften, um ihren Unmut kund zu tun, und der Zuspruch ist groß. Eine Gruppe von etwa 60 Bürgern hat sich zu einer Initiative zusammengeschlossen. Ihr Hauptanliegen: das Gelände mit Sportplätzen und aufgelassenen Treibhäusern soll grün bleiben. Nach dem Vorbild der Naturpark-West-Initiative streben sie eine Art Naturpark Ost an.

„Wie es jetzt ist, funktioniert es“

Vor allem die Waiblinger Straße ist für Barbara Benke mittlerweile schon ein Daueraufreger. „Dagegen haben wir uns schon vor zehn Jahren gewehrt“, sagt die Anwohnerin. Als jedoch die CDU-Fraktion im Gemeinderat die Idee einer Waiblinger Straße entlang des Grünzugs am Rand von Oßweil 2014 erneut auflegte, formierten sich auch die Gegner wieder. „Wir haben damals 2000 Unterschriften gegen die Straße gesammelt“, sagt Benke. Mittlerweile haben sich die Kritiker zur „Initiative für den Erhalt des Naherholungsgebiets zwischen Oßweil und Stadt“ zusammengeschlossen.

Wie der sperrige Name verrät, treibt sie weniger die Angst vor noch mehr Lärm als vielmehr die Sorge um das noch vorhandene Ackerland und die sich selbst überlassenen Grünflächen um. Um diese bewahren zu können, dürfe dort auch nicht gebaut werden, sagen die Mitglieder der Initiative. Anfangs habe die Stadt nur von einem Sportpark Ost geredet, sagt Benke. Also ein Miteinander von Sport und Naherholung.

„Wir brauchen eigentlich gar keine neue Planung, so wie es jetzt ist, funktioniert es schon“, sagt ihr Mitstreiter Ekke Kohl. Das einzige, was vielleicht fehle, seien Sportanlagen für Leute, die keinem Verein angehören. Kohl ärgert sich vor allem darüber, dass die Dimensionen immer weiter gewachsen seien. Selbst als die Idee für den Wohnungsbau dazu gekommen sei, hätten die Planer mit bis zu 500 Personen kalkuliert, sagt er. Inzwischen rede man von mehr als 2000 neuen Bewohnern dort. Das werde zwischen Oßweil und Oststadt alles ändern. Am Ende bleibe nur ein zehn Meter breiter Grünstreifen für mehrere tausend Menschen, die dicht an dicht wohnten.

Drei Kilometer zubetoniert

Das von der Stadt ins Auge gefasste Plangebiet ist 60 Hektar groß und reicht von der Fuchshof- bis zur Bebenhäuserstraße und vom Berliner Platz bis zur Waiblinger Straße, die bisher nur ein Feldweg ist. Obwohl die Verwaltung längst damit begonnen hat, dort Ackerland, Gütle von Kleingärtnern und ehemalige Gärtnereiflächen aufzukaufen, hoffen Benke, Kohl und ihre Mitstreiter darauf , „dass die Stadt doch noch zur Vernunft kommt“.

Dass die Verwaltung preisgünstigen Wohnraum schaffen will, überzeugt die Kritiker nicht. Um das Großprojekt überhaupt finanzieren zu können, müsse Ludwigsburg dort wohl auch viele teure Wohnungen hinstellen. Das Areal habe „eine wichtige Funktion als Frischluftschneise“ , sagt Kohl. Wenn diese zugebaut werde, bekämen das auch bald die Menschen in der Innenstadt zu spüren, glaubt Benke. „Dann wird eine drei Kilometer lange Strecke von der Bärenwiese bis zu den Brühlwiesen zubetoniert sein.“