Die Zahl der Blutspender in Baden-Württemberg geht zurück. (Symbolbild) Foto: IMAGO//Michael Bihlmayer

Die Generation, die bislang am häufigsten Blut gespendet hat, wird immer älter, weniger Jüngere rücken nach – entsprechend geht die Zahl der Blutspender im Südwesten perspektivisch zurück. Stuttgart wirkt diesem Negativtrend entgegen.

Täglich werden deutschlandweit rund 15.000 Blutspenden benötigt, etwa 2000 davon in Baden-Württemberg. Doch künftig könnte es weniger Blutspenderinnen- und Spender geben. Der Grund: Die Generation der Babyboomer, die mit am häufigsten Blut spendet, wird immer älter – und wenige junge Menschen rücken nach.

 

„Während jüngere Menschen die Termine seltener besuchen, kommen die Älteren häufiger und regelmäßiger zur Blutspende“, heißt es dazu seitens des Deutschen Roten Kreuzes Baden-Württemberg-Hessen. „Dieses Blutspende-Fundament der Babyboomer-Generation bröckelt, wenn immer mehr in das Alter kommen, in dem sie aus gesundheitlichen Gründen kein Blut mehr spenden können.“

Und das macht sich schon jetzt bemerkbar: „Das durchschnittliche Spenderalter in Baden-Württemberg liegt bei 45 bis 46 Jahren und ist in den letzten Jahren leicht angestiegen“, so das DRK. In Stuttgart hingegen sieht das anders aus.

Mehr junge Spender in Stuttgart

In der Landeshauptstadt sorgt man sich aktuell nicht um eine solche Entwicklung. „Wenn man die Spender in Gruppen von jeweils 10 Jahren zusammenfasst, ist bei uns die Gruppe von 25 bis 34 Jahren die stärkste Gruppe“, so Beate Luz, Leiterin der Blutspendezentrale am Klinikum Stuttgart. „Bei den Vollblutspendern haben wir im Klinikum Stuttgart ein Durchschnittsalter von 39 Jahren.“ Die „Babyboomer“ im Alter von 55 bis 64 Jahren belegten am Klinikum nur den zweiten Platz unter den Spendergruppen.

Klinikum Stuttgart wirbt erfolgreich

Und das nicht ohne Grund. Um neue, vor allem auch jüngere, potenzielle Spender zu erreichen, hat das Klinikum die Aktion „Spender werben Spender“ ins Leben gerufen. Spender, die eine neue Person anwerben, erhalten nach deren zweiter Blutspende einen Einkaufsgutschein über 20 Euro.

„Die Aktion ist sehr erfolgreich“, so Luz. „Häufig werben ältere Spender wie Eltern oder Kollegen jüngere Menschen. Weiter setzen wir auf Werbung bei Studenten und Aktivitäten in den Sozialen Medien.“ Mit Erfolg: Im Klinikum Stuttgart gab es im Jahr 2023 genau 33.774 Blutspenden, im Jahr 2024 waren es 33.632. „Die Zahl ist also recht konstant.“

Lage aktuell dennoch angespannt

Grundsätzlich ist die Versorgung mit Blutkonserven in Stuttgart also stabil. Doch Beate Luz weist auf aktuelle Engpässe am Klinikum hin. „Derzeit ist die Situation aufgrund vieler Erkrankungen und Erkältungen eher angespannt.“

Neben der Generationsproblematik und altersunabhängigen (Vor-)Erkrankungen macht das Deutsche Rote Kreuz auf einen weiteren Aspekt aufmerksam, der für Schwankungen bei der Blutspende sorgt. „Sobald das Wetter wieder besser wird, widmen sich viele Spenderinnen und Spender anderen Aktivitäten und bleiben der Blutspende daher fern.“

Deshalb sei es umso wichtiger, dass Menschen sich zur Blutspende entschließen. „Wir freuen uns immer über Neuspender, die zu Dauerspendern werden. Denn wichtig sind vor allem Spenderinnen und Spender, die regelmäßig kommen. Nur so können wir Abgänge älterer Spenderinnen und Spender kompensieren“, sagt Beate Luz vom Klinikum Stuttgart.

Wissen um die Blutspende oft nicht vorhanden

Um das zu erreichen, setzt auch das DRK Baden-Württemberg-Hessen auf Werbung fürs Blutspenden – gerade auch über Kommunikationskanäle junger Menschen – und stellt heraus, wie wichtig es ist, Menschen über das Blutspenden aufzuklären. „Die DRK-Blutspendedienste bewerben die einzelnen Termine umfassend sowohl analog, zum Beispiel durch Plakate, als auch digital über verschiedene (soziale) Medien“, heißt es auf Anfrage. „Es braucht schlichtweg mehr Aufklärung. Viele Menschen haben in ihrer Lebensrealität wenig bis gar keine Berührungspunkte mit der Blutspende. Ihnen fehlt das Bewusstsein für die gute Tat und was sie damit letztlich bewirken können: Die Blutspende ist die einfachste Möglichkeit, um Leben zu retten. Mit einer einzigen Blutspende kann man bis zu drei Menschen helfen.“

Mit einer Blutspende bis zu drei Menschen helfen

Und der Bedarf ist da: Laut DRK-Angaben werden im laufenden Kalenderjahr 2025 in Stuttgart rund 80 Blutspendetermine angeboten. „Im Vergleich zu den beiden Vorjahren hat sich das Terminangebot nochmal um etwa 20 Termine erhöht“, heißt es auf Nachfrage.

Die Spenderinnen und Spender wurden im Stuttgarter Rathaus geehrt. Foto: LHS/Fabrice Weichelt

Besonders fleißige und regelmäßige Spenderinnen und Spender, die am Klinikum Stuttgart für Blutreserven sorgen, wurden am Dienstag, 18. März im Stuttgarter Rathaus geehrt. Die Bürgermeisterin für Jugend und Bildung, Isabel Fezer, Jan Steffen Jürgensen, Medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender und Beate Luz vom Zentralinstitut für Transfusionsmedizin und Blutspendedienst am Klinikum Stuttgart dankten den Blutspendenden für ihren Einsatz. Die insgesamt 67 langjährigen Spenderinnen und Spender haben laut Klinikum Stuttgart zwischen 100 und 600 Blut- und Plasmaspenden abgegeben.