Die Schillerschule soll den Werkrealschulzweig auslaufen lassen. Foto: Steinert

Die Nachricht, dass ihre Werkrealschule schließen soll, wird ganz unterschiedlich aufgenommen.

Neckarvororte - Insgesamt 18 von 32 Werkrealschulen sollen vom kommenden Schuljahr an keine Fünftklässler mehr aufnehmen. In den Neckarvororten sind fünf Schulen betroffen. Ralf Hermann kann nicht verstehen, dass seine Schillerschule in Bad Cannstatt den Werkrealschulzweig auslaufen lassen soll. Seit 1991 ist die Schule gebundene Ganztagsschule – nach dem alten pädagogischen Konzept, bei dem die Lehrer auch die Betreuung der Kinder übernehmen. „Das ist eine Win-Win-Situation“, sagt Hermann. Hinnehmen will er die Entscheidung nicht. Er versucht über den Bezirksbeirat seine Argumente einzuspeisen.

Anders sieht die Lage an der Luginslandschule aus. Dort hat Rektor Andreas Passauer sich bereits auf die neue Situation eingestellt. „Das Thema Werkrealschule ist abgehakt“, sagt er. Sein Ziel ist jetzt die Einführung der Ganztagsschule für seine Grundschüler. Dafür will der Rektor die frei werdenden Räume der Werkrealschule nutzen. Und die 3,5 Millionen Euro, die für die Einführung der Ganztagsschule für die Werkrealschüler im städtischen Haushalt vorhanden sind, möchte er nun für die neuen Pläne verwenden.

Fast schon paradox ist die Situation an der Jörg-Ratgeb-Schule in Neugereut. Sie wurde als Gesamtschule in den 1970er Jahren gegründet. Dieser Schulversuch wurde später aufgegeben, sodass heute ein Gymnasium, eine Realschule und eine Werkrealschule unter einem Dach residieren. Nun könnte es in Richtung Gemeinschaftsschule gehen – mit welchem Konzept und ob tatsächlich, ist noch offen. „Der Prozess der Schulentwicklung ist im Gang“, sagt Werkrealschulleiter Markus Dölker. Seine Abteilung möchte die Gemeinschaftsschule, die anderen Abteilungen seien allerdings noch nicht so weit. Statt keine Fünfer im kommenden Jahr aufzunehmen, schlägt er vor, die Werkrealschule weiterzuführen und gleichzeitig am Konzept der Gemeinschaftsschule zu arbeiten.

Sorge um Schüler, die es dieses Jahr nicht geschafft haben

Die Steinenbergschule trifft die Nachricht nicht unvorbereitet. An dem Hedelfinger Standort wird schon länger über Veränderungen diskutiert: erst über ein Gymnasium, nun zusätzlich auch über die Einführung einer Gemeinschaftsschule. Große Bedenken hat Schulleiter Detlef Storm, im kommenden Jahr keine 5. Klasse starten zu lassen, denn: Was passiert mit den Rückläufern, die es in diesem Jahr an der Realschule oder am Gymnasium nicht geschafft haben? Zudem hat er internationale Vorbereitungsklassen im Haus: Wo sollen dann diese Schüler eingegliedert werden? Storm schlägt vor, erst abzuwarten, wie viele Schüler sich für das kommende Jahr anmelden und dann gegebenenfalls eine Kombiklasse zu bilden.

Die Mönchfeldschule wird ebenfalls in der Streichliste der Stadt geführt – den Umwandlungsprozess hat die Einrichtung allerdings hinter sich. Seit 2011 ist sie eine reine Grundschule. Der Prozess ging schnell, als die Entscheidung fiel: Nur die 9. Klasse blieb, die anderen wurden verteilt, ebenso die Lehrer. Nun sollen die Räume saniert werden, dann zieht die Kreuzsteinschule zur Mönchfeldschule und gibt wiederum ihre Räume für die Bertha-von-Suttner-Realschule sowie für das Eschbachgymnasium frei.