Auch der Bereich an der Schleuse Cannstatt soll umgestaltet werden. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Stadt am Fluss zu verwirklichen, das haben sich alle Fraktionen im Stuttgarter Gemeinderat auf die Fahnen geschrieben. Doch im Detail gibt es unterschiedliche Meinungen.

Stuttgart - Das Bild von der Stadt am FlussRealität werden zu lassen war eines der Wahlversprechen von Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) – und stieß im Gemeinderat auf große Zustimmung. Mit der Umgestaltung des sogenannten Neckarknies zwischen der König-Karls-Brücke und dem Bereich Mühlgrün will die Verwaltung nun einen besonders prägnanten Abschnitt des Neckarufers in Angriff nehmen. Doch im Technischen Ausschuss des Gemeinderats stieß der Vorschlag für einen Ideenwettbewerb am Dienstag erst einmal auf heftige Kritik. Der Tenor: Die Verwaltung habe bereits zu viele Pflöcke eingerammt – da sei für eigene Ideen der zu einem Wettbewerb eingeladenen Büros kaum noch Platz.

Die Rahmenbedingungen, die in der Vorlage des zuständigen Baubürgermeisters Peter Pätzold enthalten sind, erschienen der Ratsmehrheit als „zu enges Korsett“, wie es CDU-Stadtrat Philipp Hill ausdrückte. Er und seine Fraktionskollegen störten sich unter anderem an der Frage, wie mit der alten, nach Fertigstellung von Stuttgart 21 nicht mehr benötigten Eisenbahnbrücke umgegangen werden soll. Für Aufregung bei der CDU sorgte auch das Konzept, die Wilhelmsbrücke zur reinen Radfahrer- und Fußgängerbrücke umzugestalten: „Woher nimmt die Verwaltung die Verkehrszahlen, die dem zugrunde liegen?“, fragte Beate Bulle-Schmid. Pätzold verwies auf die Verkehrsgutachten, die für den Bau des Rosensteintunnels angefertigt wurden – und die in der Vorlage auch dezidiert als Begründung für eine mögliche Sperrung der Wilhelmsbrücke für den Autoverkehr genannt sind.

Bootsanleger für Ausflugsboote und Theaterschiff müssen wohl verlegt werden

Auch SPD-Stadträtin Marita Gröger störte sich an der vermeintlichen Vorfestlegung der Verwaltung auf den Erhalt der alten Rosenstein-Eisenbahnbrücke. In der Vorlage wird die Entscheidung über Abriss oder Neunutzung zwar als offen charakterisiert. Allerdings lassen die städtischen Planer durchblicken, dass sie sich die Brücke als Fuß- und Radweg über den Fluss sehr gut vorstellen können. Grünen-Stadtrat Björn Peterhoff und sein Kollege Christoph Ozasek (SÖS/Linke-plus) zogen gar die Analogie zur sogenannten High Line in New York, einer ehemaligen Güterzugtrasse im Stadtteil Manhattan, die zu einer Art Parkanlage umgestaltet worden ist.

Ein Vergleich, den CDU-Fraktionschef Alexander Kotz für überzogen hält. Weil auch Freie Wähler, FDP, AfD und der Einzelstadtrat der Stadtisten, Ralph Schertlen, davor warnten, schon vor dem Wettbewerb zu viele Gestaltungsperspektiven festzuschreiben, ließ der Baubürgermeister die Vorlage schließlich nur als „Diskussionsgrundlage“ an den Bezirksbeirat Bad Cannstatt verweisen.

Der Ideenwettbewerb, dessen Ergebnisse im Oktober 2017 noch vor den Haushaltsberatungen vorliegen sollen, umfasst neben den genannten Bereichen auch den Rückbau der Schöne- und Brückenstraße sowie der Neckartalstraße und die Neugestaltung der zum Fluss hin abgrenzenden Rillingmauer. Weil in den nächsten Jahren die Schleusen am Neckar für größere Schiffstypen umgebaut werden müssen und dadurch die heutigen Anlegestellen für die Ausflugsboote und das Theaterschiff im Vorfeld der Wilhelma wegfallen, könnten nach den Vorstellungen der Verwaltung entlang der Rillingmauer neue, sich dem Wasserstand anpassende Anlegeplattformen entstehen.

Mit dem Umsetzung des Konzepts und der preisgekrönten Wettbewerbsidee ist allerdings frühestens im Jahr 2020 zu rechnen.