Noch bis Ende März werden verschiedene Kehrmaschinen am Neckartor versuchsweise gegen den Feinstaub unterwegs sein. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Ein Unternehmen, das Anlagen für Industriefilter herstellt, schlägt der Stadt Luftfilter für das Neckartor vor. Die Kommune lehnt das ab. Auch weil eine Mooswand gegen den Feinstaub getestet wird.

Stuttgart. - Mit zwei Versuchen will die Landeshauptstadt entlang des Feinstaub-Brennpunktes an der Messstelle am Neckartor herausfinden, ob zum Beispiel eine Mooswand oder nasses Kehren die Schadstoffbelastung verringern können. Der Aufbau einer groß dimensionierten, stationären Absaug- und Filteranlage gehört nicht zum Versuchsprogramm.

Der Ingenieur Bernd Müller, Geschäftsführer der Firma Ecovac Filteranalgen aus Mögglingen (Ostalbkreis), fordert, die Filtertechnik einzusetzen. „Wir sind überzeugt, dass diese Technik Feinstaub- und Stickoxid-Schwerpunkte gezielt entschärfen kann“, sagt Müller. Stuttgart sei „idealerweise zur Demonstration dieser Technologie geeignet“. Vorgeschlagen wird, auf einer Länge von etwa je 100 Metern vor und nach der Messstelle Luft über Kanäle entlang der Fahrbahn abzusaugen und durch Industriefilter zu leiten. „Wir fertigen geprüfte Industriefilter, die 99,9 Prozent des Feinstaubs zurückhalten können“, so Müller, der sein System auch beim Bau des Einhorntunnels in Schwäbisch Gmünd angeboten hatte. Untersuchungen hatten damals ergeben, das Feinstäube und Stickoxide lokal reduziert werden können, gleichzeitig würde durch den Betrieb zusätzliches Kohlendioxid entstehen, auf den Einbau wurde verzichtet.

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„Im Moment ist nicht daran gedacht, dem näher zu treten“, sagt der Stadtklimatologe Ulrich Reuter. Eine solche Anlage könne zwar punktuell helfen, in Stuttgart seien aber 2016 an 4,8 Kilometer innerstädtischer Straßen die Feinstaubwerte überschritten worden. Der nötige hohe Luftdurchsatz von 100 000 Kubikmeter pro Stunde führe „zu einem Klimaschaden, den wir nicht außer Acht lassen können“, denn die Stadt habe sich auch verpflichtet, das Klima zu schützen. Bei einem Test parallel zur Mosswand könne außerdem die Wirkung der Einzelmaßnahmen nicht mehr zugeordnet werden. Weil es mehrere Anbieter von Filtersystemen gebe, könne außerdem eine Ausschreibung nötig sein, ergänzt der Stadtklimatologe.

Klimawirkung auch wichtig

Die Klimawirkung des Stromverbrauchs der Absauganlage werde „völlig überschätzt“, sagt Müller, sie müsse nur an Tagen mit hoher Luftbelastung „und dann auch nur zur Hauptverkehrszeit laufen“. Die vorgeschlagene Maßnahme werde „bisher leider nicht verstanden“. Die von seiner Firma genannten Lösungen seien „wesentlich praktikabler, preiswerter und effektiver als ein Diesel-Fahrverbot“.