Am 6. November wählen die Neckartenzlinger einen neuen Bürgermeister. Oder wird es eine Bürgermeisterin? Der Endspurt im Wahlkampf hat begonnen.
Neckartenzlingen - Am Sonntag, 6. November, entscheiden die Neckartenzlinger, wer als Nachfolger oder Nachfolgerin des amtierenden Bürgermeisters Herbert Krüger den Kurs der 6500 Einwohner zählenden Neckartalgemeinde in den kommenden acht Jahren bestimmt. Einen Tag vor dem Ablauf der Bewerberfrist klopft ein Trio an die Neckartenzlinger Rathaustür.
Als Erste hatte Melanie Gollert am 5. August ihren Hut in den Ring geworfen. Die 29 Jahre alte Verwaltungswirtin, die nach ihrer Ausbildung im Landratsamt Esslingen ein Studium im gehobenen Verwaltungsdienst angehängt hat, leitet seit Februar 2014 das Sachgebiet Ausländerwesen und Bürgerservice der Stadt Kirchheim. Darüber hinaus ist sie Lehrbeauftragte an der Hochschule für Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg. Im Ehrenamt engagiert sich Melanie Gollert als Leiterin einer Mädchenjungschar.
Krüger-Nachfolger tritt schweres Erbe an
Gut eine Woche nach ihr hat Jochen Baral seine Bewerbung öffentlich gemacht. Der 44 Jahre alte Mitbegründer und Vorsitzende des örtlichen Tischtennisvereins ist in Neckartenzlingen aufgewachsen. Nach einer Lehre als Bankkaufmann hat er ein Studium der Sozialpädagogik draufgesattelt. Seit dem Jahr 2002 leitet er das Jugendzentrum Penthaus in Neuhausen auf den Fildern. Jochen Baral sitzt im Neckartenzlinger Gemeinderat und ist ehrenamtlicher Stellvertreter des Bürgermeisters.
Henrik Peter komplettiert das Bewerber-Trio. Der 43 Jahre alte Diplom-Verwaltungswirt ist Geschäftsführer des Erschließungsträgers Terra Kommunal, der im Auftrag von Gemeinden und Städten die Planung und Erschließung von Baugebieten vorantreibt. Peter hat an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl studiert und war zuvor unter anderem Bauamtsleiter in Burgstetten (Rems-Murr-Kreis).
Die Amtszeit von Herbert Krüger geht am 31. Januar zu Ende. Wer auch immer im Februar auf dem Chefsessel im Rathaus sitzen wird, er oder sie tritt kein leichtes Erbe an. Der streitbare Noch-Schultes hat sich nicht erst mit seiner nicht von Erfolg gekrönten Landtagskandidatur für den AfD-Ableger Alfa den Unmut im Ort zugezogen. Neckartenzlingen ist Sitz des Gemeindeverwaltungsverbands, der mit den Gemeinden Altdorf, Altenriet, Bempflingen, Neckartailfingen, Neckartenzlingen und Schlaitdorf knapp 20 000 Einwohner zählt. In dieser Runde ist es immer wieder der Umgang mit dem 1800 Schüler zählenden Schulzentrum, der das Verhältnis belastet. Dieser Gemengelage sind sich die Bewerber wohl bewusst, und so lassen sie nicht nur zwischen den Zeilen anklingen, dass ihnen sehr viel an einem neuen Umgangston im Rathaus gelegen ist.
Kandidatenvorstellung am 27. Oktober
„Ich will das Verhältnis von Neckartenzlingen zu den Umlandgemeinden auf eine neue Basis stellen“, sagt Hendrik Peter. Er wolle die bei seiner Arbeit für die Gemeinden Schlaitdorf, Altenriet und Neckartailfingen geknüpften Kontakte nutzen, um das abgekühlte Klima zwischen den Verbandsgemeinden neu zu beleben.
„Wir brauchen im Rathaus eine Führung, die klare Ziele hat“, sagt Jochen Baral. Möglicherweise helfe ein mit der Bürgerschaft gemeinsam entwickeltes Leitbild, um die Gräben im Ort zuzuschütten. Auch den Dauerstreit um die Finanzierung des Schulzentrums will Baral beilegen. „Das Konzept der Planungskommission, die das Zentrum im Schulterschluss zwischen den Schulen, dem Gemeinderat und den Eltern weiterentwickeln wollte, liegt brach. Den Faden will ich wieder aufgreifen“, sagt er.
Einen ähnlichen Ansatz pflegt Melanie Gollert. Sie will den Herausforderungen in der Gemeinde unter anderem mit einer Zukunftswerkstatt „Neckartenzlingen 2030“ begegnen. Dabei sollen Arbeitsgruppen die Felder Jugend, Familie, Senioren, Gemeinderat und Verwaltung beackern.
Am Donnerstag, 27. Oktober, können sich die Wähler einen Eindruck von den Kandidaten machen. Dann stehen sich Melanie Gollert, Jochen Baral und Henrik Peter im Rahmen der öffentlichen Vorstellung in der Melchiorhalle gegenüber.