Wem geht da nicht das Herz auf: die Neckarschleife bei Mundelsheim. Foto: Simon Granville

Wasser, Weinberge und Kakteen: Wer das haben will und dazu eine der schönsten Aussichten in der Region, der muss nicht weit reisen. Ein Abstecher nach Mundelsheim reicht.

Mundelsheim - Manche Ausblicke wirken fast zu schön, um wahr zu sein. Einer davon ist der auf die Neckarschleife bei Mundelsheim. Vom Käsberg aus blickt man auf ein nahezu perfektes U hinunter, das je nach Wasserstand und Wetterlage aus tiefblau, silbrig oder bräunlich gefärbtem, gemächlich dahinfließendem Neckarwasser besteht. Und natürlich auf Weinberge. Denn davon gibt es in Mundelsheim und drumherum jede Menge. Mit etwas Glück kann man Stand-up-Paddler oder Kanuten auf dem Fluss beobachten, immer wieder zieht ein Schiff ruhig seine Bahn, und auch die Radler auf dem dicht am Neckar gelegenen Weg bieten ein buntes Bild, angesichts der Pracht der Natur aber nur noch das Tüpfelchen auf dem I. Wenn die Sonne abends schräg hinter dem Käsberg versinkt und man, vielleicht noch mit einem Mundelsheimer Wein im Gepäck, auf einem der Bänkle in bester Aussichtslage sitzt, ist die Romantik schlicht nicht mehr zu toppen.

Welchen Weg sollte man nehmen?

Wer die Neckarschleife und den Fernblick in voller Schönheit bewundern will, hat zwei Möglichkeiten: Besonders empfehlenswert, weil gut ausgebaut und mit einer einfachen Streckenlänge von etwa zwei Kilometern auch nach Feierabend noch gut zu bewältigen, ist der Käsbergweg, der schon in den 50er Jahren gebaut wurde und einen wunderschönen Blick bietet. Sanft steigt er an, macht an der Klinge, die den Käsberg auf etwa halbem Weg durchschneidet und in der ein kleiner Wasserlauf plätschert, einen großen Bogen und endet nach etwa zwei Kilometern. Wer noch zur Käsbergkanzel aufsteigen will, die einen etwas besseren Blick bietet, hat nach dem Ende des befestigten Wegs mitunter sehr schmale und überwucherte Streckenabschnitte vor sich, befindet sich dafür aber auf einem Rundweg. Bequemer ist es, einfach wieder zurückzugehen, sich auf einer der Bänke auszuruhen und zu genießen.

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Was gibt es zu entdecken?

Am Käsbergweg kann man im Sommer auch sonst viel entdecken. Auf den Mauern sonnen sich Eidechsen, in den Weinbergen blühen unter anderem wilder Majoran, Lavendel, Goldgarbe, Rosen und sogar Kakteen, so mild ist das Klima an dem sonnenverwöhnten Hang. Und auch der große Feigenbaum in der Mitte der Klinge fühlt sich wohl. Auf halbem Weg, kurz nach der Klinge und praktisch mitten über der Schleife, steht ein wildromantisch von Wein umrahmtes Häuschen, dessen grüne Fensterläden meist geschlossen sind – das Königshäusle. Es wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von der Hofdomänenkammer als Weinberghäuschen erbaut. Der Name ist, so wird vermutet, auf einen Besuch von König Wilhelm I von Württemberg in seinem Weinberg zurückzuführen. Heute gehört es zum Weingut Herzog von Württemberg. Kurz vor dem Ende des ausgebauten Wegs lohnt sich ein Blick nach oben. In den bizarren Felsformationen kann man je nach Beleuchtung und Fantasie Gesichter entdecken.

Und die Legende vom Lügenbrückle?

Wer abseits der Romantik noch ein bisschen Nervenkitzel braucht, dem sei das Lügenbrückle empfohlen, das man auf dem Rundweg im Bereich der Klinge überquert. Wer gelogen hat, soll dort nämlich der Mundelsheimer Legende nach hinunterstürzen in die Hölle oder doch zumindest in die Tiefe. Was daran liegt, dass das Brückle früher aus Holz und irgendwann morsch war. Heute ist es aus Stahl, Spaziergänger und Wanderer sind also auf der ziemlich sicheren Seite.

Für wen ist die Tour geeignet?

Der Käsbergweg ist breit und gut zu begehen, und praktisch für jeden geeignet, auch für Ältere und für Familien mit Kinderwagen. Eltern mit lebhaften Kindern sollten darauf achten, dass sie sich nicht zu nah an das niedrige Mäuerchen wagen, das den Weg in Richtung Neckar begrenzt. Denn je weiter der Weg hinaufführt, desto steiler geht es ab da in die Tiefe. Wer Hitze nicht gut verträgt, sollte im Sommer besser die kühleren Abend- oder Morgenstunden wählen, denn die Sonne heizt den Hang ordentlich auf. Wer die Stäffele begehen möchte, braucht eine gute Kondition, Trittsicherheit und festes Schuhwerk.

Wie kommt man hin?

An der am Neckar gelegenen Käsberghalle ist ein größerer Parkplatz. Von dort aus geht man in Richtung Ort, überquert die Hauptstraße (Hessigheimer Straße), geht genau gegenüber in den Kappelweg, biegt die erste links (Käsbergstraße) ab und folgt an deren Ende dem Langen Weinbergweg. Die erste Straße links ist der Beginn des Käsbergwegs. Man gelangt auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Mundelsheim: Vom S-Bahnhof Freiberg am Neckar aus fährt alle halbe Stunde ein Bus, am Wochenende stündlich. Auch von Besigheim aus fährt etwa alle halbe Stunde ein Bus. Die nächstgelegene Haltestelle ist die Hessigheimer Straße. Auch die Schiffe des Neckar-Käpt’n halten in Mundelsheim.

Wo kann man einkehren?

Im Ort gibt es mehrere Restaurants, das Angebot reicht von der Pizzeria bis zu bodenständig schwäbischer und doch international angehauchter Küche. Auf der anderen Seite des Neckars, den man über die Hessigheimer Schleuse queren kann, liegt der Schreyerhof, der an Wochenenden auch ein „To-go-Kärtle“ anbietet. Wer Wein kaufen möchte, kann dies im Käsbergkeller in der Heinrich-Maulick-Straße tun, die am Restaurant „Ochsen“ von der Hauptstraße abzweigt (Montag bis Freitag 9-12 und 13 bis 18 Uhr, Samstag 9-13 Uhr). Wer lieber Saft mag, findet in der Nähe der Käsberghalle den Werksverkauf der Schütz Fruchtsaftkelterei.

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