Kurz nach der König-Karls-Brücke hat die Stadt auf dem Neckardamm in Richtung Untertürkheim diese Absperrung aufgestellt. Foto: Sebastian Steegmüller

Der Neckarradweg ist bis April aus Sicherheitsgründen entlang des Wasens weiträumig gesperrt. Viele Radfahrer zeigen dafür jedoch nur wenig Verständnis.

Bad Cannstatt - Es gleicht einem Kampf gegen Windmühlen: Jeden Morgen stellt die Stadt die Absperrungen am Neckarradweg auf, abends sind sie wieder zur Seite geräumt. Für Fußgänger und Radfahrer, die in Richtung Untertürkheim unterwegs sind, ist es offenbar nur schwer nachvollziehbar, dass der Damm schon kurz nach der König-Karls-Brücke gesperrt ist und sie auf die andere Uferseite umgeleitet werden. Schließlich ist der Bereich am Cannstatter Wasen bis weit über die Gaisburger Brücke hinaus einwandfrei begeh- beziehungsweise fahrbar.

Die Bauarbeiten beginnen erst kurz vor der Daimlerbrücke, also auf Höhe des Mercedes-Benz-Museums. Dort wird bis Mitte April auf einer Länge von rund 600 Metern der Asphaltbelag des Damms durch versickerungsfähiges Pflaster ersetzt. „Dadurch erhalten die Baumwurzeln mehr Wasser und Luft und drücken nicht so an die Oberfläche“, sagt Markus Lieber vom städtischen Tiefbauamt. Die gefährlichen Hebungen könnten mit dem neuen Belag deutlich reduziert werden.

Baufahrzeuge fahren hin und her

In einem Jahr sollen die restlichen 600 Meter bis zur König-Karls-Brücke ausgetauscht werden. Die meisten Radfahrer und Passanten haben grundsätzlich Verständnis für die Maßnahme, doch warum sperrt die Stadt schon rund einen Kilometer vor der eigentlichen Baustelle den Neckardamm ab? „Aus Sicherheitsgründen“, sagt Lieber. Weil die Daimlerbrücke und damit der Zugang zum Mercedes-Benz-Motorenwerk aus Richtung Untertürkheim unbedingt erreichbar bleiben muss, können die Baufahrzeuge das Baufeld nur von der anderen Seite anfahren – eben von der Königs-Karls-Brücke aus. „Wir haben ein Anbindungsproblem. Der Radweg ist für die 7,5-Tonner zu schmal, deshalb müssen die kleineren Transporter bis zu zehn Mal am Tag hin und her zuckeln.“ Genau hier liegt die Schwierigkeit: Das Risiko, dass es auf dem Radweg zu einem Unfall zwischen Baufahrzeugen und Radfahrern oder Fußgängern kommt, sei einfach zu groß, sagt Lieber. Deshalb habe man sich dazu entschieden, ihn zu sperren.

Nicht wenige klettern über die Absperrung

Für die Beeinträchtigungen, die während der Bauzeit unvermeidbar seien, bittet das Tiefbauamt die Verkehrsteilnehmer um Verständnis. Auf offene Ohren treffen die Vertreter der Stadt dabei offenbar nicht. Immer wieder sieht man Passanten über die Absperrung an der Gaisburger Brücke klettern, die mittlerweile mit Schloss und Kette sowie Kabelbindern fixiert ist. Auch unzählige Radfahrer seien täglich auf der gesperrten Strecke unterwegs. „Einer hat sich bei mir beschwert, dass er sein Rad über die Absperrung heben muss“, sagt Lieber. Obwohl er ihm die Problematik erklärt habe, wurde später eine Beschwerde in Form einer Gelben Karte bei der Stadt eingereicht. Ein Fußgänger, der an der Villa Berg wohnt, ist ebenfalls unzufrieden. Er schlägt vor, dass die Sperrung zwischen der König-Karls- und der Gaisburger Brücke abends und an den Wochenenden aufgehoben wird – schließlich werde in diesem Zeitraum nicht gearbeitet. Außerdem wünscht er sich entsprechende Hinweisschilder, die auf die Gefahren auf dem Radweg durch die Baufahrzeuge hinweisen.

Keine Öffnung an den Wochenenden

Im Tiefbauamt hat man die Anregung durchaus vernommen. „Über das Schild mache ich mir Gedanken, vielleicht finden wir hier eine Lösung“, sagt Lieber, der eine Öffnung des Radweges jedoch ablehnt. „Der Aufwand, den Teil zwischen König-Karls- und Gaisburger Brücke am Wochenende wieder freizugeben, wäre zwar nicht so furchtbar groß, aber zwei Gründe sprechen dagegen.“ Zum einen befürchte er, dass die Radfahrer den Unterschied nicht richtig einordnen würden. Zum anderen, und dies sei der wichtigere Punkt, würden die Radfahrer nur bis zur Gaisburger Brücke kommen. „Dort gibt es nur Treppen. Ich möchte ungern einen Radweg freigeben, der vor einer Treppe endet“, betont Lieber.

Natürlich sei es theoretisch auch machbar, die Baustelle vor jedem Wochenende so herzurichten, dass der Weg komplett nutzbar ist, räumt er ein. „Aber dies erfordert einen derart hohen finanziellen und zeitlichen Aufwand, der nicht gerechtfertigt ist und der vor allem dafür sorgt, dass sich die Sanierung und damit die Beeinträchtigungen insgesamt deutlich in die Länge ziehen“, sagt Lieber. Zumal die Umleitung auf der anderen Neckar-Seite Radfahrern durchaus zumutbar sei.