Die Zahl der Gäste, die Marbach mit dem Schiff besuchen, hat zugenommen. Foto: Karsten Schmalz

Durch Schleuszeiten verursachte Verspätungen der Flotte des Neckarkapitäns bringen Verspätungen bei Stadtführungen in Marbach mit sich.

Marbach - Ursprünglich war der Neckar ein wilder Fluss, der wegen seiner Stromschnellen und Untiefen gefürchtet war und nur von flachen Kähnen befahren werden konnte. Heute fließt er als breites silbernes Band ruhig dahin, denn zahlreiche Staustufen und Schleusen haben sein ungestümes Wesen gebändigt. Gemächlich ziehen Weinberge, Wald und Wiesen auch auf der Fahrt von Bad Cannstatt nach Marbach an Bord der „Wilhelma“ vorbei, die zur Schiffsflotte des Neckar-Käpt’n gehört. Für die Passagiere ist diese Tour eine Form der Entschleunigung – man kommt in einen ruhigen Flow.

Nicht so entspannt war in den vergangenen Wochen immer mal wieder die Arbeit der Marbacher Stadtführerin Elke Evert. Normalerweise kommt die MS Wilhelma aus Richtung Stuttgart um 13.45 Uhr in Marbach an. Zuletzt habe es aber immer wieder Verspätungen von bis zu 30 Minuten gegeben. „Das ist sehr ärgerlich, wenn die Tour ab 14 Uhr geplant ist“, sagt Evert. Zudem hat die Zahl der Tagesgäste, die mit dem Schiff in Marbach ankommen und sich für eine Führung angemeldet haben, extrem zugenommen, da kaum noch Gäste mit dem Reisebus in die Schillerstadt kommen. „Vor Corona war der Anteil der Busgäste mit Abstand am größten. Jetzt kommen viele mit dem Schiff, und da sollten die Zeiten dann auch verlässlich sein“, sagt Evert.

Die meisten Gäste beschweren sich nicht

Sandra-Daniela Erdmann, Projektleiterin für die MS Weinkönigin beim Neckarkapitän weiß um das Problem. „Ja, es gibt immer wieder Verspätungen. Das hängt aber mit den Wartezeiten in den Schleusen zusammen“, sagt Erdmann. Schiebt sich ein Frachter vor ein Personenschiff, dann stehen ihre Schiffe quasi wie ein Bus auf der Autobahn im Stau. Das gilt sowohl für die Strecke zwischen Bad Cannstatt und Marbach als auch für die Route der Weinkönigin zwischen Besigheim und Marbach, bei der die Ankunftszeit normalerweise auch um 13.45 Uhr liegt. „Verspätete Ankünfte können wir leider nicht ändern. Aber die meisten Gäste beschweren sich nicht und genießen sogar den längeren Verbleib auf dem Wasser“, sagt Erdmann. Und auch die Schleusung ist ein spannendes Erlebnis. Beim Abwärtsschleusen gleitet das Schiff an der Mauer der Schleuse ganz sanft nach unten, und nach dem Öffnen des Tores kann es ganz einfach weiterfahren. Beim Aufwärtsschleusen fährt es unten in eine ganz hohe Schleuse hinein und wird wie von Geisterhand nach oben geschoben.

Laut Anette Horn vom Marbacher Kulturamt hält sich die Anzahl der Verspätungen in diesem Sommer bislang in Grenzen. Jedenfalls hat sie von anderen Stadtführerinnen und Stadtführern keine negativen Rückmeldungen erhalten. Damit Elke Evert und ihre Besucher aber keine unnötigen Wartezeiten an der Anlegestelle in Kauf nehmen müssen, werden die Führungen vorläufig erst um 14.30 Uhr starten.