Die Burg Hohenzollern bei Hechingen inmitten eines Nebel- und Wolkenmeeres. Foto: dpa

Nebelmeere hüllen Gebirgsketten wie in Zuckerwatte ein. Oft dringt kein Sonnenlicht durch den Dunst, der Autofahrten zum gefährlichen Risiko werden lassen kann. Nebel gehört zu den beeindruckendsten Naturschauspielen und ist weit mehr als eine Wolke in Bodennähe.

Stuttgart - Nebel zieht auf in Antonio Bay, einer kleinen Insel vor der nordkalifornischen Küste. Der mysteriöse Dunst bringt Unheil über das kleine Fischerdorf, das den 100. Jahrestag seiner Gründung feiert. Mit dem trüben Brodem, der vom Meer heraufzieht, kommen die Untoten. Einst waren sie Seeleute, deren Schiff vor 100 Jahren von den ersten Siedlern absichtlich durch falsches Leuchtfeuer auf ein Riff gelenkt wurde, um zu verhindern, dass in der Nähe des Dorfes eine Leprakolonie errichtet wird. Nun wollen die Nebelgestalten blutige Rache an den Nachfahren der Siedler nehmen.

„The Fog - Nebel des Grauens“ ist ein Horrorfilmklassiker von Regisseur John Carpenter aus dem Jahr 1980. Er ist nicht der einzige Streifen, der die düstere Seite des Nebels zum Thema macht, aber einer der spannendsten. Nebel wird hier zur Chiffre für eine Bedrohung, die den tiefsten Abgründen der Seele zu entstammen scheint und zur realen Gefahr wird.

Stochern im Nebel

Filmemacher und Maler, Dichter und Philosophen haben die Nebelsymbolik immer wieder aufgegriffen. Nebel ist eine Metapher für Unsicherheit, Vergänglichkeit und Orientierungslosigkeit. Besonders häufig legt sich der grau-weiße Schleier im November über Felder, Wege und Wiesen. Oft so undurchdringlich, dass die Sicht kaum mehr als ein paar Meter beträgt.

Seltsam befremdlich ist es, im Nebel zu wandern, verschwommene Konturen von Dingen wahrzunehmen und den Blick aufs Ganze zu verlieren. Die Suche nach einem Weg daraus wird zum sprichwörtlichen Stochern im Nebel.

Hermann Hesse: „Im Nebel“

Hermann Hesse beschreibt diese Natursymbolik und die Einsamkeit menschlicher Existenz exemplarisch in seiner Gedicht „Im Nebel“, entstanden zwischen 1904 und 1910: „Seltsam im Nebel zu wandern! Einsam ist jeder Busch und Stein, Kein Baum sieht den anderen, Jeder ist allein.“

Auch in der Malerei umgibt Nebel ein Hauch des Mystischen - so in Caspar David Friedrichs Gemälde „Nebel“ von 1807. Der Blick auf ein von Nebelschwaden eingehülltes Küstenboot eröffnet dem Betrachter ein mystisch-religiöses Naturerlebnis. Vor Claude Monets „Die Kathedrale von Rouen im lichten Nebel“ (1892/1893) wartet man hingegen gespannt darauf, dass sich die Schleier lüften und die Sonne hervorbricht.

November – Blotmonath und Nebelung

Der Ring der Nibelungen

Nicht umsonst heißt der November im Althochdeutschen Nebelung - Nebelmonat. Nebul, das althochdeutsche Wort für Nebel, ist verwandt mit dem Lateinischen Nebula und dem griechischen Nephos. Der Name Nebelung spielt auf die in dieser Jahreszeit häufig auftretenden Dunstschwaden an.

Der germanische Name für November ist Blotmonath, wohl weil die Germanen in diesem Blutmonat ihrem Hauptgott Wotan (oder Odin) Opfer darbrachten. Auch die Nibelungen, das sagenumwobene Zwergenvolk, dem Richard Wagner in „Der Ring des Nibelungen“ ein musikalisches Denkmal gesetzt hat, entstammen dem Nebel. Der mittelhochdeutsche Begriff nibelen bedeutet nebelig.

Was ist Nebel?

Die Entstehung von Nebel ist so faszinierend wie seine Formenvielfalt. Nebel bildet sich, wenn Luft abkühlt, warme und kalte Luft sich mischen oder Wassermengen in Gewässernähe verdunsten und als Verdunstungsnebel niedergehen. Neben Boden-, Hoch- und Seenebel gibt es Strahlungs-, Berührungs- und Bergnebel, Eis-, Turbulenz- und Frühnebel.

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Je nach Entfernung spricht man von leichtem (500 bis 1000 Meter), mäßigem oder starkem Nebel (unter 200 Meter). Wobei die Schwaden mitunter so dicht sind, dass man die Hand vor Augen nicht mehr sieht. Da das kondensierte Nass Feuchtigkeit, Schad- und Nährstoffe bindet, kann es zu Smog und zur sprichwörtlichen dicken Suppe kommen.

Nebelwasser ist weit höher mit Ammonium, Nitrat oder Sulfat gesättigt als normales Regenwasser. Als Teil der Ökologie und Ökosystemforschung untersucht die Nebelforschung den Dunst auf schädliche Inhaltsstoffe, die für das Waldsterben mitverantwortlich sein sollen.

Nebel – Symbol der Unsicherheit und des Zweifels

Seit jeher beflügelt Nebel die Fantasie der Menschen. Im Volksglauben und in Mythen wurden die Nebelwände, die sich auf Dörfer und Städte zubewegen, als Einwirken oder Erscheinung höherer Mächte gedeutet.

In der tiefenpsychologischen Traumdeutung ist Nebel ein Symbol für Unsicherheit und Ungewissheit, Zweifel und Verwirrung. Der Mensch kann sich im Traum ebenso wenig wie in der realen Welt orientieren und sucht nach Halt. Zugleich können die Nebelschleier auch ein Übergangsstadium symbolisieren, einen Wechsel von einem Bewusstseinszustand in einen anderen.

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Nebel im Weltall

Planetarische Nebel

Der dritte Planet im Sonnensystem reicht bei weitem nicht aus, um das Phänomen hinreichend zu erklären. Nebel ist ein kosmisches Phänomen, das die Grenzen des Planeten Erde überschreitet. Ursprünglich bezeichnete die Astronomie mit Nebel alle leuchtenden, flächenhaften Objekte im Universum. Heute werden darunter vor allem interstellare Wolken aus Staub und Gas verstanden - wie planetarische Nebel. Diese astronomischen Objekte bestehen aus einer Hülle aus Gas und Plasma und existieren oft nur einige zehntausend Jahre.

Orionnebel

Das Sternbild Orion ist eines der bekanntesten Sternbilder. In ihm befindet sich der berühmte Orionnebel, ein großes Sternentstehungsgebiet, das zu den am besten erforschten Gasnebeln der Milchstraße gehört und gerade mal 1500 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Angesichts des Durchmessers der Milchstraße von 100 000 Lichtjahren ein kosmischer Klacks.

Dank seiner Helligkeit ist der Orionnebel mit bloßem Auge zu erkennen. Das Sternbild Orion mit den charakteristischen drei Gürtelsternen geht im Winter am späten Abend auf und steht dann bis zur Morgendämmerung am Himmel. Der Nebel befindet sich unterhalb der Gürtelsterne. Ein Blick zum Firmament lohnt sich.