Die Natur bietet oft märchenhafte Bilder – doch sie ist in Gefahr – die Artenvielfalt schwindet Foto: Lichtgut/Volker Hoschek

Naturschutzminister Alexander Bonde (Grüne) hat seinen ersten Bericht zur Lage der Natur vorgelegt. Das Bild ist zwiespältig: Die Bemühungen im Land haben Erfolg, müssen aber dennoch verstärkt werden.

Stuttgart - Der Naturschutz hat in der grün-roten Landesregierung einen besonderen Stellenwert: Er wurde als Querschnittsaufgabe verankert, dem alle Ministerien verpflichtet sind, und als gesamtgesellschaftliche Aufgabe definiert. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will den Beweis antreten, „dass wirtschaftlicher Erfolg, Wohlstand und ein verantwortlicher Umgang mit der Natur Hand in Hand gehen“.

Wie es um die Natur in Baden-Württemberg tatsächlich bestellt ist, hat Minister Alexander Bonde (Grüne) am Dienstag in seinem bisher ersten Bericht zur Lage der Natur dargelegt. Die Regierung hat sich verpflichtet, künftig in jeder Legislaturperiode diesen Bericht vorzulegen, um die Erfolge aufzuzeigen, aber auch die Defizite.

Die größte Herausforderung ist demnach, den Rückgang der biologischen Vielfalt zu stoppen. Vor allem der Erhalt nicht gedüngter Grünflächen, also Wiesen, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Mehr als ein Drittel der im Land heimischen Pflanzenarten kommen hauptsächlich im Grünland vor. Allerdings ist in den vergangenen 35 Jahren das Grünland von 650 000 auf 550 000 Hektar geschrumpft – mit teils dramatischen Folgen für die Artenvielfalt.

Höhere Fördersätze für Landwirte

Mit dem gesetzlich verankerten Grünlandumwandlungsverbot ist das Land Vorreiter beim Schutz der Landschaft: „Den anhaltenden Grünlandverlust konnten wir durch ein Umbruchverbot stoppen“, sagte Minister Alexander Bonde am Dienstag. Als Ausgleich für die Landwirte hat das Land die Fördersätze für die Bewirtschaftung wertvoller Lebensräume erhöht – etwa für magere Flachland-Mähwiesen oder Berg-Mähwiesen.

Dasselbe Ziel – die Erhaltung der biologischen Vielfalt – verfolgt das Land mit der Ausweisung von Schutzgebieten. „Der Nationalpark Schwarzwald geht in sein drittes Jahr und ist sehr beliebt“, so Bonde. Anfang Februar wird das Biosphärengebiet Schwarzwald eingerichtet – das bisher zweite im Land.

Den Schulterschluss wischen Naturschutz und Landwirtschaft forciert die Landesregierung auch beim Erhalt verschiedener Biotoptypen, die nur bei einer extensiven Nutzung erhalten werden können. Aktuell sind 60 Prozent dieser Lebensräume in einem unzureichenden Zustand.

50 Prozent der Wälder im Land sind naturnah

Bei den Wäldern setzt sich in Teilen ebenfalls das Prinzip weniger ist mehr durch: „Wir haben uns das Ziel gesteckt, bis 2020 zehn Prozent des Staatswalds komplett nutzungsfrei zu belassen“, sagte Bonde am Dienstag. Schon jetzt kann sich der Wald im Land bundesweit sehen lassen: „50 Prozent wurden als sehr naturnah oder naturnah eingestuft, das ist der höchste Wert im gesamten Bundesgebiet“, so Bonde. Gefestigt werden soll dies zum einen durch eine Richtlinie für die Waldentwicklung mit besonders resistenten Bäumen, zum anderen durch das Alt- und Totholzkonzept, auf das viele seltene Arten angewiesen sind.

Große Stücke hält Minister Bonde auf die Landschaftserhaltungsverbände – Gruppen von Ehrenamtlichen, die sich engagiert bei der Pflege von Kulturlandschaften einbringen. Die Zahl dieser Verbände ist während der aktuellen Legislaturperiode von sechs auf 31 angewachsen.