Bienen brauchen blühende Wiesen. Mohn mögen sie besonders gern. Foto: dpa/Thomas Warnack

Sind die vom Institut Pro Biene im Volksbegehren Artenschutz gestellten Forderungen überzogen? Konventionelle Landwirte und auch Experten der Universität Hohenheim sagen ja.

Filder - Das Möhringer Institut Pro Biene hat unter der Überschrift „Rettet die Bienen“ ein Volksbegehren auf den Weg gebracht. Zu den wichtigsten Forderungen gehören die Erhöhung des Ökolandbau-Anteils auf 50 Prozent bis 2035, die Halbierung der mit Pestiziden belasteten Flächen bis 2025 und das Verbot von die Artenvielfalt gefährdenden Pestiziden in Schutzgebieten.

Der Landesbauernverband (LBV) übte bereits Anfang August scharfe Kritik. Die Landwirte seien dem Naturschutz ohnehin besonders verpflichtet, argumentierte der Präsident Joachim Rukwied. Für ihn ist Pro Biene gar ein „Treiber für einen beschleunigten Strukturwandel auf Kosten kleinerer Familienbetriebe“. Der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) geht noch einen Schritt weiter. Er will dem Volksbegehren mit einem sogenannten Volksantrag begegnen. Dieser sei nicht als Gegenentwurf zum Bienen-Volksbegehren gedacht – aber man wolle Vorschläge vorlegen, um gemeinsam den Artenschutz voranzubringen, erklärte vor Kurzem ein BLHV-Sprecher. Der LBV und auch der Landesverband Erwerbsobstbau wollen sich dem Volksantrag anschließen. Ein Volksantrag entspricht in etwa einer Petition. Er braucht aber knapp 40 000 Unterschriften. Erhält er diese, muss der Landtag sich damit beschäftigen.

Für Pro Biene ist der Volksantrag ein Ablenkungsmanöver

Das Institut Pro Biene reagierte prompt: „Der Volksantrag vom Badischen Landwirtschaftshauptverband ist unmotiviert, unverbindlich und ziellos. Es fehlen dort Maßnahmen zur Pestizidreduktion und die klare Benennung von konkreten Verpflichtungen. Der Antrag ist ein Ablenkungsmanöver“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Pro Biene spricht von „organisierter Verantwortungslosigkeit“. So könne das Artensterben nicht aufgehalten werden.

Doch auch Wissenschaftler sind skeptisch. So kritisieren zum Beispiel Experten von der Universität Hohenheim die genannten Forderungen. Professor Johannes Steidle vom Fachgebiet Tierökologie sagt: „Das Volksbegehren ist zwar sehr gut gemeint, aber schlecht gemacht.“ Steidle kritisiert, dass Pro Biene die Pestizide zum Kern des Problems erkläre. Das gebe die Datenlage nicht her. Monokulturen mit Nutzpflanzen seien für Insekten in etwa so attraktiv wie eine geteerte Fläche. Ob man dort Pflanzenschutzmittel ausbringe oder nicht, spiele letztendlich keine so große Rolle mehr. Viel entscheidender sei, dass es für die Insekten ausreichend Lebensräume mit Wildpflanzen und Hecken gebe.

Bedeutet das Verbot von Pflanzenschutzmitteln für viele Betriebe das Aus?

Sabine Zikeli, Leiterin des Zentrums für ökologischen Landbau an der Uni Hohenheim ergänzt, dass auch der Öko-Landbau nicht ohne Pflanzenschutzmittel auskomme. Zwar seien chemisch-synthetische Präparate verboten, dafür würden aber Kupfer, pflanzliche und biologische Mittel eingesetzt. „Würden wir von heute auf morgen auf Pflanzenschutzmittel verzichten, könnten wir die Weltbevölkerung nicht mehr ernähren. Für viele deutsche Betriebe würde es das Aus bedeuten“, ergänzt Professor Ralf Vögele. Er ist Dekan der Fakultät Agrarwissenschaft und Direktor des Instituts für Phytomedizin.