Ein Wolf, der von einem Privatmann bei Stockach gesichtet wurde. Foto: dpa

Mit einer Belohung will der Nabu den Todesschützen eines Wolfs ausfindig machen, der dem Tier im Schwarzwald mit Jagdmunition zu Leibe gerückt ist. Vermutlich war das Tier dort, um sich zu paaren.

Stuttgart - Der Naturschutzbund (Nabu) will eine Belohnung für sachdienliche Hinweise aussetzen, die zu dem Schützen führen, der vor wenigen Monaten einen Wolf im Schwarzwald erschossen hat. Das verkündete der Landesvorsitzende Johannes Enssle am Mittwoch auf der Jahrespressekonferenz des Nabu Baden-Württemberg in Stuttgart. „Es ist wichtig, jetzt ein Zeichen zu setzen, dass es so nicht geht“, sagte Enssle. Die Belohnung soll zwischen 2000 und 5000 Euro liegen.

Das Tier wurde im Juli aus dem Schluchsee geborgen. Eine Obduktion ergab, dass es gewaltsam getötet worden war. Obwohl Anzeige erstattet wurde und die Staatsanwaltschaft in Freiburg ermittelt, fehlt von dem Täter bis jetzt jede Spur.

Fest steht laut Polizei, dass der Täter Jagdmunition verwendete. Es handelt sich um den ersten bekannten Fall in Baden-Württemberg, bei dem ein Wolf vorsätzlich zu Tode gekommen ist. Die Tötung eines Wolfes ist sowohl im Sinne des Tierschutz- als auch des Naturschutzgesetzes eine Straftat.

Aufklärungsquote: Null Prozent

Dass der Betrag, der für Hinweise ausgelobt wurde, noch nicht feststeht, liegt am Landesjagdverband. Seine Beteiligung an der Belohnung ist noch offen. Laut Nabu habe es Gespräche gegeben, in denen die Jäger die Tat scharf verurteilten. Der Naturschutzbund will die Hinweisprämie offiziell im Oktober ausschreiben.

Ob die Aktion von Erfolg gekrönt sein wird, bleibt abzuwarten. „Die Aufklärungsquote bei Wolfstötungen in Deutschland liegt bei null Prozent“, sagte Johannes Enssle am Mittwochmorgen. Dennoch wolle der Nabu ein klares Signal senden – nicht nur an Personen, die auf Wölfe schießen, sondern sich auch an die Politik und die Behörden.

Denn Enssle fordert eine Sonderermittlungseinheit in Baden-Württemberg, die sich speziell mit Umweltkriminalität beschäftigt. „Wenn solche Verbrechen aufgeklärt werden sollen, brauchen wir bei Polizei und Staatsanwaltschaft mehr Fachexperten für Umweltthemen“, sagte Enssle. In Nordrhein-Westfalen gibt es so eine Sonderermittlungseinheit bereits.

Das Tier wollte sich wohl paaren

Aus welchem Umfeld der Täter kommen könnte, darüber will Johannes Enssle nicht spekulieren. Die verwendete Jagdmunition spreche zwar dafür, dass es sich um einen Schützen mit Jagdschein handeln könnte. „Bei widerrechtlichen Abschüssen von Greifvögeln gibt es aber ganz unterschiedliche Hintergründe“, sagte Enssle. Manche Taubenzüchter sorgten sich um ihre Brieftauben. Andere Menschen hätten ein veraltetes Ökologiebewusstsein, in dem Raubtiere als Gefahr verstanden würden, die ausgemerzt werden müsse.

Mit den Schafhirten pflege der Nabu jedenfalls ein gutes Verhältnis: „Wir sind mit den Schäfern in engem Dialog, was wir für Herdenschutzmaßnahmen ergreifen können, wenn der Wolf zurückkehrt.“

150 Jahre hat es in Baden-Württemberg überhaupt keine Wolfssichtungen gegeben. Vor dem im Juli erschossenen Wolf kamen alle im Land gesichteten und identifizierten Wölfe aus der Schweiz. „Das Tier jetzt kam aber aus Niedersachsen“, sagt Enssle. Er vermutet, dass der Schwarzwald ein wichtiger Brückenkopf ist, wo sich beide Populationen treffen, um sich zu paaren.