Wer den Schwalben eine Heimat bietet, kann sich über eine Plakette der Nabu-Ortsgruppe freuen. Dorothee Schall hat sie dem Steinenbronner Pferdehofbesitzer Joachim Kilgus überreicht. Das Nest ist in seinem Stall. Foto: Claudia Barner

Die gefiederten Sommerboten finden in Waldenbuch immer weniger Nistplätze. Hauseigentümer sorgen sich wegen der Verschmutzung. Die Nabu-Ortsgruppe steuert dagegen.

Waldenbuch - Um die Schwalben ist es in Waldenbuch nicht gut bestellt. „Durch den Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe, durch den Abriss alter Häuser, Sanierungen und neue Baustoffe hat sich die Population der gefiederten Sommerboten in den vergangenen Jahren stark reduziert“, sagt Dorothee Schall von der Nabu-Ortsgruppe Steinenbronn/Waldenbuch. Sie muss es wissen. Vor vier Jahren hat sie damit begonnen, den Bestand der Mehl- und Rauchschwalben in der Schönbuchstadt zu erfassen.

Das Ergebnis ist ernüchternd: „Auf dem Kalkofen siedeln sich keine Schwalben an und im Städtle ist der Rückgang deutlich spürbar. Im Moment haben wir dort noch etwa 60 Mehlschwalbennester.“ Vor jedem Haus ein Misthaufen, unter jedem Dachvorsprung mindestens ein halbrundes Schwalbenheim – die Zeiten sind vorbei. Mit etwas gutem Willen könnten die Vögel auch an Neubauten eine Heimat finden. Doch die Bereitschaft der Hausbesitzer, die schwatzhaften Mitbewohner zu beherbergen, nimmt ab. Immer wieder beobachtet Dorothee Schall, dass Schwalbennester entfernt werden, obwohl dies laut Bundes-Naturschutzgesetz eigentlich verboten ist.

Schwalben werden obdachlos

Spricht sie die Eigentümer darauf an, stößt sie selten auf Verständnis. Zu groß ist die Sorge, die Vögel könnten mit ihrem Kot Hauswand und Fenstersimse beschmutzen. Für die Flugkünstler bedeutet das: sie werden obdachlos. „Schwalben sind standorttreu und ziehen nicht um. Finden sie am gewohnten Ort keine Nistmöglichkeiten mehr, verschwinden sie“, weiß Dorothee Schall.

Unermüdlich ist sie deshalb in der Stadt unterwegs, klärt auf und informiert. „Es gibt kein Problem, das sich nicht lösen lässt. Wer Sorge vor Verschmutzung hat, kann einfach ein Brett unter dem Nest anbringen“, sagt sie. Und wenn – wie beim Abriss der alten Gebäude für den Neubau des Ladenzentrums am Kreisverkehr Weilerberg – Nester verloren gehen, setzt sie sich dafür ein, dass Ersatz geschaffen wird. „Die Stadt war dazu bereit, zum Ausgleich zusätzliche Kunstnester am Sonnenhof anzubringen“, berichtet die Vogelfreundin.

Unterstützung bei Landwirten

Die Arbeit der Naturschützer ist zäh. Denn die Singvögel mit dem charakteristischen Schwanz haben keine große Lobby. Dorothee Schall hat festgestellt: „Das Bewusstsein dafür, dass die Tiere nur durch die Toleranz und das Wohlwollen der Menschen überleben können, ist nicht besonders ausgeprägt.“ Umso mehr freut sich die Waldenbucherin darüber, dass ihre Mission von einigen Land- und Pferdewirten im Umkreis der Schönbuchstadt- in den Ställen findet die Rauchschwalbe ihren Lebensraum - tatkräftig unterstützt wird.

Einer von ihnen ist Joachim Kilgus, der auf der Anhöhe zwischen Waldenbuch und Steinenbronn einen Pferdehof betreibt. Mittlerweile hat er aufgehört, die Schwalben in seinem Stall zu zählen. „Bei 60 habe ich aufgegeben. Die Vögel finden überall einen Platz. Dort, wo der Kot zum Problem werden könnte, bringen wir Bretter oder Planen darunter an. Ansonsten aber sind die Schwalben eine Bereicherung“, sagt er.

„Profis im Insektenvertilgen“

Das liegt vor allem an ihrem gesegneten Appetit. „Sie sind Profis im Insektenvertilgen“, schwärmt Kilgus. Ein Schwalbenpaar vernichte von April bis September etwa 2500 Mücken und Fliegen pro Tag. Auch als meteorologische Hilfskräfte sind sie nach wie vor gefragt. Die Wetter-App auf dem Handy spart sich der Landwirt: „Fliegen die Schwalben tief, kann man sich darauf verlassen, dass das Wetter schlechter wird.“

Um das Engagement von Schwalben-Freunden wie Joachim Kilgus öffentlich zu würdigen und dadurch das Gespür für die bedrohten Tiere in der Bevölkerung zu wecken, hat die Nabu-Ortsgruppe nun damit begonnen, Plaketten zu verteilen. Mit dem Siegel „Schwalbenfreundliches Haus“ wurden neben dem Steinenbronner Pferdehof der Waldenbucher Hof Reichert, der Bio-Milchbauernhof Ruckh sowie die Familien Horrer im Städtle und Schönleber am Weilerberg ausgezeichnet. „Sie alle leisten einen zentralen Beitrag für den Erhalt der Schwalbenpopulation“, lobt Dorothee Schall und hofft darauf, dass diese Beispiele die Bereitschaft zum Mitmachen auch an anderer Stelle beflügeln.

Nisthilfen und Kunstnester
Wer Schwalben bei Nestbauversuchen beobachtet und selbst ein Kunstnest oder eine Nisthilfe anbringen will, kann sich von den Experten der Nabu-Ortsgruppe Steinenbronn/Waldenbuch beraten lassen. Informationen gibt es bei Dorothee Schall, Telefon 0 71 57/2 75 88.