Die Remsecker Naturschützer wollen, dass keine Bäume vor ihrer Haustür gefällt werden und bitten deshalb den Ministerpräsidenten um Unterstützung.(Symbolbild) Foto: dpa

Die Bürgerinitiative „Rettet den Hochberger Wald“ hat in einem offenen Brief den baden-württembergischen Ministerpräsidenten um Hilfe gebeten. Die Naturschützer wollen verhindern, dass vor ihrer Haustür Bäume gefällt werden.

Remseck - Jürgen Zorn hat keine Zeit zu verlieren. Aus diesem Grund hat der Sprecher der Remsecker Bürgerinitiative „Rettet den Hochberger Wald“ seine E-Mail an den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) mit dem Zusatz „Eilbedarf“ versehen. Denn aus der Sicht von Zorn läuft die Zeit ab – die Zeit für die Bäume vor seiner Haustür.

In seinem Schreiben bittet Zorn den Ministerpräsidenten, in dem seit Wochen andauernden Konflikt um geplante Baumfällungen zwischen den Naturschützern aus Remseck und dem Ludwigsburger Landratsamt „zu vermitteln“ oder „ein Machtwort“ zu sprechen. „Wir würden ihre kostbare Zeit nicht beanspruchen, wenn es nicht wirklich wichtig wäre“, schreibt Zorn.

Rund 90 Bäume sollen umgesägt werden

Mit der Mail erreicht eine Auseinandersetzung ihren Höhepunkt, die Anfang des Jahres begonnen hat. Da war bekannt geworden, dass das Landratsamt von Februar an mehrere Bäume in dem Landschaftsschutzgebiet fällen will – als „turnusgemäße Pflegemaßnahme“, wie die Behörde damals mitteilte. Einige Anwohner, darunter der Ingenieur Zorn, wandten sich daraufhin an das Forstamt. Durch die Arbeiten würde die Silhouette des Waldes nachhaltig geschädigt, so die Meinung der Naturschützer. Rund 90 Bäume, die für die Sägen markiert worden sind, zählten die Anwohner und begannen, Unterschriften gegen das Absägen zu sammeln. Inzwischen sind mehr als 400 beisammen.

Auch ein Treffen der Beteiligten im Hochberger Wald, das der Remsecker Oberbürgermeister Dirk Schönberger vermittelt hatte, konnte keine Einigung bringen – zumindest aus Sicht der Bürgerinitiative. „Wir sind da an der Nase herumgeführt worden“, sagt Zorn. Als Argument, warum die Sägen nicht vor seiner Haustür dröhnen sollen, nennt er inzwischen aber nicht mehr nur das Erscheinungsbild des Waldes. Vielmehr führt Zorn an, dass in diesen Tagen der Mittelspecht, eine vom Ausstreben bedrohte Vogelart, in den Bäumen brüte.

Debatte über bedrohte Tierart im Hochberger Wald

Der Biologe Rainer Ertel, der Autor des Buches „Die Vögel von Remseck“ schreibt in einer E-Mail an den Landrat, er sei „gern bereit, den Kollegen die balzenden Mittelspechte in den Kreisen Ludwigsburg und Rems-Murr vorzuführen“.

Im Landratsamt wird die Sache anders gesehen. Die Brutzeit des Mittelspechts habe nach Auskunft seiner Fachleute noch nicht begonnen, schreibt der Landrat Rainer Haas in einem Brief an Jürgen Zorn. Und weiter heißt es darin: „Sie können darauf vertrauen, dass unsere Fachleute, unterstützt von der Naturschutzbehörde des Landkreises, ihre Arbeit mit hoher Qualität und Sorgfalt verrichten.“