Wo früher am Musberger Örlesweg eine Wiese war, ist jetzt eine platt gewalzte Fläche. Foto: privat

Bis vor Kurzem flogen am Musberger Örlesweg noch die Bienen und Schmetterlinge von Blüte zu Blüte. Nun ist das Stück Grün platt gewalzt.

Aufregung am Musberger Örlesweg: Ein Bagger hat eine Wiese planiert, die vielen Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten bis vor Kurzem noch reichlich Nahrung geboten hat und deshalb von der Kommune nur zweimal im Jahr gemäht wurde. Das Grundstück gehört der Stadt und liegt neben einem geschützten Biotop und dem Landschaftsschutzgebiet Glemswald.

Anwohner hatten vor zwei Jahren vorgeschlagen, das Stückchen Grün in eine Wildblumenwiese mit Insektenhotels und Vogelbrutkästen zu verwandeln, um dem Rückgang von Flora und Fauna ein Stück weit entgegenzuwirken. Nun aber „ist die Wiese zerstört“, beklagt Roland Gerlach in einer E-Mail an unsere Zeitung. „Sollte die Stadt wieder die Absicht haben, dort irgendwelche Gebäude hinzustellen, wäre es eine Anmaßung sondergleichen, viele Flächen für Derartiges hat sie längst aufgegeben.“

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Zur Erklärung: Als sehr viele Menschen aus Syrien und anderen Ländern in den Jahren ab 2015 nach Deutschland geflohen sind, wollte die Stadt Leinfelden-Echterdingen just auf dieses Musberger Grundstück eine Unterkunft für Menschen mit Bleiberecht stellen. 63 Menschen sollten in das dort geplante Haus einziehen. Das Flüchtlingsheim konnte aber nicht gebaut werden.

Anwohner hatten zwei Petitionen dagegen beim Regierungspräsidium (RP) eingereicht. Die Pläne der Kommune wurden auf Eis gelegt. Das RP hatte den Bau zwar schlussendlich doch genehmigt. Die Stadt dürfte dort also bauen, auch wenn der potenzielle Baugrund auf einer großen Müllhalde liege, wie Anwohner wissen, auf der noch in den 1970er Jahren Lastwagen für Lastwagen Hausmüll abgeladen worden sei.

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Laut Oberbürgermeister Roland Klenk laufen am Musberger Örlesweg keinerlei Vorbereitungen für den Bau einer Flüchtlingsunterkunft. Auch wenn die Kommune möglicherweise bald an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen könnte, was die Unterbringung der vielen Menschen betrifft, die auch jetzt wieder nach Deutschland fliehen. Auf dieser Wiese und auf einem Bolzplatz, der in der Nähe liegt, soll laut Baubürgermeister Benjamin Dihm und Stefanie Volke, der Sachgebietsleiterin für Stadtentwässerung bei den Stadtwerken, vielmehr Erdaushub zwischengelagert werden.

Die Stadtwerke lassen an der Ludwigstraße, die ebenfalls in Musberg liegt, Wasserleitungen erneuern. Ein größerer Kanal wird gebaut. Kabelleitungen für die Netze BW werden verlegt. „Das sind Arbeiten, die wir machen müssen“, sagt Stefanie Volke unserer Zeitung. Die Bauarbeiten werden bis Ende November dauern. Im Anschluss soll die Wiese wieder komplett hergestellt werden.

Für Roland Gerlach stellt sich nun die Frage, warum ausgerechnet eine Wiese am Landschaftsschutzgebiet als Lagerplatz herhalten muss? Er findet: „Sollte die Wiese tatsächlich wieder hergestellt werden, sollte die Stadt dazu einen Termin angeben.“