Helfer von nabu und Landesjagdverband stellen eine Infotafel auf. Foto: privat

Arbeitsgruppe beschließt weitere Maßnahmen. Neue Tafeln informieren über das Projekt in Fellbach. Fellbach - Mit neuen Informationstafeln will das großangelegte Fellbacher Rebhuhn-Schutzprojekt dafür sorgen, dass die vom Aussterben bedrohte Tierart nicht gänzlich in Vergessenheit gerät.

Fellbach - Mit neuen Informationstafeln will das großangelegte Fellbacher Rebhuhn-Schutzprojekt dafür sorgen, dass die vom Aussterben bedrohte Tierart nicht gänzlich in Vergessenheit gerät. Ehrenamtliche des Naturschutzbunds Fellbach stellten sie gemeinsam mit René Greiner vom Landesjagdverband an großen Hauptwegen zum Schmidener Feld auf. Ergänzt werden die vom Büro für Tier- und Landschaftsökologie erstellten Plakate bald durch Broschüren, die in wetterfeste Boxen an den Infotafeln gelegt werden.

In Fellbach war 2017 kein Bruterfolg zu beobachten

Die Öffentlichkeitsarbeit ist umso wichtiger, weil die Sorgen ums Rebhuhn wachsen. Der Bestand ist auf dem Tiefpunkt angelangt. In Fellbach war 2017 kein Bruterfolg zu beobachten, in Rommelshausen haben die Naturschützer gar keine der seltenen Vögel mehr gesichtet. Getrübt war deshalb auch die Stimmung, als sich das Rebhuhn-Schutzprojekt jetzt bei einem Arbeitstreffen über den Rückgang austauschte.

Die Runde aus Oeffinger und Schmidener Landwirten, Vertretern von Naturschutzbehörde, Landschaftserhaltungsverband, Landesjagdverband und Naturschutzbund traf sich unter Leitung des Büros für Tier- und Landschaftsökologie von Jürgen Deuschle zur Besprechung der aktuellen Lage. Zwar hatte die aktuelle Berichterstattung über Probleme beim Rebhuhnschutz für Misstöne gesorgt. Doch die Wogen glätteten sich schnell, als man feststellte, dass beteiligte Betriebe ihre Sache ordentlich erledigen und sich auch weiterhin intensiv für den Rebhuhnschutz einsetzen wollen.

Eine finanzielle Entschädigung erhalten die Landwirte für die freiwilligen Begleitmaßnahmen nicht

Die im Projekt engagierten Landwirte mühen sich nämlich nach wie vor, genug geeignete Fläche zur Verfügung zu stellen. Bevor eine alte Buntbrache wieder in Kultur genommen wird, säen die Bauern im näheren Umkreis bereits sämtliche Blühstreifen ein. So bleibt die Habitatfläche gleich, wenn ein Standort verlegt werden muss. Dieses Jahr kommen zahlreiche Flächen hinzu. Über ein neues Förder-programm der Stadtwerke sollen weitere fünf Hektar Blühstreifen angelegt werden. Sie ergänzen zur Erhöhung der Arten-vielfalt bestehende Buntbrachen. Auch sogenannte Lerchenfenster, die mitten in Getreidefeldern offen bleiben, sind fürs Rebhuhn attraktiv. Eine finanzielle Entschädigung erhalten die Landwirte für die freiwilligen Begleitmaßnahmen nicht. „Natürlich freuen wir uns, wenn die Kunden im Hofladen dieses Engagement wertschätzen und zu lokal erzeugten Produkten greifen“, heißt es in Bauernkreisen.

Projektkoordinator Jürgen Deuschle hofft deshalb, dass noch weitere Landwirte in den Rebhuhnschutz einsteigen. Die bisherige Flächenbilanz reiche einfach noch nicht aus: „Wir brauchen dringend noch mehr ökologisch aufgewertete Äcker“, sagt er. Mit dem Ergebnis des Arbeitstreffens zeigt sich auch Michael Eick vom Naturschutzbund zufrieden: „Ich bin froh, dass die Landwirte das Projekt weiter ausbauen werden. So wahren wir die Chance, dass vielleicht doch noch eines der wenigen verblieben Paare seine Brut dieses Jahr durchbekommt.“

Auch beim Thema freilaufende Hunde war sich die Versammlung einig, dass einiges im Argen liege

Die Erfahrung anderer Projektgebiete zeige, dass es durchaus auch ein Comeback der seltenen Vögel geben kann, wenn die Bedingungen stimmen. „Allerdings braucht es mittlerweile schon fast ein kleines Wunder, wenn sich die Rebhuhn-Population wieder erholen soll“, stellt er klar. Aus Sicht des früheren Fellbacher FW/FD-Stadtrats gibt es ein nach wie vor ungelöstes Problem mit der Ausweitung von Folienfeldern bei Sonderkulturen wie Spargel und Salat. „Wobei man deutlich unterscheiden muss, dass es sich da um ganz andere Betriebe handelt. Die Spezialfirmen müssen nicht mal einen Quadratmeter ökologische Vorrangflächen aufweisen, da sie von der Regelung befreit sind“, betont Eick. Der Bevölkerung sei der Hintergrund nur schwer klar zu machen – weshalb der Naturschützer eine notfalls auch juristische Klärung fordert. „Unsere Landwirte bringen sich mit Flächen und Pflege ins Projekt ein und direkt nebenan liegen hektarweise Folien auf den Äckern.“

Auch beim Thema freilaufende Hunde war sich die Versammlung einig, dass einiges im Argen liege. Leider gebe es „schwarze Schafe“, die mit ihrem Hund über eingesäte Felder oder gar mitten durch Blühstreifen gingen. Die Stadt Fellbach könnte sich ein Beispiel an der Gemeinde Kernen nehmen, die vergangene Woche eine Rebhuhn-Schutzzone eingerichtet habe, in der Hunde an der Leine zu führen sind. Zudem dürfen keine Graswege betreten werden. Die Stadt Fellbach habe sich bisher zögerlich gezeigt und müsse sich nun ernsthaft mit einer solchen Regelung beschäftigen – bevor das Landratsamt entsprechende Maßnahmen anordnen müsse.