Landwirtschaft, Städtebau, Naturschutz und Erholungsräume konkurrieren in der Region Stuttgart um Flächen. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Mitarbeiter der Universität Hohenheim befassen sich mit dem Thema Kompensationsmaßnahmen für Bauprojekte in Stuttgart und der Region. Im Rahmen einer Umfrage für eine Masterarbeit sind Bürger nun aufgerufen anzugeben, wie solche Ausgleichsmaßnahmen auf sie wirken.

Stuttgart - Hier ein neuer Wohnkomplex, dort der Firmensitz eines großen Arbeitgebers, dazwischen neue Straßen und Gleise. Bauvorhaben dieser und ähnlicher Art verändern, wenn sie auf der grünen Wiese entstehen, das Landschaftsbild und die Natur. Lebensräume für Tiere und Pflanzen werden verkleinert oder entfallen.

„Die Biodiversität geht verloren“, sagt Christian Sponagel, Doktorand an der Universität Hohenheim. In Stuttgart und den umliegenden Landkreisen, insbesondere Esslingen, Ludwigsburg und dem Rems-Murr-Kreis, bestehe ein „erheblicher Bedarf“ an neuen Bauflächen, sagt Sponagel. Gewerbe und Wohnen halte sich in etwa die Waage, dazu kämen infrastrukturelle Projekte wie zum Beispiel Stuttgart 21. Bauliche Entwicklungsflächen, Landwirtschaft, Erholungsräume für die Bürger und der Naturschutz konkurrieren um die selben Flächen in der Region Stuttgart.

Ersatzlebensräume schaffen für Tiere und Pflanzen

Wer baut und damit den Naturschutz tangiert, ist zu Kompensationsmaßnahmen verpflichtet. Diese haben zum Ziel, Eingriffe in Arten- und Naturschutz auszugleichen, also an anderer Stelle – möglichst aber nah am Ort des Baus – Ersatzlebensräume zu schaffen. „Viele Kommunen versuchen, den Ausgleich auf eigenen Flächen umzusetzen“, sagt Sponagel. Ein Beispiel für solche Maßnahmen sind etwa Blühstreifen am Ackerrand, die unter anderem Insekten Nahrung und Lebensraum bieten.

Zusammen mit der Stadt Stuttgart, dem Naturschutzbund (Nabu) und weiteren Partnern bearbeiten Christian Sponagel und seine Kollegin Elisabeth Angenendt das Forschungsprojekt „Stadtregionale Ausgleichsstrategien als Motor einer nachhaltigen Landnutzung“ – kurz Ramona. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt. Diese Fördermaßnahme unterstützt Verbünde darin, die Beziehungen von Stadt und Land beziehungsweise Umland zu stärken und so eine nachhaltige Entwicklung von Regionen zu erreichen. Das Projekt befasst sich mit Forschungsfragen rund um das Thema Kompensationsmaßnahmen in der Region Stuttgart.

Vernetzte Flächen bringen dem Naturschutz mehr

Nicht immer werden Ausgleichsflächen optimal umgesetzt, können so nicht ihr volles Potenzial zugunsten des Naturschutzes entfalten. Bei dem Projekt Ramona schauen Vertreter aus Verwaltung, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Forschung gemeinsam, wie sich Ausgleichsmaßnahmen bestmöglich umsetzen lassen. „Wir wollen einen Mehrwert erzielen“, sagt Sponagel. Mehrere einzelne, isolierte Kompensationsflächen zum Beispiel bringen dem Naturschutz weniger als miteinander vernetzte Flächen.

Das Fachgebiet für Landwirtschaftliche Betriebslehre an der Universität Hohenheim untersucht nun im Rahmen einer Masterarbeit, wie Kompensationsmaßnahmen auf die Bevölkerung wirken. Christian Sponagel betreut die Masterarbeit. „Wir wollen wissen, wie unterschiedliche Landschaftsräume wahrgenommen werden“, sagt der Doktorand. Die Uni ruft Bürger dazu auf, an einer Umfrage zur Wirkung der Ausgleichsmaßnahmen teilzunehmen. Die Ergebnisse sollen nach der Auswertung politischen Entscheidungsträgern zur Verfügung gestellt werden und könnten für künftige Entscheidungen zu Kompensationsflächen herangezogen werden.

Weitere Informationen zum Thema Naturschutz sowie zum Forschungsprojekt Ramona stehen unter www.stuttgart.de/leben/umwelt/naturschutz/ und www.fona-ramona.de. Auf beiden Seiten findet sich auch der Link zur Umfrage der Uni Hohenheim.