Damit auch bedrohte Arten eine Zukunft haben, helfen ehrenamtliche Naturschützer und Landkreis etwas nach: Ein junger Steinkauz in einer ausgebrachten Brutröhre. Foto: Archiv/Schilling

Der Landkreis Böblingen startet eine Bürgerbeteiligung. Gefragt sind Ideen und Projekte für den Artenschutz und die Biodiversitätsstrategie.

Kreis Böblingen - Tiere und Pflanzen haben einmalige und wichtige Funktionen für das Ökosystem. Allerdings steht es schlecht um die Artenvielfalt – sie ist allgemein rückläufig und insbesondere der Verlust an Insekten löst eine Kettenreaktion aus. Das gefährdet das Ökosystem und damit die Lebensgrundlage des Menschen. Als eine wesentliche Ursache gilt der Verlust an Lebensräumen. Deshalb sieht es der Landkreis Böblingen als seine zentrale Zukunftsaufgabe die Artenvielfalt zu erhalten und zu stärken.

Nicht nebeneinander agieren, sondern miteinander

Grundlage ist eine Initiative für mehr biologische Vielfalt, die „Biodiversitätsstrategie“, bei der auch die breite Öffentlichkeit zur Mitarbeit eingeladen ist. Denn: „Im Landkreis Böblingen sind angesichts vielfältiger Interessenlagen die Flächen knapp; umso effektiver wollen wir unsere Maßnahmen platzieren“, erklärt Martin Wuttke. Der Vizelandrat sowie Dezernent für Umwelt und Klima stellt klar: „Wir wollen nicht nebeneinander agieren, sondern miteinander.“ Über die Beteiligungsplattform des Landkreises Böblingen, www.mitmachen-kreisbb.de, sind alle ab dem Donnerstag, 5. August, eingeladen, Ideen und Erfahrungen einzubringen. Das kann sich auf die vielfältigen vorhandenen Aktivitäten und Schutzgebiete richten, das können völlig neue Ideen sein. „Wir laden dazu ein, dass wir uns gemeinsam dem Artenschwund entgegenstellen und unsere Kräfte bündeln“, so Wuttke.

Es geht nicht nur um Flächen mit Schutzstatus

Dieser Beteiligung vorausgegangen sind eine Auftaktveranstaltung sowie Online-Workshops mit verschiedenen Akteuren und Multiplikatoren. Hier haben bereits einzelne Vertreter aus Landwirtschaft und Forst, Obst- und Gartenbau, Naturschutz und der Verwaltung gezielt Themen eingebracht. Es geht aber nicht nur um den Schutz bestimmter abgegrenzter Landschaften.

Priorisierte Maßnahmen und zugehörige Akteure benennen

Am Ende des Beteiligungsprozesses soll ein Strategiepapier gemeinsam formuliert sein mit priorisierten Maßnahmen und zugehörigen Akteuren, etwa Landkreisverwaltung, Kommunen, Landwirtschaft, Unternehmen oder auch Privatleute. „Insgesamt ist der Schutz und die Stärkung der Biodiversität nicht als abzuschließendes Projekt zu sehen, sondern als eine Daueraufgabe für Jede und Jeden von uns zu verstehen“, betont Wuttke. Entsprechend müsse die Biodiversitätsstrategie auch in den folgenden Jahren regelmäßig evaluiert und fortgeschrieben werden.

Landschaftsschutz

Schutzgebiete im Kreis
Die Flächenagentur Baden-Württemberg hat bestehende Maßnahmen gesichtet und ausgewertet. So entsteht ein Gesamtbild über alles, was es bereits gibt. Und das ist nicht wenig, wie einige exemplarische Zahlen deutlich machen: Der Landkreis hat Anteil an 18 Landschaftsschutzgebieten mit rund 21 000 Hektar. Innerhalb des Landkreises befinden sich fünf Flora-Fauna-Habitat-Gebiete, die knapp 6900 Hektar umfassen. 19 Naturschutzgebiete gibt es im Kreis mit 734 Hektar Fläche und 750 Naturdenkmale. Zudem hat der Landkreis einen erheblichen Anteil am Naturpark Schönbuch.

Projekte und Maßnahmen
Zahlreiche große und kleine Projekte der einzelnen Akteure tragen bereits zum Erhalt und zur Steigerung der Biodiversität bei. Seit 2020 werden im Landkreis gemeinsam mit dem ehrenamtlichen Naturschutz gezielte Konzeptionen für zwei besondere und gefährdete Arten ausgearbeitet, den Steinkauz und den Steinkrebs. Seit 2013 koordiniert der Landschaftserhaltungsverband (LEV) Maßnahmen rund um den Erhalt der Kulturlandschaft. Hier ist das Rebhuhn-Projekt im Oberen Gäu zu nennen, das gemeinsam von Landwirten, Jägern, Naturschützern und Kommunen getragen wird. Im Bereich der Regionalentwicklung ist die Bandbreite groß – von der Streuobstoffensive mit Apfelsaftinitiative, Streuobstpädagogen bis hin zur Gründung einer Regionalmarke.