Es blitzt, vom Himmel zur Erde. Umgekehrt geht dies auch. Foto: picture alliance/dpa/Simon Adomat

Wetterleuchten während eines Gewitters kennt man, aber Blitze die aus dem Boden schießen haben erst wenige gesehen. Wissenschaftler erforschen das Phänomen noch.

Wenn bei einem Erdbeben Blitze aus dem Boden schießen, dann nennt man das Erdbebenlichter. Ein Phänomen, das eigentlich nicht sein kann, denn Gestein wirkt wie ein Isolator und blockiert Strom.

 

Die „Flammensäulen“ sind schon aus der Antike bekannt. Im Jahre 1966 wurde in Japan solch ein Vorkommnis zum allerersten Mal bildlich festgehalten. In der Ortschaft Matashiro knipste ein Mann ein Foto von dem seltsamen Leuchten, das er beobachtete. Dann bebte überraschend die Erde. 2010 ging es zwei Männern in der Nähe der chilenischen Stadt Talca nicht anders. Die Dachkamera des Autos der beiden zeichnete die Blitze auf bevor kurz darauf ein Erdbeben folgte.

Doch wie kann es sein, dass Blitze aus dem Boden in den Himmel ihre Energie ableiten? Menschen die Erdbebenlichter gesehen haben sprechen von diffusen Licht oder Himmelsstreifen, auch von Lichtkugeln. Wissenschaftler in den USA und Japan erforschen die Vorkommnisse.

Es wird vermutet, dass Starkstrom auch im Boden vorkommt. Bei einem verheerenden Erdbeben im japanischen Kobe 1995 wurden verbrannte Baumwurzeln gefunden. Geologen entdeckten zudem wenige Meter unterhalb der Wurzeln ein Gesteinsmaterial namens Pseudotachylite, das bei Erdbeben entsteht und auf Starkstrom hindeutet.

Erdbeben können möglicherweise zeitlich vorausgesagt werden

Bekannt ist, dass bei Erdbeben, unter extrem starken Kräften, Gesteinstonnen aneinanderreiben und Hitze erzeugen. Das Gestein kann eine Temperatur von 1700 Grad erreichen, glüht weiß auf und schmilzt. Anschließend kühlt es zu einer dunklen Glasschicht ab. Pseudotachylite sind mit diesen Glasadern versehen. Wichtig für die Forschung, denn das Gestein könne zukünftig helfen, vor nahenden Naturkatastrophen wie Erdbeben zu warnen. Es lasse sich vermutlich aus dem Gestein lesen zu welchem Zeitpunkt mit einer Gefahr zu rechnen sei.

Blitze aus dem Boden auch in weiter Entfernung eines Bebens festgestellt

Hier ein Erklärungsversuch: Durch eine tektonische Verformung bei einem Erdbeben kommt es zu Gitterfehlstellen in den Quarzkristallen von Gesteinen. Diese Fehlstellen konzentrieren sich entlang der Kristalloberfläche, wo diese vorbeiziehende Atome ionisieren. Die freien Ionen wandern entlang von Störungszonen zur Oberfläche, sie steigen auf und ionisieren zu Luftmoleküle. Ein glühendes Plasma steigt in den Himmel auf. Einfacher: Spannung zwischen Boden und Luft entlädt sich. Man sieht es blitzen.

Aufregend bleibe die Erforschung dieses Phänomens allemal, da Erdbebenlichter auch Kilometer weit entfernt vom Epizentrum des Erdbeben festgestellt wurden, oder schon Monate vor einem Erdbeben auftraten, sagen Experten. Es seien noch viele Aspekte des Phänomens ungeklärt.