Beim Tag der offenen Tür im Naturkundemuseum gab es auch Tierpräparationen zu bestaunen Foto: Lichtgut/Horst Rudel

Rund 2800 Besucher haben beim Tag der offenen Tür hinter die Kulissen des Staatlichen Museums für Naturkunde am Löwentor und Schloss Rosenstein geblickt. Dafür zeigten die Wissenschaftler ihre Arbeit und Präparate, die den Museumsbesuchern sonst verborgen bleiben.

Stuttgart - Sebastian fühlt sich wie ein Detektiv. Mit großen Augen streift er durch die Labore des Naturkundemuseums am Löwentor. Der 11-Jährige möchte später mal Präparator werden, vor allem die Wirbeltiere haben es ihm angetan. Da kommt ihm der Tag der offenen Tür gerade recht. „Ich finde es total spannend, hier hinter die Kulissen schauen zu können“, sagt Sebastian. Schon oft habe er sich mit seinem Vater die Ausstellung angeschaut, aber so interessant wie heute war es noch nie.

Sebastian schaut Präparatorin Cristina Gasco-Martin genau zu, wie sie mit einem Salzstrahl die Versteinerung eines Ichthyosaurus, ein ausgestorbenes Reptil aus dem Erdmittelalter, reinigt. Cristina hat erreicht, was Sebastian sich so sehr wünscht: Mit 28 Jahren macht sie ein Volontariat zur Präparatorin und kann ihm einige wertvolle Tipps geben. Im nächsten Raum staunt Sebastian über einen Riesen-Bernstein, ein elf Kilogramm großes Stück vom größten Bernstein der Welt. Und schließlich streift er noch durch die Sammlung präparierter Säugetiere die 54 000 Objekte umfasst.

Spielerische Annäherung an Forschung

In der Dauerausstellung könne nur ein kleiner Teil der großen naturkundlichen Sammlung gezeigt werden, sagt Johanna Eder, Direktorin des Naturkundemuseums. „Es ist uns ein Anliegen, gerade Kindern die Spuren der Vergangenheit zu zeigen“, sagt sie. Die Visualisierung wissenschaftlicher Vorgänge und die spielerische Annäherung an die Forschung seien dabei besonders wichtig. Wissenschaft müsse für die Kinder greifbar werden. So dürfen die Nachwuchsforscher am Tag der offenen Tür auch selbst kleine Ausgrabungen machen, Insekten bestimmen und T-Shirts bemalen.

„Aus der Vergangenheit können wir viel für die Gegenwart und Zukunft lernen“, sagt Johanna Eder. Ein grundlegendes Verständnis für ökologische Zusammenhänge könne auch ein Schritt zur Lösung aktueller Umweltprobleme sein. Momentan untersucht Johanna Eder eine 30 Millionen Jahre alte Flora. „Eine Pflanzenwelt, die uns ein Fenster zur Erdgeschichte öffnet“, sagt sie. Rund 22 Wissenschaftler und 24 Präparatoren arbeiten derzeit im Naturkundemuseum. Die Direktorin wünscht sich noch mehr Platz für Sonderausstellungen im Museum am Löwentor.

Inmitten des Rosensteinparks, im Museum Schloss Rosenstein, beginnt im März die Sonderausstellung „Natur-Detektive“ für Kinder, bei der die Nachwuchsforscher selbst aktiv mitmachen können. Erste Präparate davon wurden am Tag der offenen Tür bereits gezeigt und die Kinder konnten verfolgen, wie eine solche Ausstellung vorbereitet wird.

Großes Interesse an Naturkunde

Pressesprecherin Meike Rech ist mit rund 2800 Besuchern am Tag der offenen Tür sehr zufrieden. „Das Interesse für Naturkunde ist bei den Stuttgartern nach wie vor groß“, sagt sie. Da war trotz gutem Wetter selbst der Cannstatter Wasen als Ausflugsziel für Familien keine Konkurrenz. Für Sebastian ist das keine Frage: „Der Tag der offenen Tür hat sich echt gelohnt“, sagt er. Beim nächsten Blick hinter die Kulissen, in zwei Jahren, möchte er wieder dabei sein. Als er aus dem Museum in den Rosensteinpark tritt träumt er davon, dass er später auch einmal als Wissenschaftler im Naturkundemuseum arbeiten darf.

Die Mitmach-Ausstellung Natur-Detektive findet vom 24.3. bis 6.11.2016 im Museum Schloss Rosenstein statt. Öffnungszeiten Museum Schloss Rosenstein und Löwentor: Di, Mi, Do, Fr, 9-17 Uhr. Sa, So, Feiertag 10-18 Uhr.