Weleda stellt anthroposophische Arzneimittel und Naturkosmetika wie dieses Calendula Massageöl her. Foto: Weleda

Der Hersteller von Naturkosmetik und anthroposophischen Arzneimitteln mit Sitz in Arlesheim bei Basel investiert in seine defizitäre Pharmasparte. Allerdings braucht die Neuentwicklung von Medikamenten viel Zeit und Geld.

Stuttgart - Die Weleda AG legt im Geschäft mit Naturkosmetik zu, die kleinere Pharmasparte verliert jedoch weiter an Boden. Der Gesamtumsatz lag im Geschäftsjahr 2016 mit 389,8 Millionen Euro um 0,1 Prozent über dem des Vorjahres, wie das Unternehmen mit Verwaltungssitz in Arlesheim bei Basel am Donnerstag an seinem größten Produktionsstandort in Schwäbisch Gmünd bekannt gab. Als Hauptgrund für den stagnierenden Umsatz nannte Vorstandschef Ralph Heinisch den Wegfall des Arzneimittels Iscador, wodurch das Unternehmen allein rund sechs Millionen Euro an Umsatz eingebüßt habe. Weleda hat das Krebsmedikament bis zum vergangenen Jahr für einen Verein für Krebsforschung abgefüllt und vertrieben. Das Unternehmen beschäftigte knapp 2400 Mitarbeiter an Standorten in Deutschland, Frankreich und in der Schweiz. In Schwäbisch Gmünd arbeiten rund 960 Beschäftigte.

Während der Umsatz im größeren Geschäftsfeld Naturkosmetik um gut zwei Prozent auf 280,8 Millionen Euro angestiegen ist, verringerten sich die Erlöse mit anthroposophischen Arzneimitteln um knapp fünf Prozent auf 109 Millionen Euro. Unter dem Strich erzielte das Unternehmen 2016 einen Jahresüberschuss von 11,5 Millionen Euro (plus 7,6 Prozent). Damit hat Weleda das fünfte Jahr in Folge mit einem Gewinn abgeschlossen. In den Jahren davor schrieb die Aktiengesellschaft, deren größte Anteilseigner die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft mit Sitz in Dornach (Kanton Solothurn) sowie die Ita Wegmann Klinik in Arlesheim sind, wiederholt rote Zahlen und häufte Schulden im dreistelligen Millionenbereich an. 2012 wurde nahezu die gesamte Führungsspitze ausgetauscht. Unter dem neuen Chef Ralph Heinisch legte der Umsatz von rund 300 auf nun fast 400 Millionen Euro zu. Seit 2014 ist Weleda schuldenfrei.

Pharmasparte bereitet Weleda weiter Sorgen

Sorgen bereitet dem Verwaltungsrat unter Führung von Paul Mackay allerdings nach wie vor der Pharmabereich, der seit langem defizitär ist. Auch 2016 wurde hier ein Verlust im zweistelligen Millionenbereich eingefahren, so Heinisch. Eine Quersubventionierung durch die ertragreiche Naturkosmetiksparte will der Vorstandschef mittelfristig beenden. Dazu wurden verschiedene Maßnahmen eingeleitet: So werde die internationale Expansion weiter vorangetrieben. Ein „kompaktes Sortiment“ an Arzneimitteln soll in den kommenden Jahren weltweit in verschiedenen Märkten eingeführt werden. Zudem soll das Sortiment in den Kernmärkten Deutschland, Schweiz und Frankreich, das bisher rund 2000 zugelassene Arzneimittel umfasst, zwar nicht aktiv reduziert werden. Wenn gesetzliche Änderungen eine aufwendige Neuzulassung erforderten, werde allerdings abgewogen, ob der Aufwand gerechtfertigt sei, erklärte Heinisch. Viele der anthroposophischen Medikamente werden nicht öfter als ein Dutzend mal im Jahr verkauft. Bei häufiger nachgefragten Mitteln will das Unternehmen die Produktionsvolumen steigern.

Zum ersten Mal seit den siebziger Jahren beschäftigt sich das Unternehmen auch mit der Frage, ob es möglich ist, neue Medikamente beispielsweise aus der Heilpflanze Mistel zu entwickeln. Dazu investiert Weleda in den Bereich Forschung und Entwicklung, der mit Aldo Ammendola seit vergangenem Jahr einen eigenen Vertreter in der Geschäftsleitung hat. Allerdings ist die Forschung an Arzneimitteln ein langwieriges und teures Unterfangen. „Wenn man bei Null anfängt, braucht man zwischen acht und zwölf Jahre bis zum Markteintritt“, erklärte Heinisch. Die Kosten bis zu einer Neuzulassung schätzt er auf zehn Millionen bis 100 Millionen Euro.