Calendula-Ernte im Heilkräuter-Garten in Schwäbisch Gmünd. Auf 23 Fußballfeldern baut die Firma dort einen Teil der Pflanzen an, die sie für ihre Produkte benötigt. Foto: Weleda

In den vergangenen vier Jahren hat Weleda mehr als 100 Millionen Euro Schulden abgebaut. Jetzt ist das Unternehmen flüssig – und gründet Anfang 2017 einen neuen Bereich Forschung und Entwicklung.

Schwäbisch Gmünd - Nach einer Phase der Konsolidierung kündigt die Weleda AG an, in den nächsten Jahren offensiver als bisher internationale Märkte erschließen zu wollen und sich stärker in Forschung und Entwicklung zu engagieren. Außerdem will man versuchen, einzelne Pharmaprodukte am internationalen Markt zu platzieren. Dafür sieht der Geschäftsführer der Weleda AG, Ralph Heinisch, das Unternehmen gerüstet. „Unsere Kriegskasse ist gefüllt“, sagte er am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Schwäbisch Gmünd.

In den vergangenen vier Jahren hat der Hersteller von Naturkosmetik und komplementär-medizinischen Produkten mehr als 100 Millionen Euro an Schulden abgebaut. Vor fünf bis sechs Jahren hatte die Firma versucht, auch mithilfe von Krediten mehr Wachstum zu generieren. Die Flucht nach vorne endete im Minus: 2011 verbuchte Weleda ein Minus von 8,3 Millionen Euro. Daraufhin zog man die Notbremse, tauschte Verwaltungsrat und fast die komplette Geschäftsführung aus und verordnete dem Unternehmen eine Sparkur.

Der Umsatz ist um knapp sieben Prozent gestiegen

Die scheint nun Früchte zu tragen. Nach Abzug der Verbindlichkeiten habe man wieder ein Guthaben von 14 Millionen Euro. Zugleich habe man 2015 den Umsatz gegenüber dem Vorjahr erneut um 6,9 Prozent auf 389 Millionen Euro steigern können. Kursbereinigt sei der Umsatz immer noch um 5,1 Prozent gewachsen. 2011 lag der Umsatz noch bei gut 300 Millionen Euro. Weleda hat an weltweit 20 Standorten insgesamt 2021 Vollzeitstellen. Die größte Dependance ist mit 754 Mitarbeitern die Niederlassung in Schwäbisch Gmünd. Die Stellenzahl hat im vorigen Jahr um gut 50 zugenommen, 17 davon entstanden in Deutschland.

„Wir können jetzt große Aufgaben angehen“, sagte Heinisch. Vor allem in drei Bereichen will man in den kommenden Jahren aktiv werden: So wird die dreiköpfige Geschäftsführung wohl zu Beginn des nächsten Jahres erweitert um den Bereich Forschung und Entwicklung, in dem 120 Mitarbeiter unterkommen und die Innovationskraft des Unternehmens stärken sollen. Der Grund: im Bereich der Naturkosmetik wurden 80 Prozent des Wachstums mit neuen Produkten erzielt. Außerdem will man künftig stärker als bislang in ausländischen Märkten auch mit einem kleinen Sortiment an pharmazeutischen Produkten auftreten.

Im Pharmabereich hatte man 2015 den Verlust eines Krebsmedikaments verschmerzen müssen, das Weleda für einen Verein für Krebsforschung abgefüllt und vertrieben hat. Trotzdem ist der Umsatz auch in diesem Sektor noch um vier Prozent gestiegen. Weil gerade in Südamerika und Frankreich immer mehr Ärzte komplementär-medizinische Produkte verschreiben, will man auch im Pharmabereich offensiver werden. Schließlich will Weleda internationaler werden. „Der Absatz außerhalb der deutschsprachigen Länder ist für uns ein wesentlicher Wachstumstreiber“, sagte Andreas Sommer, der Weleda-Verkaufschef.