Der Wiedehopf ist eine markante Erscheinung. Foto: Michael Eick

Der Fellbacher Naturschutzbund hat ein neues Projekt gestartet, auf dass sich der auffallende Vogel wieder rund um den Kappelberg ansiedelt. Azubis eines Holzbaubetriebes fertigen Nistkästen – und sind damit auch in Corona-Zeiten sinnvoll beschäftigt.

Fellbach - Eigentlich kennt jeder den Wiedehopf aus dem Kinderlied „die Vogelhochzeit“. Und sicherlich war der Vogel mit der auffälligen Haube, der als Brautgeschenk einen Blumentopf bringt, zu früheren Zeiten ein häufiger Bewohner von Streuobstwiesen und Viehweiden. Denn der Name Wiedehopf, der sich von der Weide, auf der er herumhüpft, ableitet, kommt nicht von ungefähr.

In Deutschland ist der Bestand dieses hübschen Vogels stark zurückgegangen

Auf kurzrasigen und offenen Flächen sucht er am Boden nach seiner Nahrung: meist Käferlarven, Grillen, aber auch Würmer, Schnecken und andere Wirbellose. Mit seinem langem, leicht abwärts gebogenen Schnabel stochert er dabei ruckartig in der Erde und zieht seine Beute dann heraus. Manchmal dreht er auch einen Stein herum, wenn sich darunter ein besonders schmackhaften Happen versteckt. Im Mittelmeergebiet begegnet man dem Wiedehopf eher mal bei einem Spaziergang durch einen Olivenhain oder ähnliche parkartige Landschaften.

In Deutschland ist der Bestand dieses hübschen Vogels, der in seinem schmetterlingshaften Flug gut an seinen schwarz-weißen Streifen an Flügeln und Schwanz zu erkennen ist, stark zurückgegangen. Besonders das Insektensterben und Wohnungsnot machten der Art schwer zu schaffen. Nur in großen Truppenübungsplätzen und den wärmebegünstigten Tieflandlagen und Weinbaugegenden konnten sich Populationen halten, die dank gezielter Schutzmaßnahmen wieder leicht zunehmen.

Die ersten Nistkästen wurden bereits östlich von Fellbach aufgehängt

Diesen Trend will sich der Naturschutzbund (Nabu) Fellbach zunutze machen und hofft, den charismatischen Vogel rund um den Kappelberg wieder heimisch zu machen, wo er vor vielen Jahren vorkam. Der Verein hat dazu eine große Menge Nistkästen von Roland Oettinger überreicht bekommen. „Wir unterstützen den Nabu gerne bei diesem speziellen Projekt“, sagte der Firmenchef bei der Übergabe der großen Kästen. Die Auszubildenden seines Holzbaubetriebes hatten über die letzten Wochen einige der speziellen Holzkästen angefertigt und werden noch einige weitere produzieren.

„Nun findet für die Lehrlinge ja aktuell keine Berufsschule statt, sodass sie ein bisschen zusätzliche Praxisaufgaben gut gebrauchen können“, sagt der Meister. Die ersten Nistkästen wurden bereits östlich von Fellbach rund um die Pferdekoppeln des Reitvereins und der Equirena aufgehängt – gerade noch rechtzeitig, bevor die Einschränkungen des öffentlichen Lebens begonnen haben. „Wir sind außerordentlich dankbar für diese Unterstützung“, sagt Friedemann Tewald vom Nabu. Der Sohn des früheren Kellermeisters der Fellbacher Weingärtnergenossenschaft setzt große Hoffnungen in das Nistkastenprogramm. „Gerade im milden Weinbauklima rund um den Kappelberg wird sich der Wiedehopf wohlfühlen“, ist Tewald überzeugt.

Der NABU ruft deshalb dazu auf, Sichtungen zu melden

Die kleine Projektgruppe hat sich vorgenommen, neben Nistkästen für den Wiedehopf auch fleißig Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Herbert Kugel, der seit einigen Jahren persönlichen Kontakt zu einem sehr erfolgreichen Wiedehopf-Projekt in Österreich pflegt, hatte die Idee für ein solches Projekt beim Nabu Fellbach eingebracht und vorangetrieben. Er hofft, dass es bald zu ersten Beobachtungen der vorsichtigen Vögel kommt, denn von Ende März an kommen die Wiedehopfe aus ihren Winterquartieren zurück und begeben sich auf die Suche nach Brutplätzen. Der NABU ruft deshalb dazu auf, Sichtungen zu melden.

Dazu wurden kleine Info-Plakate mit dem Schriftzug „Wanted! Wiedehopf“ und passende Meldekarten erstellt. Außerdem kann man auf der Homepage des NABU einiges über den seltenen Vogel nachlesen. „Wichtig ist uns, dass wir es mitbekommen, wenn der Wiedehopf bei uns auftaucht.“ So gebe es aus den Vorjahren immer wieder Beobachtungen aus der Gegend, Wiedehopfe wurden in Oeffingen, Obertürkheim, Weinstadt und auch zwischen Fellbach und Rommelshausen gesichtet. Vergangenes Jahr gab es eine Brut am Albtrauf, etwa 30 Kilometer Luftlinie südlich von Fellbach. „Die vielen Nachweise in der Region machen uns sehr zuversichtlich, dass sich vielleicht in den nächsten Jahren Erfolg einstellt.“