Der weiße Kranz bei dem Amselmännchen beruht auf einem Gendefekt. Bei der Weinbergschnecke ist das Haus linksgedreht. Foto: Dieter Schmidtke Foto:  

Bei den verschiedensten Tierarten im Remstal treten Mutationen auf. Zwei davon wurden allein von Schülern des Fellbacher Friedrich-Schiller-Gymnasiums im Rahmen von Exkursionen unterm Kappelberg gefunden. Die Gründe sind noch nicht erforscht.

Fellbach - Sie wurde mit der Kamera der Naturfreunde eingefangen: Ende April diesen Jahres beobachteten Spaziergänger im Schorndorfer Eichenbachtal ein Amselmännchen, das am Hals einen Kranz weißer Federn aufwies. An dieser Stelle hatte eine Erbänderung stattgefunden, eine Mutation. Nur einmal gelang es, das voll ausgewachsene Männchen zu fotografieren. Ganz im Gegensatz zu anderen Amseln schlüpfte es schnell ins nächste Gebüsch oder flog schon davon, wenn man noch ziemlich weit entfernt war.

Auch andere Vögel, die durch eine Mutation auffällig gefärbt sind, stellen sich als besonders scheu heraus. Sie fallen schneller auf und werden dadurch häufig Opfer von Katzen oder Greifvögeln. Meist bleiben sie nicht lange an einem Ort, sondern ziehen weit umher, werden sie doch von den Artgenossen in der Regel als fremd empfunden und vertrieben. Vielleicht ist die „weiße Amsel“ inzwischen auch in Fellbach aufgetaucht. Nur selten können anders gefärbte Artgenossen ein Revier besetzen und sich erfolgreich paaren. Deshalb werden derartige Mutationen oft nicht vererbt.

Ein Professor des Naturkundemuseums Stuttgart schaute sich die Molchlarve an und bestimmte sie als ein neotenes Albino

Der weiße Kranz bei dem Amselmännchen beruht auf einem Gendefekt, einer Teilmutation, genannt Leucismus. Dabei fehlen überall dort in der Haut, wo die weiße Farbe auftaucht, Zellen, die für die Farbe der Federn gebraucht werden, die sogenannten Melanozyten. Im Gegensatz zu Tieren wie der schwarz-weißen Amsel sprechen Biologen bei völlig weiß gefärbten Vögeln mit roten Augen, von echten Albinos. Bei ihnen sind alle Melanozyten vorhanden, sie haben jedoch durch die Mutation die Fähigkeit verloren, die Federn zu färben. Mutationen kommen bei allen Tierarten vor.

Als im Jahr 2000 die 6b im FSG-Schulgarten den Teich untersuchte, fing ein Mädchen eine außergewöhnlich gefärbte Teichmolchlarve, ein Albino. Der „Supermolch“, wie die Kinder das Tier nannten, wurde im Schulaquarium gezeigt. Ein Professor des Naturkundemuseums Stuttgart schaute sich die Molchlarve an und bestimmte sie als ein neotenes Albino, eine sehr seltene Mutation, die sich nie zum ausgewachsenen Molch umwandeln würde. Bis aus der Schweiz kamen interessierte Biologen, um diese Molchlarve zu fotografieren.

Bis heute blieb das dort der einzige Fund

Im Sommer 2008 fand Silvan, ein Junge aus Winterbach, im Wald eine Weinbergschnecke, deren Haus linksgedreht war. Mit seinen Eltern brachte er die Schnecke ins Naturkundemuseum Stuttgart. Dort nannte ihn der zuständige Biologe einen Glückspilz, da man etwa 10 000 Weinbergschnecken suchen müsse, um eine linksdrehende zu finden. Im Jahr 2005 entdeckte ein Bauer in Weiler im Nest einer Rauchschwalbe ein weiß gefärbtes Junges mit roten Augen, ein echtes Albino. Die weiße Schwalbe wurde wie ihre normal gefärbten Geschwister gefüttert. Zu stark war vermutlich der Elterninstinkt, als dass sie ihr Junges verstoßen hätten. Im Herbst zog die weiße Schwalbe auch mit nach Süden, kam allerdings im nächsten Frühjahr nicht mehr zurück.

2014 suchten Siebtklässler vom FSG bei einer Exkursion zu den Fellbacher Rückhaltebecken nach Wasserschnecken für den Schulteich. Ein Junge fand im Netz gleich zwei Rote Posthornschnecken, Albinos, bei denen wegen fehlender Melanozyten das Hämoglobin, der Farbstoff der roten Blutkörperchen durch die Schale leuchtete. Bis heute blieb das dort der einzige Fund.

Warum Mutationen im Remstal relativ häufig auftreten, das wurde bisher nicht erforscht. Vielleicht trägt dieser Bericht dazu bei, dass sich Wissenschaftler aufmachen, um dieses Phänomen zu erforschen.