Die Blühfläche mit Phacelia, Mohnblumen und Margeriten lockt schon Insekten an. Foto: Eva Schäfer

Sechs Kilometer Graswege auf dem Schmidener Feld werden mit der Göttinger Samenmischung bestückt. Die artenreiche Vegetation soll künftig Insekten anziehen, von denen sich die stark bedrohten Vögel ernähren können.

Fellbach - Er nimmt eine Handvoll Samen und wirft sie locker auf den offenen, braunen Streifen: Andreas Fallert, Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbands, hat aber nicht irgendeine bunte Blumenmischung in der Hand, sondern die sogenannte Göttinger Mischung.

Artenreich soll der braune Streifen auf Schmidener Markung werden

Die Pflanzen, die daraus wachsen, sollen dem Charaktervogel des Schmidener Feldes, dem Rebhuhn, bessere Lebensbedingungen schaffen. Malve, gelber Steinklee, Phacelia und Co. ziehen Insekten an, die als Nahrungsgrundlage für die jungen Rebhühner dienen. „Es sind viele Lichtkeimer und Kulturpflanzen“, so Fallert. Eine lange Liste an botanischen Namen prangt auf dem Papiersack, aus dem auch Bürgermeisterin Beatrice Soltys, Stefan Hein, Dezernent für Bauen, Umwelt und Infrastruktur im Landratsamt, und Markus Wegst von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes am Dienstag symbolisch eine Kostprobe auf den vorbereiteten Boden werfen. Artenreich soll der braune Streifen auf Schmidener Markung werden. Sechs Kilometer Graswege wurden in der Mitte einen Meter breit aufgefräst und mit der blütenreichen Samenvielfalt bestückt.

Andreas Fallert. Eva Schäfer

Mattias Groth vom begleitenden Planungsbüro Deuschle macht deutlich, weshalb das Rebhuhn so dringend Unterstützung braucht: „Vor 15 Jahren hatten wir noch rund hundert Brutpaare auf dem Schmidener Feld.“ Dann ging der Bestand dramatisch zurück. „Seit drei Jahren sind es zwischen zehn und 15 Paaren“, so Groth. Der Verlust an Lebensraum und Störungen seien die Ursache. Es sei den vielfältigen Bemühungen zu verdanken, dass es das Rebhuhn auf dem Schmidener Feld heute noch gibt. Wie Markus Wegst erinnert, hatte der örtliche Nabu damals als Initiator eine entscheidende Rolle beim Rebhuhnschutz eingenommen. Heute gelte das Credo, dass alle an einem Strang ziehen. Das sind die Stadt Fellbach, der Rems-Murr-Kreis, der Landschaftserhaltungsverband, der Nabu, der Landesjagdverband und örtliche Landwirte. Die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg fördert das Projekt bis 2020.

Bis die neue Saat aufgeht, das kann noch etwas dauern

So gibt es etwa auch Blühpatenschaften, die Landwirte zur Beteiligung anbieten. Die Landwirte Harald und Richard Kauffmann haben ein solches Projekt gestartet. Und Landwirt Wolfgang Bürkle zeigt sich erleichtert, dass der bürokratische Aufwand für die Blühstreifen gesunken sei. Bis die neue Saat aufgeht, das kann noch etwas dauern. Ein paar Meter weiter konnte man aber schon sehen, wie eine bunte Vielfalt aussehen kann. Da sind Phacelia und Co. gewachsen. Es summt auf der Blühfläche. „Das Ganze ist natürlich langfristig angelegt“, sagt Imker und Nabu-Vertreter Reinhold Uetz. Die Aktion ist eingereiht in weitere Vorhaben zum Naturschutz. Im Oktober 2018 hat der Landkreis an mehreren Anschlussstellen der B 29 Blühflächen und Habitate angelegt, insgesamt vier Hektar. Weitere 2,5 Hektar seien geplant, so Hein. Die Projektbeteiligten hoffen, dass auch das Verständnis für den Artenschutz weiterwächst. Es sei wichtig, Blühflächen nicht zu betreten und den Tieren dort den Rückzug zu lassen.