Er war der Matchwinner im Champions-League-Finale für Paris St. Germain: Jetzt kommt Désiré Doué mit dem französischen Nationalteam nach Stuttgart. Foto: IMAGO/ABACAPRESS

Mit zwei Toren und einer Vorlage für Paris St. Germain hat Désiré Doué im Finale der Champions League Geschichte geschrieben. Jetzt kommt er mit Frankreich nach Stuttgart.

Es hätte im Finale der Champions League nach dem grandiosen 5:0-Sieg von Paris St. Germain über Inter Mailand noch Alternativen für die Auszeichnung zum „Man of the Match“, den besten Spieler der Partie, gegeben. An erster Stelle etwa den Portugiesen Vitinha, der im Mittelfeld brillant die Fäden zog – und so bei eigentlich jeder gefährlichen Aktion des PSG seine Füße im Spiel hatte.

 

Doch wenn einer 19 Jahre jung ist und auf allerhöchster Ebene des europäischen Clubfußballs seine Visitenkarte als erster Teenager überhaupt mit zwei Endspieltreffern (zum 2:0 und 3:0) und dazu noch mit einer Vorlage (zum 1:0) abgibt, dann führt einfach kein Weg an ihm vorbei.

Also ist mit Désiré Doué ein Akteur zum wertvollsten Spieler der Partie gewählt worden, der außerhalb Frankreichs bei Anpfiff des Matches in München noch nicht in aller Munde war. Doch die nächste Generation Superstar in der Ära nach Neymar, Lionel Messi und Kylian Mbappé sendet erste Lebenszeichen. „Zwei Tore und eine Vorlage sind unglaublich. Er spielte mit einer sagenhaften Reife, legte Achraf Hakimi auch großzügig ein Tor auf – und arbeitete in der Abwehr ebenfalls sehr hart“, sagte die Expertenkommission der Uefa bestehend aus ehemaligen Top-Trainern wie Gareth Southgate oder Rafael Benitez über die Gründe für die Auswahl Doués.

Der Endspiel-Held kehrt nach Stuttgart zurück

Nun macht der unbekümmerte Endspiel-Held, der an diesem Dienstag 20 Jahre jung geworden ist, wie in der Champions League beim Spiel gegen den VfB erneut in Stuttgart Station. Mit Frankreich trifft Désiré Doué an diesem Donnerstag (21 Uhr/ARD) im Halbfinale der Nations League auf den Europameister Spanien.

Doué, dessen Nachname übersetzt nicht weniger als „begabt“ heißt, wird nicht zwingend in der Startelf von Trainer Didier Deschamps erwartet. So hat der Shootingstar zwar bereits das Heimspiel bei den Olympischen Spielen von Paris 2024 im Team von Trainer Thierry Henry mit Silber garniert; doch in der A-Nationalelf steht für Doué erst ein Einsatz vom März aus dem Viertelfinal-Rückspiel gegen Kroatien zu Buche. In der Équipe de France, dem Weltmeister-Team von 2018, geben bis dato also noch andere wie Real-Star Mbappé oder Ousmane Dembélé den Ton an. Doch auch hier steht der Flügelspieler aus Angers bereitet in den Startlöchern.

Gegen Spanien in der Stuttgarter MHP-Arena heißt das Ziel für Désiré Doué also erneut München, wo am Sonntag (21 Uhr) das Finale der Nations League ausgetragen wird. „Ich schwebe auf Wolke sieben. Das ist ein Traum, der für mich wahr wird – und das in meiner ersten Saison für diesen großen Club“, hatte der Youngster Doué nach seiner Gala-Vorstellung gegen Inter Mailand gesagt. „Was wir heute geschafft haben, ist magisch“, ergänzte Doué nach seinem „Auftritt, der im Louvre hängen könnte“, wie das englische Boulevardblatt „The Sun“ schrieb.

Doch von alleine ging auch bei Désiré Doué nichts: In Paris hatte der Flügelmann zunächst Startschwierigkeiten. In den ersten vier Monaten spielte er nur viermal von Beginn an, hatte Probleme, sich im neuen Umfeld zurechtzufinden. Seit Mitte Dezember war der Neue dann in der Ligue 1 gesetzt.

„Doué hat ein paar Monate gebraucht, um sich anzupassen“, sagt sein Club-Trainer Luis Enrique zum Start des 19-Jährigen, wo er zunächst als Linksaußen begann, aber inzwischen fast nur noch rechts spielt: „Als Franzose bei PSG erfolgreich zu sein, ist schwieriger. Aber jetzt erntet er die Früchte seiner harten Arbeit.“

Mit Henkelpott: Stolz präsentiert Doué die Champions-League-Trophäe. Foto: IMAGO/Newspix

17 Partien hat der PSG in der Champions League auf dem Weg zum Titel absolvieren müssen. Beim 4:1-Sieg über den VfB legte Doué den ersten Treffer der Gäste durch Bradley Barcola auf. Lediglich beim 0:1 in München in der Gruppenphase hat er nicht gespielt.

Zuvor hatte gerade der FC Bayern eine empfindliche Niederlage auf dem Transfermarkt hinnehmen müssen. Denn auch der deutsche Rekordmeister hatte Désiré Doué im Sommer 2024 unbedingt verpflichten wollen. Während andere Clubs wie Tottenham Hotspur im Poker um das Mega-Talent ausstiegen, blieben die Bayern bis zum Schluss hartnäckig – verloren allerdings das finale Duell gegen den mit Petro-Dollars aus Katar gefütterten PSG, der 50 Millionen Euro als Ablöse in die Bretagne an Stade Rennes überwies.

Bereits im Alter von fünf Jahren hatte Désiré Doué per Ausnahmeregel – normal nimmt der Club keine Kinder unter neun Jahren – in der Jugendakademie von Stade Rennes beginnen dürfen. An der Seite seines älteren Bruders Guela, der heute für Racing Straßburg und die Nationalelf der Elfenbeinküste spielt.

Désiré Doué, der es in seiner ersten PSG-Saison auf 31 Torbeteiligungen in 54 Einsätzen bringt, hat sich derweil für Frankreich entschieden. Und es scheint dabei nur eine Frage der Zeit, wann er auch für die Équipe Tricolore die entscheidenden Akzente setzt. So sagte Doué nach dem Champions-League-Triumph von München: „Wir haben Geschichte geschrieben – aber das ist erst der Anfang.“