VfB-Trio in der DFB-Elf: Alexander Nübel, Jamie Leweling und Angelo Stiller (v. li.) Foto: IMAGO/Kirchner-Media

Lange Zeit stellte der VfB keinen deutschen Nationalspieler – dann wurden es im Zuge des Höhenflugs immer mehr. Jetzt sind es wieder weniger. Wie sind die Aussichten?

Es gab schon Zeiten, da waren sie alle im Fränkischen versammelt. Herzogenaurach, das Trainingscamp des Noch-Ausrüsters der DFB-Elf, war für ein Sextett des VfB Stuttgart lange so etwas wie die zweite sportliche Heimat während der Länderspielpausen. Der Brustring in Bayern – der VfB Deutschland in der fränkischen Provinz war ein prägendes Stuttgarter Bild der jüngeren Vergangenheit. Doch jetzt, da aus dem VfB-Sextett in der Nationalmannschaft vor den beiden WM-Qualifikationsspielen am Freitag in Sinsheim gegen Luxemburg (20.45 Uhr/ARD) und am Montag in Belfast gegen Nordirland (20.45 Uhr/RTL) nur noch ein Trio geworden ist, hat sich die Szenerie verändert.

 

So kam es, dass die verbliebenen VfB-Nationalspieler Alexander Nübel, Angelo Stiller und Jamie Leweling am Dienstagvormittag ohne die drei Kollegen Maximilian Mittelstädt, Deniz Undav und Chris Führich den allseits bekannten sattgrünen Trainingsplatz in Herzogenaurach betraten, sich dort aufwärmten und dann in zwei Gruppen Spielformen einstudierten. Das war um 11 Uhr – eine knappe halbe Stunde zuvor gingen Mittelstädt, Undav und Führich auf den Rasen des Robert-Schlienz-Stadions in Bad Cannstatt. Sie absolvierten dort die öffentliche Einheit des VfB.

Maximilian Mittelstädt ist nicht dabei beim DFB

Was sich sagen lässt: Die Wetterlage war an beiden Orten gleich: herbstlich kühl und bewölkt. Die Stimmungslage wiederum war wohl zumindest bei Mittelstädt ähnlich trüb und trist – obwohl sich der Linksverteidiger beim Training in Stuttgart seinen Frust über die Nichtnominierung für den DFB-Kader zumindest nach außen nicht anmerken ließ: Mittelstädt gab Gas und schlug seine Flanken von links hochprofessionell nach innen.

Nur noch drei aus sechs sind es jetzt also im knapp 230 Kilometer von Bad Cannstatt entfernten Herzogenaurach – aus dem VfB Deutschland ist in diesen Tagen eher so etwas wie ein VfB Deutschländle geworden. Und mit dem Blick auf die WM im nächsten Sommer in den USA, Kanada und Mexiko drängt sich die Frage auf, wie denn nun die Stuttgarter Perspektiven sind. Und ob es dort die Chance auf einen großen Block aus Cannstatt (vielleicht heißt er dann ja aus gegebenem Anlass „VfB Germany“) geben wird. Auch mit Blick auf die Startelf.

Bei Torhüter Nübel und Offensivmann Führich ist die Sache, Stand Oktober 2025, schnell erzählt. Nübel wird, wenn alles normal läuft, zwar zur WM reisen (wenn sich die deutsche Elf denn qualifiziert), aber dort nicht spielen. Das tun entweder Marc-André ter Stegen, wenn er rechtzeitig fit wird, oder die aktuelle Nummer eins Oliver Baumann.

Führich, bei der Heim-EM 2024 noch im Kader, wurde schon länger nicht mehr eingeladen von Bundestrainer Julian Nagelsmann und ist aktuell auch beim VfB außen vor in der Startelf. Seine Chancen auf eine WM-Teilnahme sind äußerst gering – auch mit Blick auf die große Konkurrenz in der Offensive der DFB-Elf.

Sind Undav und Leweling weiter dabei?

Die ist auch für Leweling und Undav ein Thema. Große Namen drängen im Angriff in die Startelf. In Jamal Musiala und Kai Havertz fehlen zwei Stammkräfte derzeit verletzt – ebenso wie Stürmer Tim Kleindienst, der als Aufsteiger des vergangenen Herbstes und Frühjahrs ebenso in die Anfangself drängt. Auch der wiedererstarkte Serge Gnabry und Karim Adeyemi betrieben zuletzt Werbung in eigener Sache. Und da ist ja auch noch dieser großgewachsene Typ, der die Schlagzeilen im abgelaufenen Transfersommer beherrschte, nun wegen eines grippalen Infekts zunächst außer Gefecht war und dann am Dienstagabend zur deutschen Mannschaft stoßen sollte: Ja, Nick Woltemade, der bei Newcastle United durchstartet, ist in der DFB-Elf ein großer Konkurrent für seine ehemaligen VfB-Teamkollegen Undav und Leweling.

Bei Undav und der DFB-Elf gestalten sich die Dinge ohnehin kompliziert. Nagelsmann verzichtete erst auf eine Nominierung in den vergangenen Länderspielblöcken, und dann zog sich der VfB-Offensivmann Ende August einen Innenbandriss zu. Jetzt steht Undav vor dem Comeback und will wieder dort hinkommen, wo er vor der EM 2024 war: Auf dem Höhepunkt seines Schaffens.

Konstant gut: Jamie Leweling im DFB-Dress Foto: IMAGO/DeFodi Images

Leweling dagegen spielte beim Heimturnier 2024 noch keine Rolle, was sich dann änderte. Im Grunde überzeugte der so wuchtige wie schnelle Stuttgarter Offensivmann immer, wenn er für die DFB-Elf auf dem Platz stand. Sollte Leweling so weitermachen, ist zumindest eine Nominierung für die WM wahrscheinlich. Am Dienstag nun gab es in Herzogenaurach aber einen kleinen Dämpfer: Leweling zog sich eine Adduktorenverletzung zu, sein Einsatz gegen Luxemburg ist fraglich.

Ein Fixpunkt im deutschen Kader – am Freitag und allgemein – ist Mittelfeldmann Stiller. Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Aleksandar Pavlovic und Felix Nmecha heißen im Zentrum die Konkurrenten. Aus diesem Pool wird Nagelsmann stets jeweils zwei Profis für seine Anfangsformation auswählen und sich dort, so betonte er das zuletzt, auch immer am Profil des Gegners orientieren. Soll heißen: Wenn es um einen gepflegten Aufbau gehen soll, hat Stiller gute Karten. Wenn vorrangig Wucht und Härte gefordert sind, eher nicht.

Und Mittelstädt? Der Linksverteidiger wurde ja nun sehr überraschend nicht nominiert – obwohl er beim VfB auf konstantem Niveau seine Leistungen abliefert und auch beim peinlichen 0:2 gegen die Slowakei in Bratislava vor einem Monat noch zu den stabileren Profis der DFB-Elf zählte. Mittelstädts Vorteil mit dem Blick auf die WM bleiben seine defensive Stabilität und das solide Offensivspiel – Qualitäten, die die Konkurrenten David Raum und der nun erstmals nominierte Nathaniel Brown (Eintracht Frankfurt) erst noch dauerhaft unter Beweis stellen müssen.